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Mehr ...Ursache für mysteriöses Meisensterben gefunden
NABU erwartet steigende Fallzahlen – Hygiene bei Vogelfütterung schützt vor Krankheiten
Aktuelle Informationen
12. Mai 2020 – Seit Anfang März wurden dem NABU bundesweit 35.000 tote Blaumeisen gemeldet, davon stammten fast 2.300 tote Vögel von rund 1.500 gemeldeten Orten aus Baden-Württemberg.
24. April 2020 – Die Ursache für das Meisensterben konnte identifiziert werden. Die Vögel infizieren sich mit dem Bakterium Suttonella ornithocola. Es tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt. „Der Erreger löst eine für die kleinen Vögel tödliche Lungenentzündung aus“, erklärt Stefan Bosch, NABU-Fachbeauftragter für Vogelschutz in Baden-Württemberg.
Das Bakterium ist erst seit 1996 bekannt. Damals wurde es in Großbritannien beschrieben und kommt dort flächendeckend regelmäßig vor, hat aber bisher nicht zu überregionalen Massensterben geführt. Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Da Vögel aber auch an anderen Krankheiten gestorben sein könnten und grundsätzlich oft mehrere Pathogene in sich tragen können, sollten tote Vögel nur mit Handschuhen angefasst werden.
Der Fund kranker und toter Meisen kann weiterhin auf der Webseite des NABU-Bundesverbands unter www.NABU.de/meisensterben mit Daten und Fotos gemeldet werden.
14. April 2020 – Beim NABU mehren sich aktuell Meldungen besorgter Vogelfreundinnen und -freunde über tote Singvögel in Gärten. Besonders Blaumeisen, aber vereinzelt auch Kohlmeisen und andere kleine Singvögel, sind derzeit von einer Krankheit betroffen. Erkrankte Tiere fallen dadurch auf, dass sie apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und vor näherkommenden Menschen nicht mehr fliehen. Oft wirkt es, als hätten die Vögel Atemprobleme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleids sind verklebt. Vom 10. bis 22. April wurden dem NABU 13.800 Fälle aus Deutschland gemeldet, die etwa 26.000 Vögel betreffen, knapp 1.000 Meldungen waren aus dem Südwesten. Stefan Bosch, NABU-Fachbeauftragter für Vogelschutz in Baden-Württemberg, geht von einer hohen Dunkelziffer aus: „Ich erwarte, dass die Zahl der Fälle rasch ansteigt.“
Der NABU bittet die Bürgerinnen und Bürger, den Fund kranker und toter Meisen weiterhin zu melden. Über ein Online-Formular unter www.NABU.de/meisensterben werden Daten und Fotos gesammelt, ausgewertet und der Forschung zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, die Ausbreitung dieses neuen Phänomens zu erfassen. Wer einen kürzlich gestorbenen Vogel findet, kann diesen unter Einhaltung der notwendigen, auf der NABU-Website beschriebenen Hygienemaßnahmen luftdicht verpacken und zur Untersuchung an die örtlichen Veterinärämter oder an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg senden.
Futter- und Wasserversorgung bei Krankheitsbefall beenden
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten daran, die offenbar neuartige Infektionskrankheit geografisch zuzuordnen und mögliche Ursachen und Auswirkungen zu identifizieren. Die oft in größerer Zahl gefundenen toten Tiere lassen vermuten, dass der Erreger hochansteckend ist. „Wenn mehr als ein kranker Vogel an einer Futterstelle oder Tränke beobachtet wird, sollte das Bereitstellen von Futter und Wasser sofort eingestellt werden“, betont Stefan Bosch.
Unabhängig von der neuartigen Infektion ist es möglich, dass der milde Winter und teils hohe Frühlingstemperaturen die Verbreitung von Keimen am Futterhaus begünstigt. Damit sich die Tiere beim Körnerholen oder Wassertrinken nicht gegenseitig mit Krankheiten anstecken können, ist Sauberkeit geboten. „In der kommenden Brutzeit holen sich die Vögel immer noch gern einen Leckerbissen zur Stärkung an der Futtersäule ab. Das ist auch kein Problem, solange das Futter sauber ist und die Vögel nicht mit dem gesamten Futter in Kontakt kommen können“, rät der NABU-Ornithologe. Naturnahe Gärten und Grünflächen unterstützen zudem ganzjährig die Vögel bei der Nahrungssuche. Wer im Garten und auf dem Balkon die Blüten- und Insektenvielfalt durch heimische Pflanzen fördert, trägt dazu bei, dass Gartenvögel zur Brutzeit ausreichend Insekten zur Jungenaufzucht sammeln können.
