Feuersalamander - Foto: Cornelia Buchta
Landesweite Artenkartierung Amphibien und Reptilien
Begeisterung für Frösche, Schlangen und Co. wecken



Das Land Baden-Württemberg hat die landesweite Artenkartierung (LAK) der weiter verbreiteten Amphibien- und Reptilienarten ins Leben gerufen. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und das Naturkundemuseum Stuttgart haben das Projekt gemeinsam mit vier Naturschutzverbänden auf die Beine gestellt. Ehrenamtliche des NABU Baden-Württemberg, von ABS (Amphibien-Reptilien-Biotop-Schutz Baden-Württemberg e. V.), BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V.) und LNV (Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e. V.) sind seither viele Stunden unterwegs, um Frösche, Eidechsen und Schlangen zu beobachten.
Im Jahr 2020 startete die LAK mit der Wiederholungskartierung aller Raster. Infolge dessen sind zahlreiche Kartierraster wieder frei geworden und stehen für neue Kartierinnen und Kartierer zur Bearbeitung zur Verfügung. Melden Sie sich bei Interesse bei der LAK.
„Mehr als 25.000 eingetragene Fundorte mit über 62.000 Artmeldungen haben wir schon erhalten“, berichtet Nadine Hammerschmidt, Projektkoordinatorin beim Naturkundemuseum Stuttgart. 298 Kartiererinnnen und Kartierer sind dabei – drei von Ihnen berichten hier, warum sie sich für die LAK engagieren.
Die LAK wurde bis Ende 2023 verlängert.
Klicken Sie auf das Logo für weitere Infos zum Projekt von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg.
Artenvielfalt im Guckental
Karen Andrea Böhme und Karl Reuter sind im Schwäbischen Albverein Betzingen aktiv. Seit 2011 pflegen die beiden im Guckental ein 30 Ar großes Feuchtbiotop mit Tümpeln, Wasserlöchern und Feuchtwiesenbereichen, umgeben von Büschen und Bäumen. Das 1990 angelegte Biotop beherbergt zahlreiche Amphibien und Reptilienarten – wie man an den schönen Aufnahmen der beiden Naturschützer sehen kann.
„Immer weiter dazu lernen“
Amphibien kartieren – das haben sich Cornelia Buchta und ihr Mann Paul Thomas zuerst nicht so recht getraut. Das Paar aus Karlsruhe wurde durch einen Flyer auf die LAK aufmerksam. Zeitgleich absolvierten beide die Ausbildung zu Schutzgebietsbetreuenden. „In der NABU-Ausbildung wurde die LAK vorgestellt und wir haben viel über das Kartieren von Amphibien und Reptilien erfahren – das hat sich optimal ergänzt“, sagt Cornelia Buchta.
Das Schutzgebiet, das beide betreuen, liegt direkt vor ihrer Haustür in Karlsruhe. „Dadurch konnten wir zu verschiedenen Tageszeiten und bei unterschiedlichem Wetter losziehen und haben das Gelände während den Amphibienwanderungen intensiv erlebt. Das hat uns Sicherheit bei der Kartierung in unseren anderen LAK-Gebieten gegeben“, erklärt die Karlsruherin. Die intensive Weiterbildung ist für ihren Mann besonders spannend. Der Ökologe ist gebürtiger Australier und möchte ein tieferes Wissen über Landschaften, Biotope und die Tierwelt seiner neuen Heimat aufbauen.
Cornelia Buchta und Paul Thomas stehen regelmäßig in Kontakt mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Amphibienfachleuten. So auch bei ihrem bisher aufregendsten Fund: Eine europäische Sumpfschildkröte lief den beiden vor ihre Fahrräder – eine große Freude! Auch künftig will das Paar weiter dazulernen. Welche Bestände nehmen zu, welche ab? Wie verändern sich die verschiedenen Lebensräume? Cornelia Buchta ist seit 2015 im Vorstand des NABU Karlsruhe aktiv und möchte dort das Wissen über Amphibien und Reptilien ausbauen. Damit noch mehr Menschen die faszinierenden und bedrohten Tiere kennenlernen können.
„Den Forschergeist bei Kindern wecken“
Oliver Thomsen hat beim Kartieren Verstärkung dabei. „Meine fünfjährige Tochter und ihre Freunde sind mit Feuereifer dabei. Und mein Sohn freut sich mit seinen eineinhalb Jahren auch schon über Blindschleichen“, erklärt der Freiburger und lacht. Am Schönberg im Süden von Freiburg sind Oliver Thomsen und seine Familie seit drei Jahren unterwegs. „Ich möchte den ‚Naturforschergeist‘ bei den Kindern wecken“, beschreibt der Umweltwissenschaftler und Landschaftsökologe seine Motivation. Doch auch der Beitrag zu einem möglichst großen Datenpool ist ihm wichtig. „Bei der Kartierung entstehen Daten, die statistisch auswertbar sind und langfristig Rückschlüsse über die Veränderung der Biodiversität zulassen, auch über das Projekt hinaus. Das ist für den Schutz von Arten und Biotopen von großer Bedeutung.“
So gelang Oliver Thomsen der Erstnachweis für die Mauereidechse im Bereich des Schönbergs. Das faszinierende Aufeinandertreffen einer Mauer- und einer Zauneidechse hielt er mit der Kamera fest. Doch nicht nur dieses Erlebnis macht für den Freiburger den Reiz des Kartierens aus. „Man sieht die Umwelt mit ganz anderen Augen und lernt schöne Orte, Wege und Stimmungen zu den unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten kennen. Man erfährt unheimlich viel über Tiere – und man kommt mit Menschen in Kontakt, die Fragen stellen und von ihren eigenen Beobachtungen erzählen.“

Mauereidechse und Zauneidechse treffen am Freiburger Schönberg aufeinander - Foto: Oliver Thomsen
„Jeder kann sich einbringen“
Reptilien haben Christoph Caina aus Renningen schon immer fasziniert. Als Schüler im Biologie-Unterricht stand die Ringelnatter besonders hoch im Kurs. „Doch damals habe ich mein ‚Lieblingstier‘ nur einmal in freier Wildbahn gesehen – als ich eine junge Ringelnatter beinahe mit dem Fahrrad überfahren hätte.“ Jahre später ein weiterer spannender Fund: eine Zauneidechse …oder doch nicht? „Mir fiel auf, dass die sonst üblichen, schwarzen Zeichnungen fehlten.“ Christoph Caina wendet sich an Nadine Hammerschmidt, Koordinatorin für die LAK beim Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Von der Diplom-Biologin und weiteren Experten erfährt der 30-Jährige, dass er eine Mutation entdeckt hat – vermutlich die erste in Baden-Württemberg.
Christoph Cainas Entdeckergeist ist geweckt. Kurze Zeit später trifft er unerwartet auf eine Schlingnatter. „Ich wollte direkt wissen, ob die Beobachtung für die landesweite Kartierung relevant ist und habe mich spontan bei der LAK registriert“, berichtet er. Egal, wie viele Entdeckungen es sind, ob jemand gezielt sucht oder beim Wochenendspaziergang die Augen offen hält – das Interesse und Engagement entscheidet, da ist sich Christoph Caina sicher: „Je mehr Personen anfangen, sich für die heimische Flora und Fauna zu interessieren, je mehr Menschen auf die meist im verborgenen lebenden Tiere zu achten und deren Lebensräume kennen lernen, desto eher haben dringend notwendige Naturschutzmaßnahmen Erfolg.“