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Mehr ...Wildbiene des Jahres
Vom Arbeitskreis Wildbienen-Kataster gekürt



Rainfarn-Maskenbiene auf Färber-Kamille - Foto: Hans-Richard Schwenninger
Du arbeitest im Arbeitskreis Wildbienen-Kataster mit. Was macht ihr dort genau?
Der AK Wildbienen-Kataster ist eine Sektion innerhalb des Entomologischen Vereins Stuttgart e.V. Der 2003 gegründete Arbeitskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen zur Lebensweise und zum Vorkommen unserer Wildbienen zu vermehren, zu bündeln und in einer Datenbank zusammenzuführen, die im Internet abrufbar ist: www.wildbienen-kataster.de. Der AK arbeitet eng mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart zusammen. Ein großes Anliegen des AK ist es, die Wildbienen und ihre Bedeutung für den Naturhaushalt bekannter zu machen und für den dringend notwendigen Schutz dieser Tiere zu werben.
Es gibt den Vogel des Jahres, den Baum oder den Fisch des Jahres. Warum brauchen wir eine Wildbiene des Jahres?
Beim Wort „Biene“ fällt den meisten Menschen sofort Honig, Imkerei, Bienenvolk und vielleicht auch noch Bestäubung von Blumen ein. Die Wenigsten wissen, dass es in Deutschland einige hundert Arten von Wildbienen gibt, weltweit sind das über 20.000 Arten. Die Tiere leben meist als Einzelgänger (Solitärbienen), als Ausnahme bilden unsere Hummeln kleine Völker, die allerdings nicht überwintern – im Gegensatz zum Honigbienenstaat. Unsere Wildbienen machen zwar keinen Honig, tragen aber in hohem Maße zur Bestäubung der Pflanzen bei – auch unseres Obstes. Die Initiative „Wildbiene des Jahres“, die seit 2013 beim AK Wildbienenkataster läuft, soll die Wildbienen mehr in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit bringen.
Wie viele Wildbienenarten gibt es in Deutschland und in Baden-Württemberg und wie viele Arten sind davon gefährdet?
In Deutschland kommen über 580 Arten vor. In Baden-Württemberg sind es mehr als 460 Arten. Den Wildbienen kommt dabei das warme Klima im Südwesten zugute. In Deutschland ist über die Hälfte der Wildbienenarten im Bestand mehr oder weniger stark gefährdet.
Unter welchen Problemen leiden die Wildbienen?
Leider sind die Tiere einem ganzen Bündel von Gefährdungen ausgesetzt. Da fehlt es zunehmend am lebenswichtigen Angebot von Blüten, die voller Pollen und Nektar sind. „Blühende Landschaften“ werden gebraucht, stattdessen nehmen öde Ackerflächen und auch Gärten aus Steinschotter immer mehr zu. Außerdem sind Wildbienen einer hohen Belastung von Umweltgiften ausgesetzt: Herbizide vernichten die Nahrungspflanzen, Insektizide vergiften sie direkt – allen voran die Stoffklasse der Neonicotinoide, die dringend verboten gehören. Schließlich gehen fortlaufend die Lebensräume der Tiere durch Siedlungs- und Straßenbau verloren und es kommt zu Infektionskrankheiten, die von der Honigbiene aber auch von kommerziell verbreiteten Hummelvölkern ausgehen.
Was sind die Folgen für die Menschheit, wenn die Zahl der Wildbienen weiter abnimmt?
Wir wissen heute, dass wir eine vitale Insektengemeinschaft für die Bestäubung der Pflanzen brauchen. Sich hier auf die Honigbiene in der Obhut des Menschen zu verlassen, wäre sträflicher Leichtsinn. Wenn man weiß, dass zum Beispiel unser Obst von der Gemeinschaft an Wildbienen, Schmetterlingen, Fliegen, Käfern, Ameisen und auch der Honigbiene bestäubt werden, erkennt man, dass wir auf alle Blütenbestäuber angewiesen sind. Wildbienen sind wegen ihrer besonders hohen Bestäubungsleistung unverzichtbar!
Was kann jede und jeder Einzelne für die Tiere tun?
Vor allem geht es darum, wieder ein vielfältiges Angebot an giftfreier Nahrung zu schaffen! Es gilt dafür zu sorgen, dass eine große Vielfalt an heimischen Pflanzen zurückkehrt – mit exotischen Blumen können die anspruchsvollen Wildbienen oft nichts anfangen. Im eigenen Garten lässt sich mit Wildpflanzen ein wertvolles Nahrungsangebot für die Tiere schaffen. Der Schlüssel für die wirksame Unterstützung der Insekten ist dabei der Einsatz von Wildpflanzen aus der Region, denn an diese haben sich die Tiere im Laufe ihrer Stammesentwicklung angepasst. Beim Säen von Blumenmischungen ist es hilfreich, auf ein entsprechendes Zertifikat zu achten, wie dasjenige mit dem Siegel für VWW-Regiosaatgut (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e. V.). Natürlich kann man auch Nisthilfen anbieten, indem man in Hartholzklötze Löcher mit einem Durchmesser von vier bis sechs Millimeter bohrt. Auch waagerecht angebrachte Bambusröhren oder Schilfbündel sind für manche Bienenarten ein willkommener Nistplatz. Eine Kombination dieser Angebote in einem Regal mit Dach wird gerne als „Wildbienenhotel“ bezeichnet. Diese werden momentan überall im Land aufgestellt – leider nicht immer fach- und artgerecht gebaut. Man darf dabei nicht vergessen, dass die allermeisten Wildbienen im Erdreich nisten und als Bewohner dieser Nisthilfen gar nicht in Frage kommen. Wenn im Rahmen einer Schul-oder Kindergartenaktion ein solches „Bienenhotel“ entstehen soll, ist auf jeden Fall zugleich eine „Bienenweide“ aus Wildblumen anzulegen, damit die Bienen nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine Nahrungsquelle bekommen.
Wildbienen der Jahre:
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