Luchs - Foto: Klemens Karkow
Der Luchs
Europas größte Katze im Porträt
Bestandsentwicklung und Situation in Baden-Württemberg
Bestandsentwicklung und Situation in Baden-Württemberg
Früher war der Luchs in fast ganz Europa verbreitet. Teils wegen seines kostbaren Pelzes, teils, weil er als „Jagdschädling“ galt, wurde er stark verfolgt und in weiten Gebieten, so auch in Deutschland und vor gut 200 Jahren in Baden-Württemberg ausgerottet. Einzelne Tiere konnten nur in den Karpaten, in Russland und Skandinavien überleben.
Aber auf leisen Pfoten ist der Luchs in den Schwarzwald zurückgekehrt. Hinweise auf Luchse im Schwarzwald liegen seit 1988 vor. 37 Jahre später (2025) sind vier männliche Luchse („Wilhelm“, „Toni“, „Reinhold“ und „B3011“), sogenannte Kuder, und eine weibliche Luchskatze („Verena“) in Nord- und Südschwarzwald territorial, das bedeutet, dass man sie mind. sechs Monate lang in einem Gebiet nachweisen konnte. Luchse, die eingefangen und mit einem Sendehalsband versehen werden konnten, tragen einen Namen. Durch die individuelle Fleckenzeichnung können aber auch ungefangene Luchse identifiziert werden. Diese erhalten dann die Bezeichnung „B“ mit einer fortlaufenden Zahlenfolge.
Um einen stabilen Luchsbestand in Baden-Württemberg zu bekommen, fehlen vor allem weibliche Tiere. Da diese aber kaum selbstständig aus der Pfalz, dem Harz oder der Schweiz einwandern, besteht kaum eine Chance, dass die Großkatzen freiwillig ins Ländle kommen werden. Deswegen wurde eine Wiederansiedlungsprojekt von Luchsen in Baden-Württemberg gestartet, welches der NABU Baden-Württemberg ausdrücklich unterstützt.
Auswilderung von Luchsen
2023 wurde der erste weibliche Luchs „Finja“ ausgewildert. Finja stammte aus einem Wildgehege in Thüringen und erfüllte alle genetischen und verhaltensökologischen Voraussetzungen für eine Auswilderung. Leider verstarb Finja bereits im Juli 2024 an einer Virusinfektion.
Im November 2024 wurde die junge Luchs-Katze „Verena“, im Nordschwarzwald ausgewildert. Sie wurde ebenfalls in einem Wildgehege in Thüringen auf die Auswilderung vorbereitet und ist nun die Hoffnung für ein gesundes Luchsvorkommen in Baden-Württemberg. Nur einen Monat später erfolgte die Auswilderung von „Reinhold“ und im Juli 2025 folgte den beiden Luchskuder „Martin“ in den Nordschwarzwald. „Elisabeth“ wurde im September 2025 ebenfalls im Schwarzwald ausgewildert. Die Auswilderung von weiteren Tieren wird durch das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg geplant.
Neben den territorialen und ausgewilderten Luchsen konnten noch vier weitere Luchse in Baden-Württemberg nachgewiesen werden: „Portus“,„B3013“, „B3015“ und „Juro“. Ob sie nur auf Durchreise sind oder sich dauerhaft ansiedeln werden, wird sich zeigen. Insgesamt halten sich also elf Luchse in Baden-Württemberg auf (Stand: Oktober 2025).
Um die Population langfristig stabil und genetisch divers zu halten, müssen Vernetzungskonzepte folgen, damit Luchse wieder zwischen dem Pfälzer Wald, dem Harz, dem Bayerischen Wald und der Schweiz wandern können, ohne dem Straßenverkehr zum Opfer zu fallen. Baden-Württemberg spielt wegen seiner zentralen Lage für die Vernetzung der einzelnen Populationen eine wichtige Rolle. Grünbrücken und Grünkorridore können Biotope wieder vernetzten. Denn nach wie vor stellt die Zerschneidung ihres Lebensraums und ihrer Wanderrouten das größte Problem für Luchse dar. Ziel ist es, wieder eine genetisch diverse, sich selbst erhaltende deutsche Luchspopulation zu bekommen.
