Die Schmalbiene ist nur eine von über 460 verschiedene Wildbienenarten in Baden-Württemberg. - Foto: NABU/Kerstin Kleinke
Kleine Wildbienenkunde
Warum Wildbienen so faszinierend und wichtig sind
Neben der allseits gut bekannten Honigbiene gibt es in Baden-Württemberg über 460 verschiedene Wildbienenarten. Deutschlandweit sind es insgesamt sogar über 600. Zu ihnen gehören auch die über 30 Hummelarten. Diese Vielfalt summender Bestäuberinnen braucht eine vielseitige Landschaft und ein ausreichendes Angebot an Nahrungsquellen sowie geeignete Plätze für den Nachwuchs.
Emsige Bestäuberinnen – die Bedeutung der Wildbienen für unsere Ernährung und Blühlandschaft
Gemeinsam mit Schmetterlingen, Fliegen, Käfern und Ameisen sind die Wildbienen unentbehrliche Helferinnen bei der Bestäubung unserer Nutz- und Wildpflanzen. Zum Beispiel findet man 40 Prozent der Wildbienen in Baden-Württemberg in Streuobstwiesen, da sie vom vielfältigen Nektar- und Pollenangebot profitieren. Unbestreitbar sind sie ein wichtiger Teil der biologischen Vielfalt.
Vom Aussterben bedroht – Wildbienen stehen auf der Roten Liste
Doch den Wildbienen geht es schlecht. Mehr als die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland steht auf der Roten Liste. Und nur ein Drittel gilt als ungefährdet. Um zu verstehen, warum die Wildbienen so massiv gefährdet sind, ist es wichtig zu wissen, wo sie nisten und wie sie sich und ihre Brut ernähren.
Hintergrundwissen – Die Lebensweise der Wildbienen
Bienen gehören zoologisch betrachtet zur Insektenordnung der Hautflügler (Hymenoptera) und innerhalb dieser zur Familie Apidae. Zu den Bienen gehören die Wildbienen, wie z. B. unsere Hummeln, und die Honigbiene. Durch ihre Verwandtschaft mit den Wespen wurden Bienen früher als „Blumenwespen“ bezeichnet, denn Bienen versorgen ihre Brut mit Blütenprodukten: vorwiegend mit Pollen (Blütenstaub) und Nektar (Blütensaft). Als Mitglied der „Stechimmen“ verfügen Bienen über einen Stachel. Dieser dient vor allem zur Verteidigung, wenn die Brut bedroht wird. Wildbienen stechen allerdings äußerst selten.
Pelzig und bunt – die Vielfalt der Wildbienen
Wildbienen gibt es in allen Farben, Formen und Größen. Die kleine Zwerg-Schmalbiene (Lasioglossum minutissimum) ist nur 3-4 Millimeter groß. Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) dagegen wächst auf eine Größe von über 30 Millimetern. Viele Wildbienen sind pelzig behaart. Männchen sind in der Regel schlanker als die Weibchen und haben keine „Pollentransporteinrichtung“. Weibchen erkennt man oft daran, dass sie pollenbeladen von Blüte zu Blüte fliegen.
Solitär- oder Staatsbiene – Wildbienen praktizieren unterschiedliche Lebensformen
Die meisten Wildbienen leben alleine – als sogenannte Solitärbienen. Eine typische Solitärbiene ist die Gehörnte Mauerbiene, die wir im Frühling beobachten können. Sie lebt nur in Lagen unter 500 Metern und ist oft in Dörfern und Städten anzutreffen. Männchen und Weibchen schlüpfen kurz nacheinander im März, paaren sich, dann sucht das Weibchen einen passenden Unterschlupf für ihre Nachkommen.
Die Brutzellen bauen Wildbienen in unterschiedlichsten Räumen. Die Gehörnte Mauerbiene mag Hohlräume in Gebäuden. Andere Bienen nisten in Totholz, in Pflanzenstengeln, in Fraßgängen von Käfern, in Steinen und Felsen, in der Erde oder sogar in leeren Schneckenhäusern. Hummeln bevorzugen leerstehende Gänge, z. B. von Mäusen, in der Erde für die Aufzucht ihrer Staaten.
Von Frühjahr bis Herbst – die Flugzeiten der Wildbienen
Wildbienen treffen wir vom Frühjahr bis zum Herbst in unterschiedlichsten Lebensräumen. Vom kühlen Hochmoor bis zum trockenheißen Felshang. Zu den ersten Frühlingsbienen gehören manche Sandbienen. Als letzte erscheint die Efeu-Seidenbiene. Fast alle Wildbienen erscheinen zu bestimmten Jahreszeiten – also jede Art nur wenige Wochen im Jahr. Die Honigbiene dagegen treffen wir von Frühjahr bis Herbst an.
Tischlein deck dich – unter den Wildbienen gibt es viele Nahrungsspezialistinnen
Unter den Wildbienen gibt es echte Schleckermäuler: Rund 30 Prozent sind Pollenspezialisten. Das heißt, sie sind an den Pollen einer oder mehrerer Pflanzenarten gebunden. Beispielsweise ist die Knautien-Sandbiene auf die Witwenblume und Skabiosen spezialisiert.
Zerstörte Lebensgrundlage – Wildbienen wird das Überleben schwer gemacht
Die Lebensräume der verschiedenen Wildbienenarten unterscheiden sich stark. Dennoch brauchen alle einen Nistplatz, der ihren Bedürfnissen entspricht, Nahrungspflanzen in ausreichender Zahl und Baumaterial für den Bau der Brutzellen. Und genau hierin liegt das Problem:
Nistplätze und Nahrungsangebot werden zerstört durch
• Monokulturen und Pestizide in der Landwirtschaft
• Flächenversiegelung durch Siedlungs- und Straßenbau
• Bienenfeindliche Gärten
Im Auftrag der Blütenbesucherinnen – was Wildbienen brauchen
• Blühende Randstreifen für Äcker, Weiden und Straßen
• Pestizidfreie Landwirtschaft
• Bunte Blühflächen mit heimischen Wildpflanzen in Kommunen, auf kommunalen Dächern
• Bienenfreundliche Privatgärten
• Nisthilfen
Der NABU setzt sich dafür ein, dass die notwendigen Schritte auf privater und politischer Ebene gegangen werden. Was wir konkret tun, lesen Sie hier.
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