Goldschakal - Foto: Alexander Wirth/NABU-naturgucker.de
Der Goldschakal
Ein heimlicher Bewohner Baden-Württembergs
Der Goldschakal (Canis aureus) gehört zur Familie der Hunde (Canidae) und ist, wie der wissenschaftliche Name verrät, eng mit dem Wolf (Canis lupus) verwandt. Sein deutscher Name weist auf die Fellfarbe hin. Er ist der einzige Schakal der in Europa vorkommt und hat auf natürliche Weise seinen Lebensraum seit einigen Jahren auch in Baden-Württemberg gefunden. Hierzulande gilt der Goldschakal weithin als eher unbekannt – Grund genug den Goldschakal genauer kennen zu lernen.
Aussehen
Der Goldschakal ist mit etwa 44 – 50 cm deutlich kleiner als der Wolf und etwas größer als der Fuchs. Mit dem Fuchs wird der Goldschakal auch häufig verwechselt. Mit einem Gewicht von max. 15 kg (Weibchen durchschnittlich 10 kg, Männchen durchschnittlich 11 kg) ist ein Goldschakal wesentlich leichter als ein Wolf mit etwa 30 – 40 kg. Das Fell des Goldschakals variiert zwischen goldgelb bis rotbraun mit gräulichen Farbeinschlägen. Das Fell der Unterseite der Schnauzenpartie und der Brust- sowie Bauchbereich und auch die Fellfärbung der Flanken können sich dabei deutlich heller absetzen. Der Goldschakal wirkt hochbeiniger als der Fuchs. Der Schwanz des Goldschakals - auch die Rute genannt - hat in der Regel immer eine dunkle Schwanzspitze. Wohingegen die des Fuchses hell bis weißlich gefärbt ist. Beim Fuchs wirken die Ohren im Verhältnis zum Kopf deutlich größer, als beim Goldschakal.
Lebensweise
Der Goldschakal lebt und vermehrt sich in der Regel im Rudelverband der Familie. Das Rudel besteht aus einem Elternpaar, Welpen und Jungtieren aus den Vorjahren. Die Elterntiere verpaaren sich im Zeitraum Januar bis März. Nach einer Tragzeit von zirka 60 Tagen werden ein bis sechs Jungtiere geboren. Die im Jahr zuvor geborenen und noch beim Rudel verbliebenen Jährlinge helfen häufig bei der Aufzucht des jüngsten Nachwuchses. Der Nachwuchs wandert mit einem Alter von ein bis zwei Jahren aus dem Rudel ab, um sich neue Reviere und Partner zu suchen. Einzelne Tiere können aber auch länger im Familienverband bleiben.
Wandernde Goldschakale können bei der Suche nach neuen Revieren erhebliche Strecken von mehreren hundert Kilometern zurücklegen. Die Reviergröße einer Goldschakal-Familie variiert, je nach Beuteverfügbarkeit und Lebensraumqualität, zwischen einem und 20 Quadratkilometer. Er gilt als anpassungsfähig was seinen Lebensraum betrifft, wobei feuchte und halboffene Flächen in Gewässernähe bevorzugt werden. Die Kommunikation unter den Goldschakalen erfolgt über differenzierte Mimik und Gestik sowie Lautäußerungen wie Winseln, Heulen und Bellen. Aber auch Kratzspuren, Urin oder Losungen (Kot) dienen als visuelle und olfaktorische Komponente der Kommunikation. Der Goldschakal ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und erreicht ein Alter von etwa 8 bis 9 Jahren.
Sein Geruchssinn ist sehr gut ausgebildet. Er jagt oft allein, gelegentlich als Paar und nur selten im Rudel. Als Nahrungsgeneralist ernährt er sich von kleinen bis mittelgroßen Wirbeltieren, Insekten, aber auch von Aas und in nicht geringem Umfang von Obst und Pflanzenteilen. Es können auch Beutetiere bis zur Größe eines Rehs gerissen werden. Der Goldschakal besitzt eine ähnliche ökologische Nische wie der Fuchs, daher kann die Fuchsdichte in einem Goldschakal-Gebiet leicht sinken. Die Verbreitung des Goldschakals kann wiederum durch größere Wolfsvorkommen verlangsamt werden. Eine Koexistenz der beiden Arten ist aber generell möglich.
Verbreitung
Der Goldschakal ist im Nahen und Mittleren Osten, in Indien und in verschiedenen Regionen Asiens verbreitet. In Europa ist der Goldschakal in Südosteuropa und im Balkan beheimatet und breitet sich von dort seit den 1990er Jahren erfolgreich Richtung West- und Nordeuropa aus. 1997 wurde er erstmals in Deutschland (Brandenburg) nachgewiesen. Nach Angaben der IUCN (International Union for Conservation of Nature) liegt die geschätzte Populationsgröße für Europa zwischen 97.000 und 117.000 Goldschakalen. Genaue Zahlen für Deutschland sind bislang nicht bekannt.
Schutz und Gefahr
Der Goldschakal unterliegt dem Washingtoner Artenschutzabkommen, Anhang III, und damit der Verordnung (EU) 2017/160, Anhang C. Sie regelt den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels. Zudem ist der Goldschakal nach Anhang V der EU-Richtlinie 92/43 (Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie) geschützt. Darüber hinaus ist er nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) besonders geschützt.
Für den Menschen stellt der Goldschakal keine Gefahr dar und geht im aus dem Weg. Er ist in Baden-Württemberg nicht im Jagdrecht aufgeführt und darf somit weder gejagt noch gefangen oder getötet werden. Für Deutschland ergibt sich die Verpflichtung für einen „günstigen Erhaltungszustand“ der Art zu sorgen und ein Monitoring zur Bestandserfassung vorzunehmen.
Neben dem Wolf stellt insbesondere die Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen und Schienen eine Gefahr für den Goldschakal dar.
Vorkommen in Baden-Württemberg
Der erste Nachweis des Goldschakals in Baden-Württemberg konnte 2018 erbracht werden. Nur wenige Jahre später konnte 2021 die erste Paarbildung und der erste Reproduktionsnachweis für ganz Deutschland in Baden-Württemberg nachgewiesen werden. Seitdem kommt es zu wiederholten Reproduktionsnachweisen in Baden-Württemberg im selben Gebiet. Beobachtungen des Goldschakals sind jedoch selten. Die meisten Nachweise werden durch Fotofallen erbracht. Wandernde Tiere können regelmäßig in Baden-Württemberg nachgewiesen werden. Als sesshaft gilt derzeit ein Rudel im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Liegt ein Verdacht auf eine Goldschakal-Beobachtung vor?
Alle Beobachtungen in Baden-Württemberg können bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) gemeldet werden, die mit dem Monitoring für Baden-Württemberg betraut sind: https://www.fva-bw.de/top-meta-navigation/fachabteilungen/fva-wildtierinstitut/wolf-oder-andere-wildtiere-melden