Aktuelle Luchse in Baden-Württemberg (Stand: Juli 2025)
| Wissenschaftliche Bezeichnung | Name | Geschlecht | Herkunft | Territorial |
|---|---|---|---|---|
| B3000 | Wilhelm | Männchen | Unbekannt | Ja (2015 Südschwarzwald) | B3001 | Toni | Männchen | Schweizer Jura | Ja (2020 Nordschwarzwald) | B3008 | Verena | Weibchen | Wildgehege (Thüringen) | Ja (2025 Nordschwarzwald) | B3009 | Reinhold | Männchen | Wildkatzendorf (Thüringen) | Ja (2025 Nordschwarzwald) | B3010 | Portus | Männchen | 2023 im Schweizer Jura geboren | Nein | B3011 | - | Männchen | Unbekannt | Ja (2025 Süd- und Mittlerer Schwarzwald) | B3013 | - | Männchen | Unbekannt | Nein | B3014 | Martin | Männchen | Tiergarten Nürnberg (Bayern) | Nein | B3015 | - | Unbekannt | Unbekannt | Nein | B3016 | Juro | Männchen | Unbekannt | Nein | B3017 | Elisabeth | Weibchen | Tierpark Chemnitz (Sachsen) | Nein |
Schutzstatus
- Jagdbare Tierart nach Bundesjagdgesetz BJG mit ganzjähriger Schonzeit
- Rote Liste Deutschland: Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht)
- FFH-Richtlinie: Anhang II und IV (streng geschützt)
- Im Schutzmanagement des Schalenmodells gelistet - JWMG § 7 (geschützte Arten mit ganzjähriger Schonzeit, Managementkonzepte obligatorisch)
Der Luchspfad:
Der Luchspfad im Nationalpark Schwarzwald lädt mit interaktiven Stationen dazu ein, mehr über die heimische Raubkatze zu erfahren. Weitere Informationen zum Luchspfad finden Sie Der Luchspfad im Nationalpark Schwarzwald lädt mit interaktiven Stationen dazu ein, mehr über die heimische Raubkatze zu erfahren. Weitere Informationen zum Luchspfad finden Sie hier: https://www.nationalpark-schwarzwald.de/de/erleben/unterwegs-im-park/erlebnispfade/luchspfad
Der Luchs im Porträt
Die Biologie
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte heimische Raubkatze und für den Menschen völlig ungefährlich. Im Gegensatz zum Wolf lebt er als Einzelgänger und trifft sich nur während der Ranzzeit - also zur Paarung - mit Tieren des anderen Geschlechts. Das Weibchen zieht die Jungtiere alleine groß, welche mit ca. 10 Monaten das mütterliche Revier verlassen und sich ihr eigenes Territorium suchen müssen.
Große Flächen für den Fernwanderer
Der Luchs ist ein reiner Waldbewohner. Zur Jagd braucht er einen Lebensraum, in dem er sich gut verstecken kann, um seiner Beute aufzulauern. Als Fernwanderer benötigt er große, zusammenhängende und naturbelassene Waldgebiete. Waldarme Gebiete und dicht besiedelte Gegenden werden von Jungtieren nicht durchquert und gemieden, wenn sie auf der Suche nach einem eigenen Territorium auf Wanderschaft sind. Zunehmender Flächenverbrauch und die Zerschneidung der Landschaft durch Autobahnen, Städte und intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen erschweren die Wanderungen, auf viel befahrenen Fernstraßen kann er leicht zum Verkehrsopfer werden. Aus diesen Gründen ist es wichtig, die vorhandenen Gebiete zu bewahren, auszudehnen und miteinander zu vernetzen.
