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Mehr ...Mopsfledermaus lebt in mehr Wäldern als bisher bekannt
NABU-Projekt liefert neue Erkenntnisse zu Vorkommen seltener Art in 12 Landkreisen
Die Mopsfledermaus (barbastellus barbastellus) ist in Deutschland und Baden-Württemberg stark gefährdet. Um ihre Bestände im Südwesten besser schützen und fördern zu können, ist mehr Wissen über ihre Vorkommen nötig. Deshalb hat sich der NABU Baden-Württemberg am bundesweiten Projekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird, beteiligt. Mit vielen Fachleuten und Ehrenamtlichen konnten in Baden-Württemberg seit 2019 Mopsfledermäuse erforscht und Bestände in 12 Landkreisen nachgewiesen werden. Ein Forschungsteam hat in Regionen mit besonders guten Lebensbedingungen für die Art 74 Wochenstuben-Quartiere aufgespürt, in denen die Weibchen ihre Jungen großziehen, und diese untersucht. So kamen wertvolle Erkenntnisse zusammen, vor allem, in welchen Bäumen die Waldfledermaus-Art ihre Jungen großzieht. Dieses Wissen nutzen Besitzerinnen und Besitzer von Wäldern sowie Forstbetriebe, um geeignete Baumquartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Der NABU-Landesverband stellte die Ergebnisse aus Baden-Württemberg bei der Abschlusstagung des bundesweiten Projekts von 7. bis 8. November 2024 in Erfurt vor.
Umweltministerin Walker MdL: „Baden-Württemberg trägt Verantwortung für Überleben der Art“
Die Bestände der Mopsfledermaus sind in den 1950er- bis 70er-Jahren massiv eingebrochen. Heute gilt sie in Europa, Deutschland und Baden-Württemberg als stark gefährdet, in manchen Ländern ist sie vom Aussterben bedroht.
Umweltministerin Thekla Walker hebt hervor, dass der Südwesten eine wichtige Rolle für das Überleben der Art spielt: „Wir sind stolz, dass es in Baden-Württemberg noch Bestände dieser seltenen Art gibt – ein Beispiel ist die Alb-Wutach-Region. Deshalb achten wir darauf, dass sich die Population hier stabilisiert und in andere Landesteile und Länder ausbreitet. Dieser Verantwortung kommen wir gerne nach. Seit 2019 hat ein Forschungsteam viele Sommernächte in Wäldern verbracht, um Mopsfledermaus-Weibchen zu fangen und zu besendern. Mit Erfolg: Sie konnten mehrere neue Vorkommen entdecken. Dank dieser Daten können unsere Naturschutzbehörden sicherstellen, dass die Lebensräume der Mopsfledermaus in diesen Regionen besonders geschützt werden.“
Forstminister Hauk MdL: „Nachhaltige Waldwirtschaft setzt sich aktiv für den Erhalt gefährdeter Arten ein“
Die Mopsfledermaus zieht ihre Jungen in Baumspalten auf, wo sie gut geschützt vor Mardern oder Eulen den Tag verschläft. Solche Quartiere für ihre Kinderstuben, sogenannte Wochenstuben, findet sie vor allem unter abstehenden Rindenschuppen oder in Baumspalten.
Forstminister Peter Hauk MdL betont, wie wichtig solche Strukturen im Wald sind: „Mopsfledermaus-Weibchen brauchen genügend alte und abgestorbene Bäume, in denen sie ihren Nachwuchs großziehen. Im Staatswald arbeiten wir daran, mit dem Alt- und Totholzkonzept im Rahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung aktiv diese Strukturen zu schaffen und helfen so der gefährdeten Fledermaus, in unseren Wäldern eine Heimat zu finden. Denn sie ist eine der Zielarten der Waldnaturschutzkonzeption des Landes, für die wir Lebensräume schaffen und erhalten wollen. Dabei helfen uns die Maßnahmenvorschläge für die forstliche Praxis, die die Projektbeteiligten in einem Handbuch zusammengefasst haben. Davon profitieren auch viele gefährdete Pilz-, Flechten- und Tierarten wie der Hirschkäfer, die auf Alt- und Totholz angewiesen sind.“
NABU-Landesvorsitzender Enssle: „Engagierte aus Forst und Ehrenamt liefern Nachweise“
Vor Projektbeginn war wenig über die Vorkommen der Mopsfledermaus in Deutschland bekannt. Eine Besonderheit in Baden-Württemberg war, dass viele Engagierte aus Forst und Ehrenamt sich an der Forschung beteiligt haben, verdeutlicht der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle: „Wir vom NABU haben akustische Messgeräte an rund 150 interessierte Ehrenamtliche und Forstbezirksleitende verliehen, in deren Gegend wir Mopsfledermäuse vermutet haben. Diese haben sie mindestens fünf Nächte im Wald aufgehängt und so an knapp 60 Standorten die einzigartigen Rufe von Mopsfledermäusen nachgewiesen. Das Forschungsteam hat dann an einigen dieser Standorte durch Netzfang und Besenderung Quartiere aufgespürt. Außerdem haben sich einige Privatwaldbesitzer verpflichtet, in ihrem Wald mehr Alt- und Totholz für die Mopsfledermaus stehen zu lassen. Wir brauchen solche Kooperationen, wenn wir das rasante Artensterben aufhalten wollen!“
Die wichtigsten Projekt-Ergebnisse in Baden-Württemberg
- Nachweise von Mopsfledermäusen in 12 Landkreisen: Alb-Donau, Esslingen, Göppingen, Main-Tauber, Neckar-Odenwald, Ostalb, Rems-Murr, Rhein-Neckar, Schwäbisch-Hall, Schwarzwald-Baar, Tübingen, Waldshut.
- Davon an knapp 60 Standorten Nachweise von Engagierten aus Forst und Ehrenamt.
- 74 Wochenstuben-Quartiere entdeckt und untersucht, in denen Mopsfledermäuse ihre Jungen großziehen.
- Umfangreiches Handbuch erarbeitet mit Praxistipps für den Forst, wie sich Quartiere erkennen, schützen und schaffen lassen.
- Lebensräume im Privatwald auf 25.000 Quadratmetern unter Schutz gestellt.
- Habitatmodell erstellt, das zeigt, wo potenziell geeignete Lebensräume sind.
- Drei Kurzfilme gedreht über die Mopsfledermaus, ihre Lebensräume und ihren Schutz.
Weitere Infos zum Thema:
- Pressemitteilung zur Abschlusstagung in Erfurt auf www.mopsfledermaus.de
- Pressekit mit Informationen zum Bundesprojekt
- Videos zur Mopsfledermaus und zur Forschungsarbeit im Projekt auf YouTube
Über das Projekt
Das Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz mit 4,3 Mio. Euro gefördert. Die Teilprojekte des Vorhabens werden darüber hinaus von den jeweiligen Ländern und weiteren Partnern unterstützt. Das finanzielle Gesamtvolumen beträgt 5,44 Mio. Euro. Der Anteil für Baden-Württemberg liegt bei mehr als 850.000 Euro. Daran beteiligen sich zwei baden-württembergische Landesministerien: Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft finanziert 15 Prozent, das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit der Landesforstverwaltung und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt fünf Prozent. Der NABU Baden-Württemberg steuert fünf Prozent der Summe aus eigenen Mitteln bei.