Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Warum Vögel beringt werden
Ringe und Sender kommen zum Einsatz
Warum werden Vögel beringt?
Wir beringen Vögel, um sie individuell zu markieren. Das heißt, wir teilen ihnen mit dem Ring eine Nummer zu, die es wie in einem Personalausweis nur einmal gibt. Findet oder sieht man den Vogel später wieder, kann er so identifiziert werden und wir haben die Möglichkeit, viele Aspekte seines Lebens, beispielsweise seinen Zugweg sowie seine seine Rast- und Überwinterungsgebiete zu erforschen. Dadurch erhalten wir außerdem Informationen, die wir als Grundlage für einen besseren Schutz der Vögel benötigen.
Stören sie die Ringe nicht?
Nein, die Ringe stören nicht, da sie so an den Vogel angelegt werden, dass sich das Tier sehr schnell daran gewöhnt. Außerdem sind die Ringe im Verhältnis zum Köpergewicht des Vogels sehr leicht.
Manche Vögel werden sogar mit einem Sender ausgestattet. Was hat es damit auf sich?
Sender werden an Vögeln angebracht, um deren Flugstrecken per Satellit genau verfolgen zu können. Dabei werden oftmals viele Tausend Ortungen pro Vogel aufgezeichnet. Außerdem liefern sie Daten über die Flughöhe oder Fluggeschwindigkeit.
Ich stelle mir vor, dass ein Sender größer ist als ein Ring. Ist er dem Vogel nicht zu schwer oder stört ihn doch mehr?
Sender dürfen nur so groß sein, dass sie im Verhältnis zur Körpergröße des Vogels keinen merklichen Einfluss auf seine Kondition oder seine Lebensumstände haben. Zum Glück sind die meisten Vögel gegenüber den relativ kleinen Sendern völlig unsensibel. Manchmal kann man sogar beobachten, dass Vögel die Antenne ihres Senders mit dem Schnabel putzen als wäre sie eine eigene Feder.
Welche Vögel bekommen einen Ring oder einen Sender? Warum manche Vögel nicht?
Man kann fast jeden Vogel beringen. Inzwischen haben aber bei manchen Vogelarten schon so viele Individuen einen erhalten, dass genügend Daten über sie vorliegen. Solche Vogelarten werden nicht mehr oder nicht überall noch weiter beringt. Da es noch nicht genügend kleine Sender für die ganz kleinen Vogelarten gibt, können besonders kleine Tiere nicht mit einem herkömmlichen Sender bestückt werden.
Ist das Anbringen der Ringe/Sender schmerzhaft oder stressig für die Vögel?
Nein, denn das wäre nach dem Tierschutzgesetz unzulässig. Das Beringen oder Besendern sind sehr schonende Methoden zur äußerlichen Markierung der Vögel. Meistens beringen wir Vögel, die noch im Nest leben und noch keine Scheu vor dem Menschen haben. Daher nehmen sie das alles gelassen hin. Bei Altvögeln muss der Beringer sehr gewissenhaft und schnell arbeiten, damit er nicht viel Zeit benötigt und den Vogel danach sofort wieder freilassen kann. Dennoch entsteht dabei ein gewisser Stress für die Vögel, der aber nicht größer ist als in jeder anderen anstrengenden Lebenssituation eines Vogels. Daher dürfen nur geschulte und erfahrene Expertinnen und Experten Vögel beringen, die eine behördliche Ausnahmegenehmigung für ihre Arbeit erhalten haben.
Habt ihr im NABU-Vogelschutzzentrum schon konkrete Forschungsergebnisse durch die Beringung und/oder Besenderung erhalten? Welche?
Wir haben insbesondere durch die Organisation der Beringung von Fischadlern sehr viele verschiedene Ergebnisse über diese Vogelart erzielt. Mit den Daten konnten z.B. die Zugwege der deutschen Fischadler und ihre Überwinterungsgebiete in Südeuropa und in Westafrika ermittelt werden. Außerdem haben wir das Ansiedlungsgeschehen und die Ausbreitung des Brutbestands vom Fischadler innerhalb Deutschlands und im angrenzenden Ausland ermittelt. Das seit 1995 laufende Beringungsprogramm am Fischadler hat noch sehr viele andere Daten erbracht, die für weitere wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung stehen.
Als Kooperationspartner der Vogelwarte Radolfzell haben wir in den vergangenen Jahren bei der Besenderung von Rotmilanen mitgewirkt. Dazu wurden solche Milane mit Sendern ausgestattet, die sich zuvor als Patienten im Zentrum erholt hatten und dann freigelassen wurden. Ende März 2021 konnte Rotmilan „Elis“ wieder ausgewildert und seither bei seinen Flügen über die Schwäbische Alb über Münsingen bis nach Blaubeuren verfolgt werden. Er hat das Frühjahr nicht verpaart als Brutvogel verbracht, sondern als einsamer Vagabund. Von solchen Rumtreibern ist bisher wenig bekannt, so dass „Elis“ viele neue Einblicke in das Privatleben von Rotmilanen ergibt.