„Mit attraktivem, gesundem Futter und mehreren, sauberen Futterplätzen locken wir eine Vielzahl an heimischen Vögeln in den Garten für ein spannendes Naturerlebnis direkt vor der Haustüre. Vögel beobachten ist wie ein Rätselkrimi und eine schöne Abwechslung: Wer lässt sich blicken? Ist ein neuer Besucher dabei? Was nascht welcher Vogel am liebsten? Insbesondere Kinder sind begeistert, wenn sich neben Spatz, Blau- und Kohlmeise auch seltenere Gäste, wie Erlenzeisige oder Gimpel, bedienen – und sie diese erkennen“, so Bosch. Die NABU-App „Vogelwelt“, der E-Learning „Vogeltrainer“ und Artenporträts helfen beim Erkennen. Zur nächsten „Stunde der Gartenvögel“, der bundesweiten NABU-Mitmachaktion vom 8. bis 10. Mai, können kleine und große Vogelfans ihr neues Wissen sogleich nutzen.
Hygienische Futtersilos statt Großkantine für Vögel
Erste Voraussetzung für einen hygienisch sicheren Futterplatz ist die richtige Wahl des Futterspenders: Reine Körnerfresser, wie Finken, Sperlinge und Ammern, knacken Sonnenblumenkerne, Hanf und andere Sämereien mit ihrem kräftigen Schnabel. Ungeeignet sind dabei Großkantinen für Vögel in offenen Futterhäusern, weil sich hier für die Vögel gefährliche Keime ausbreiten können. Unbedenklich sind Futterröhren mit nachrutschendem Futter, Fettblockhalter und andere, kleinere Futtergeräte, die nur Tagesrationen enthalten. Alle Futtergeräte sollten regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt, in der Sonne getrocknet und das Futter auf Schimmel überprüft werden. Weil sich unter den Silos Futterreste und Kot sammeln, sollte der Aufhängeplatz öfter geändert werden.
Weichfutterfresser, wie Rotkehlchen, Heckenbraunelle oder Star, mögen tierische Kost und feine Sämereien wie Hirse oder Leinsamen. Für sie gibt es im Fachhandel und im NABU-Online-Shop spezielle Bodenfutterspender. Wer Rosinen, Obst, Haferflocken und Kleie offen am Boden anbietet, sollte darauf achten, dass die Futterstelle trocken bleibt und sich keine Katzen anschleichen können. Sobald es wärmer wird, bergen Wasserstellen für Vögel eine potenzielle Gefahr zur Übertragung von Trichomonas gallinae. Der Parasit kann für Grünfinken tödlich sein. Bei sommerlichen Temperaturen überlebt der Erreger bis zu 24 Stunden im warmen Wasser. Vorbeugend sollten insbesondere kleine Wasserstellen täglich gereinigt und neu gefüllt werden.
- NABU: Regeln für eine hygienische Vogelfütterung
- Keine Speisereste, kein Brot, verdorbenes Futter oder gesalzene Speisen anbieten.
- Kleine Futterspender sind besser als große und Futtersilos besser als offene Vogelhäuschen oder Futterbretter.
- Geeignet sind energiereiche Samen und Nüsse, Hafer, Maisflocken, Sonnenblumenkerne, feinere Sämereien, Hirse, Fettfuttergemische, Obst und Rosinen.
- Bodenfutterstellen trocken aufstellen oder extra Bodenfutterspender nutzen. An einem übersichtlichen Ort platzieren, damit sich Katzen nicht unbemerkt anschleichen können.
- Trinkwasserstellen regelmäßig reinigen und das Wasser erneuern, am besten täglich.
Meldeformular für kranke und Tote Meisen
Im Frühling 2020 wurden erstmals aus vielen Gärten Blaumeisen gemeldet, die krank wirkten und schnell starben. Verantwortlich ist das Bakterium Suttonella ornithocola. Damit wir mehr über die Krankheit herausfinden können, melden Sie bitte Fälle über unser Online-Formular. Mehr →