Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Vogelpocken
Viruserkrankung verursacht Wucherungen am Kopf
Fachleute spekulieren darüber, ob eine als Vogelpocken bekannte Viruserkrankung sich derzeit verstärkt unter Wildvögeln im Land ausbreitet. Seit dem ersten beschriebenen Fall in Baden-Württemberg wurden dem NABU bis 2015 nur wenige Einzelfälle gemeldet, nun nimmt die Zahl der Fälle zu. Die Krankheit klingt zwar gefährlich, ist aber ein weltweites Phänomen. In Europa gibt es bislang keine Hinweise auf Gefahren für Vogelbestände oder Mensch und Tier. Um jedoch die räumliche und zeitliche Ausbreitung der Krankheit besser nachvollziehen zu können und so möglichen Ursachen auf die Spur zu kommen, bittet der NABU jetzt Vogelfreundinnen und -freunde um Unterstützung.
„Wer eine Meise mit ungewöhnlichen Wucherungen entdeckt, kann zur Aufklärung beitragen, indem er uns eine kurze Info mit Datums- und Ortsangabe sowie wenn möglich einem Foto schickt. Auch konkrete Informationen über frühere Beobachtungen sind hilfreich“, sagt Stefan Bosch, NABU-Fachbeauftragter für Ornithologie. „Erkrankte Vögel sind leicht auszumachen: Die Virusinfektion verursacht auffällige Wucherungen, die haselnussgroß werden können.“ Betroffene Tiere verhalten sich meist normal, sind aber mitunter beim Sehen, Fressen oder in der Fortbewegung beeinträchtigt. „Diese Beeinträchtigungen können so stark sein, dass manche Vögel nicht überlebensfähig sind. Bei anderen bilden sich die Vogelpocken-Wucherungen zurück und heilen aus“, berichtet Bosch.
Vogelpocken treten seit knapp 20 Jahren in Europa immer wieder bei Kohlmeisen und anderen Meisenarten auf, seltener auch bei Heckenbraunellen, Haussperlingen, Staren und Ringeltauben. Bisher scheint diese Infektionskrankheit die Vogelbestände nicht zu beeinträchtigen. Hinweise auf Gefahren für Menschen oder andere Säugetiere gibt es bislang nicht.
Die Infektion wird von Vogel zu Vogel, über Insektenstiche oder an gemeinsam genutzten Sitzplätzen oder Futterstellen übertragen. „Die Vogelpocken sind damit ein weiterer Grund auf Hygiene zu achten, wenn man Vögel füttert“, betont Bosch. „An Futterstellen können alle möglichen Krankheitserreger übertragen werden. Wer kranke Tiere entdeckt, sollte das Füttern umgehend einstellen und das Futterhaus gründlich reinigen.“
Kontakt für Hinweise unter Angabe von Ort und Datum: Stefan.Bosch@NABU-BW.de einzusenden.
Zur Hygiene bei der Vogelfütterung
Große Kontaktflächen, an den sich Futter und Kot vermischen können sollten vermieden werden. Deshalb eignen sich Futtersilos mehr als Futterbretter. An mehreren kleinen Futterstellen verteilen sich die Vögel eher als an einer großen Futterstelle. Und Futterangebote sollten immer trocken sein und bleiben, also nicht den Niederschlägen ausgesetzt sein.
Es empfiehlt sich, Futterstellen regelmäßig zu reinigen. Neben einer groben Reinigung mit dem Handfeger sollten insbesondere Flächen, mit denen die Vögel Körperkontakt haben desinfiziert werden. Desinfektionsmittel sind im Zoofachhandel erhältlich. Mitunter werden auch sehr aggressive Mittel wie Chlorbleiche empfohlen, für die allerdings die Warnhinweise zwingend zu beachten sind (z.B. Tragen von Schutzhandschuhen, intensives Abspülen von Desinfektionsmittelresten, um die Vögel nicht zu gefährden). Als weitere Alternative steht Essigessenz zur Verfügung.
Nach Desinfektionsmaßnahmen müssen die Futtergeräte intensiv mit Wasser abgespült werden und sollten an der Luft trocknen. Für alle Reinigungsarbeiten müssen separate Reinigungsutensilien benutzt werden (Bürsten, Handschuhe etc.), die nicht im Haushalt eingesetzt werden.
Sollten an Futterstellen tote Vögel aufgefunden werden (z.B. Grünfinkensterben, Salmonellen), müssen die Fütterung sofort beendet und die Futtergeräte alle intensiv gereinigt werden. Nach einer Pause von mehreren Wochen kann die Fütterung wieder aufgenommen werden.