Den Luchs erkennen
Einen Luchs zu erkennen, ist nicht sonderlich schwer, wenn man ihn tatsächlich vor Augen hat. Meist weisen jedoch nur Spuren auf seine Anwesenheit hin - und da wird es dann doch knifflig. Einen Luchs anhand einer Trittspur oder anhand eines gerissenen Tiers erkennen nur Fachleute richtig, wie etwa die Mitarbeitenden von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Die Mitarbeitenden dort beschäftigen sich seit Jahren mit der Katze und haben einen guten Überblick über „unsere“ Luchse in Baden-Württemberg
Das Aussehen
Das Fell des Luchses ist im Sommer graugelb bis rötlichbraun gefärbt mit dunklen Flecken. Im Winter geht die Färbung mehr ins Graue, das Fell ist dichter und die Fleckung weniger ausgeprägt. Auffällig sind die rund 4 cm langen Ohrpinsel, der Backenbart und der kurze Schwanz (20-25 cm lang, die Spitze ist schwarz). Männliche Tiere wiegen zwischen 15-30 kg, weibliche zwischen 15-20 kg. Die Schulterhöhe von männlichen Tieren beträgt 50-75 cm. Weibchen sind etwas kleiner. Der Luchs wirkt sehr hochbeinig und ist fast so groß wie ein Schäferhund.
Die Spuren
Im Gegensatz zum Hund zieht der Luchs wie alle Katzen seine Krallen beim Laufen ein. Nur in steilem Gelände sind manchmal feine, scharfe Krallenspuren sichtbar. Die Pfotenabdrücke sind rund 6-8 cm groß, die Hinterpfoten sind größer als die Vorderpfoten. Für einen sicheren Nachweis braucht man mehrere Abdrücke, die am besten über mehrere Meter verfolgt werden können.
Der Kot
Die Kotballen sind rund 2,5 cm dick und 3-12 cm lang und liegen meist unter auffälligen Laub- oder Grashäufchen oder werden verscharrt, wenn der Untergrund es zulässt. Inhalte können unter anderem Haare oder selten Knochensplitter sein. Luchskot kann aber leicht mit dem Kot des Fuchses verwechselt werden. Sicherheit schafft hier nur die Laboranalyse. Typisch ist jedoch der Geruch nach Raubkatze, wie z. B. im Raubkatzenhaus oder am Raubkatzengehege eines Zoos.
Der Ruf
Während der Ranzzeit im Februar und März ruft der männliche Luchs mit einem hohen kreischenden Geheul, das in einem Murren endet. Der Ruf ist jedoch leicht mit dem Bellen eines Rehs oder dem Ruf eines Fuchses zu verwechseln.
Die Jagd
Anders als der Wolf ist der Luchs ein Pirschjäger. Zwischen den einzelnen Rissen legt er weite Strecken zurück. Die Beute weist nur wenige Bisswunden auf, meist an der Kehle, seltener im Nacken. Nach der Mahlzeit wird der Kadaver mit Schnee, Laub oder Gras zugedeckt, um Aasfresser abzuhalten. Wird er nicht gestört, kehrt der Luchs mehrmals zum gerissenen Beutetier zurück. Am Ende bleiben so nur noch Läufe, Skelett, Kopf, Fell und Verdauungstrakt übrig.
Ernährung
Rehe und Gämsen machen den größten Teil der Beute aus. Aber auch Kleinsäuger, Niederwild oder Vögel stehen auf dem Speiseplan. Nutztiere werden sehr selten gerissen. Ein Luchs frisst pro Tag durchschnittlich 1-2 Kilogramm Fleisch. Eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Jägerschaft stellt der Luchs nicht dar. Rechnet man den Fleischbedarf auf ein Jahr um, wären es ca. 50 Rehe, die der Luchs in einem ca. 150-200 km² großen Revier reißt.
Lebensraum
Luchse benötigen große, zusammenhängende Waldgebiete, wo sie sich gut versteckt an ihre Beute heranschleichen können und ungestört ihr Jungen unter Felsvorsprüngen oder Wurzelballen zur Welt bringen können. Meist meidet der Luchs weiträumige, offene Gebiete, auch wenn er auf Wanderschaft ist. Er ist aber nicht an besondere Waldtypen gebunden. Das Revier eines Männchens (Kuder) ist ca. 150-200 km² groß, das eines Weibchens (Katze) kleiner. Die Reviergrenzen überlappen sich oft.
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