Schäfer Wohlfarth mit seiner Herde. Hier noch eingezäunt („gepfercht“) - Foto: Jochen Goedecke
Fachtagung mit Landesschafzuchtverband
Lösungen für traditionelle Schafbeweidung gesucht
10. Oktober 2024 – Sie strahlen Ruhe aus und erfreuen mit ihrem Anblick: Seit dem Mittelalter ziehen Schafherden auf traditionellen Wegen über die Schwäbische Alb. Von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe geadelt, ist die Hüte- und Wanderschäferei für die Pflege hochrangiger Naturschutzflächen unverzichtbar. Durch ihren Appetit auf frisches Grün halten die Tiere die typischen Wacholderheiden und Magerrasen offen, wovon die Artenvielfalt profitiert. Im Südwesten leben etwa 110 hauptberufliche Schäferinnen und Schäfer, die aktuell von den Sommer- zu den Winterweiden ziehen. Eine Herausforderung ist dabei die Suche nach geeigneten Pferch- und Schattenflächen in der Nähe der Weiden. Auf einer gemeinsamen ganztägigen Fachtagung haben NABU und Landesschafzuchtverband (LSV) Baden-Württemberg heute (10.10.) in Albstadt mit rund 50 Teilnehmenden über die Bedeutung von Pferchflächen gesprochen und gemeinsam nach Lösungsansätzen gesucht. Nach einer Einführung ins Thema folgte eine Exkursion zu den beiden Wanderschäfereien von Frank Rehm und Peter Wohlfarth im Zollernalbkreis.
In einem gemeinsamen Forderungspapier an Land, Flächeneigentümerinnen und -eigentümer sowie die Landwirtschaft setzen sich die beiden Verbände für die Zukunft der Hüteschafhaltung im Südwesten ein.
Hütehaltung pflegt Landschaften vorbildlich
„Die Hütehaltung lässt im besten Fall blühende Landschaften voller Insekten und Vögel entstehen, da es dadurch für die meisten Arten genügend Strukturen gibt. Manche Arten leben nur dort und brauchen dieses Mosaik aus unterschiedlich abgefressenen Pflanzen. Ohne Schafherden wäre Baden-Württembergs Natur deutlich ärmer“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Doch es sei keinesfalls selbstverständlich, dass Schäferinnen und Schäfer ausreichend viele und große Weiden angeboten bekommen.
Schafe hüten sieht leichter aus, als es ist
Obwohl für ihre Freiheit und Unabhängigkeit bewundert, müssen Schäferinnen und Schäfer vielerorts um Weideflächen, Verständnis und ein wirtschaftliches Auskommen bangen. Weil die Hüteschäferei zeitintensiv ist, liegt das durchschnittliche Einkommen meist deutlich unter dem Mindestlohn. Dazu kommt, dass es immer schwieriger wird, gutes Personal für die Hütehaltung zu finden. Denn die Kombination aus traditionellem Wissen, Ausdauer und Können muss vorhanden sein, ebenso wie gute Hunde. Der Erlös aus Wolle und Fleisch ist oft nicht kostendeckend. Dadurch sind die Betriebe auf die Einnahmen aus der Landschaftspflege angewiesen. „Für den Erhalt dieser wichtigen traditionellen Landnutzungsform braucht es die aktive Unterstützung der Flächeneigentümerinnen und -eigentümer, insbesondere von den Kommunen. Pferchflächen sowie Herbst- und Winterweiden müssen in ausreichender Anzahl und Größe vorhanden sein, damit die Schäferei in Baden-Württemberg überleben kann“, betont die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands, Anette Wohlfarth.
Hintergrund
- In Baden-Württemberg gab es laut Statistischem Landesamt 2023 rund 1.260 Betriebe mit insgesamt etwa 211.600 Schafen (Betriebe ab 20 Schafen). Laut Landesschafzuchtverband sind davon 110 als Wanderschäfer/-innen unterwegs.
- Link zum Forderungspapier: https://next.nabu-bw.de/s/Pfyqf9qmdNQPdKE
- Kooperationsvertrag NABU und Landesschafzuchtverband