Kraniche aufgereiht im Flug - Foto: NABU/Christoph Kasulke
Kranichzug über Baden-Württemberg
Naturschauspiel: Bei Trompetenrufen zum Himmel schauen
„Seit dem Wochenende wurden viele ziehende Kraniche in Baden-Württemberg gesichtet“, meldet NABU-Vogelexperte Stefan Bosch. Es lohnt sich, tagsüber auf Vogelschwärme am Himmel zu achten. Auch in der Dunkelheit sind die nachtaktiven Vögel mit ihren lauten Trompetenrufen zu hören. Wenn man sie hört oder sieht, ist Eile geboten: „Das Naturschauspiel ist von kurzer Dauer. Die Kraniche fliegen mit bis zu 80 Stundenkilometern, sodass sie schnell aus dem Sichtfeld verschwinden.“
Verschiedene Routen führen ins Winterquartier
Im Herbst sind die besonderen Vögel aus Nordosteuropa und Skandinavien auf dem Weg in ihre Winterquartiere, die in Südeuropa und Nordafrika liegen. Dazu sammeln sie sich zu Zehntausenden an der Ostsee. Von Nordostdeutschland überfliegen sie als „Schmalfrontzieher“ in Trupps von wenigen Dutzend bis mehreren tausend Vögeln Deutschland auf zwei „Hauptstraßen“ Richtung Frankreich. Die südliche „Hessenroute“ führt über Thüringen, Hessen und das Saarland. Weichen die Vögel davon ab, konnte man sie bisher schon gelegentlich im Norden Baden-Württembergs beobachten. „Seit einigen Jahren etabliert sich eine weitere Route von in Osteuropa brütenden Vögeln, die über Bayern und Baden-Württemberg führt, so dass auch im Ländle die Beobachtungen zunehmen. Auf der neuen Südroute umfliegen die Vögel die Alpen“, sagt Bosch.
Augen auf und Ohren spitzen
„Wer Kranichschwärme im Südwesten beobachten möchte, schaut oder lauscht am besten immer wieder nach oben und achtet auf Schwärme mit großen Vögeln, die in lockeren Gruppen, als Kette oder in V- und Haken-Formation hoch am Himmel gen Südwesten streben“, rät der NABU-Ornithologe. Die Vögel sind grau gefärbt und mit 120 Zentimetern Körpergröße und über zwei Metern Spannweite größer als Weißstörche. Kraniche fliegen mit gestrecktem Hals und kräftigen Flügelschlägen. Im Gegensatz zum Storch sind sie sehr ruffreudig.
„Als Zugvögel benötigen Kraniche ungestörte Brutgebiete für ihre Bodennester in Mooren, Bruchwäldern und Waldsümpfen, für Zwischenstopps auf ihrer Reise die traditionellen Massenrastplätze in Südschweden, Ostdeutschland und Frankreich, nahrungsreiche Überwinterungsgebiete in Frankreich und Spanien. Und nicht zuletzt unsere Rücksichtnahme: Nachts sollte es so dunkel wie möglich sein, denn gerade Kraniche werden auf ihren Wanderungen immer wieder von der Lichtverschmutzung in Städten irritiert“, erklärt Bosch.
Mehr Infos zu den Kranichen:
Die Kraniche haben es in diesem Herbst eilig und nutzen die guten Flugbedingungen zur Weiterreise nach Frankreich und Spanien. Im Vorjahr hatte stürmisches Wetter die meisten Kraniche bis Mitte November zurückgehalten. Mehr →