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Mehr ...Heckenschnitt ja – aber richtig
Mit Rücksicht auf die heimische Tierwelt
Vom Boden bis in die Spitzen werden Hecken und Sträucher von Tieren wie mehrgeschossige Wohnhäuser genutzt. Im Erdgeschoss suchen Igel, Amphibien und Reptilien einen Unterschlupf und Nahrung unter dem Laub. Rotkehlchen und Zilpzalp bauen ihre Nester in Bodennähe. Im Zwischengeschoss bis in eine Höhe von circa drei Metern brüten Zaunkönig, Mönchs- und Klappergrasmücke sowie Amsel. Haselmäuse krabbeln durchs Geäst. Früh morgens singt eine Mönchsgrasmücke auf Partnersuche gern auf einer Strauchspitze, ihr Nest versteckt sie in Büschen und Hecken. Insekten sammeln Pollen und Nektar von blühenden Sträuchern wie der Kornelkirsche, dem Gemeinen Schneeball oder der Berberitze. Vögel picken im Herbst Beeren von Schlehe, Weißdorn und Holunder. Aussichtsreich ganz oben nisten Grün- und Buchfink sowie der Stieglitz. Sofern auch Bäume in der Hecke stehen, brüten im Penthouse Elstern, Mäusebussarde bauen ihr Nest dort und Eichhörnchen legen einen Kobel an. Wenn sich unter und neben einer Hecke eine Krautschicht entwickeln kann, finden Samenfresser wie Feldsperling, Goldammer, Gimpel, Stieglitz und viele andere Nahrung.
Angesicht dieser Artenvielfalt, ist es wichtig, bei der Gartenarbeit Rücksicht auf diesen Lebensraum zu nehmen.
Bundesnaturschutzgesetz und regionale Baumschutzsatzungen
Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es daher verboten, im Zeitraum vom 01. März bis 30. September Fällarbeiten und starke Rückschnitte vorzunehmen. Vorsichtige Form- und Pflegeschnitte, die den Zuwachs des Jahres entfernen sind von dieser Regelung ausgenommen (§ 39 Absatz 5 Nr. 2). In diesem Zeitraum nutzen viele Vögel und andere Tiere Bäume und Hecken, um dort ihre Jungen aufzuziehen. Das Bundesnaturschutzgesetz schützt mit Paragraph 44 „Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten“ (§44 Absatz 1 Satz 3 BNatSchG), wie beispielsweise Baumhöhlen mit Fledermausquartieren oder Hecken, in denen Vögel ihre Nester angelegt haben. Diese Vorgaben gelten nicht nur für die freie Landschaft, sondern auch für Gärten und andere Grünflächen in Dörfern und Städten. Innerhalb der Bundesländer kann es auf regionaler und kommunaler Ebene abweichende Reglungen geben, die beachtet werden müssen.
Gärtner*innen sollten sich zudem immer informieren, ob es vor Ort eine Baumschutzsatzung gibt. Darin ist dann beispielsweise geregelt, welche Eigenschaften ein Baum aufweisen muss, damit die Baumschutzsatzung greift. Darüber hinaus gibt die Satzung vor, welche Maßnahmen erlaubt und welche verboten sind. Zusätzlich werden Pflegemaßnahmen aufgelistet, zu denen Gartenbesitzer*innen verpflichtet sind.
Unabhängig von diesen Gesetzen, appelliert der NABU an private Gartenbesitzer*innen auch mit kleineren Eingriffen zumindest bis Juli zu warten, da ein vollkommen vogelfreundlicher Heckenschnitt nur schwer umsetzbar ist. Ausnahmen gelten, wenn beispielsweise die Sicherheit im Straßenverkehr bedroht ist. Kann der Schnitt nicht bis Oktober warten, sind in diesem Fall laut Bundesnaturschutzgesetz ein umsichtiger Schnitt von Hecken und Bäumen sowie Fällarbeiten auch ganzjährig möglich.
Rücksicht nehmen auf Tiernachwuchs
Beim Rückschnitt von Hecken mit Heckenscheren und Motorsensen werden mitunter auch Erdkröten, Blindschleichen oder Igel und ihre Jungen gefährdet. Von Juni bis August erblicken die meisten Igeljungen in unseren Gärten an trockenen, windstillen Flecken das Licht der Welt. Weil die Bodennester oft gut versteckt sind, kann man sie leicht übersehen. Lichtet man Hecken zu sehr aus, verlieren sie ihre schützende Funktion für Wildtiere. Zudem sollte unter Hecken grundsätzlich nicht mit Freischneidern saubergemacht werden. Und weil etwas größere Igelkinder auch mal tagsüber neugierig unterwegs sind, lässt man Mähroboter am besten nur tagsüber unter Aufsicht laufen – oder verzichtet auf den Kauf, der Natur zuliebe. Denn auch für erwachsene Igel können Mähroboter eine tödliche Gefahr sein.
Hecken sind wertvolle Lebensräume und bieten einen optimalen Unterschlupf für viele Vögel und einige Säugetiere. Die Tiere ziehen dort ihren Nachwuchs groß, finden eine gute Versteckmöglichkeit und ziehen sich auch mal zum Schlafen zurück. Bei vielen Singvögeln gibt es auch im Sommer eine zweite Brut, die bei einem entsprechenden Heckenschnitt gefährdet wird. Und auch aus gärtnerischer Perspektive ist Geduld gefragt. Oft erfahren die Pflanzen einen zweiten Wachstumsschub. Wer zu früh zur Heckenschere greift, muss meist ein weiteres Mal schneiden. Vor jedem Schnitt ist eine gründliche Suche nach bewohnten Nestern in den Sträuchern unerlässlich. Am besten schneidet man Hecken in der laubfreien Zeit.
Bei der Gartenarbeit gilt: Weniger ist mehr
Vielfältige Strukturen wie Reisig- und Totholzhaufen, Laub unter Bäumen und Sträuchern, Fallobst oder abgeblühte Stauden bieten tierischen Gartenbewohnern Schutz vor der kalten Jahreszeit und sind eine wichtige Nahrungsquelle. Kleine Zweige, Moose und Flechten werden zum Nestbau genutzt – sind also im Garten höchst willkommen. Der Frühjahrsputz im Garten sollte also so ausfallen, dass Vögel noch geeignetes Nistmaterial aufsammeln können. Bis Ende Juli brüten dann Singvögel wie Gartengrasmücke, Heckenbraunelle und Zaunkönig im Schutz des dichten Blätterwerks von Gärten, Friedhöfen oder Parkanlagen.
Wer seine Obstbäume schneidet, muss den Rückschnitt nicht kompostieren oder verbrennen. Durch locker aufgeschichtetes Totholz entstehen neue Lebensräume. Sie werden von Marienkäfern und Ohrwürmern besiedelt, sind ein Unterschlupf für Igel, Nährstoffgrundlage für Pilze und dienen bei ausreichender Größe sogar als Nistplatz, etwa für Vögel wie den Zaunkönig oder das Rotkehlchen. Eidechsen und Schlangen profitieren von einem sonnigen Standort, Amphibien eher von einem schattigen, feuchten. Damit Erdkröten, Frösche und Molche vor Frost geschützt unter Totholz überwintern können, kann man zuunterst eine kleine Mulde ausheben und diese mit groben Aststücken befüllen, bevor die größeren Stücke aufgeschichtet werden. Für eine bessere Isolierung sorgt Laub oder anderes organisches Material, das in einige Hohlräume gesteckt wird.
Eine weitere weit verbreitete Möglichkeit, Totholz zu „recyclen“ ist die sogenannte Benjeshecke. Dabei werden Totholz, Reisig und andere Gartenreste in Form einer Hecke aufgeschichtet. Um ein paar Farbtupfer in die Hecke zu bringen, kann sie zusätzlich mit heimischen Clematis begrünt werden.
Totholz-Stämme können bei ausreichender Stabilität auch stehen gelassen werden. Sie dienen Insekten zur Eiablage. Vögel wiederum finden in den Insekten eine willkommene Nahrungsquelle.
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