Aktuelles von „Natur nah dran“
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Samstagmorgen, 10 Uhr, ein leichter Hauch von Thymian liegt über dem Gießenfeld in Efringen-Kirchen. Was jetzt noch Brache ist, verwandelt sich mit Duftpflanzen und Sitzgelegenheiten in einen Begegnungsort für die Nachbarschaft. Noch sieht es aber karg aus: schwarzer Kompost, Kies, Sand und einige quaderförmige Steinblöcke, die einen frisch angelegten Weg säumen. Ein Holzstamm liegt quer über der Fläche. Der Werkhof von Efringen-Kirchen hat die Fläche in den letzten Tagen so vorbereitet, damit eine Pflanzaktion mit Bürgerinnen und Bürgern stattfinden kann.
Nach und nach finden Neugierige ihren Weg an die Fläche. Sie haben kleine Schaufeln in der Hand und tragen Kleidung, die zum Arbeiten passt. Aus der direkten Nachbarschaft kommen Leute, einige Familien, aber auch aus anderen Ortsteilen. Etwa 30 Menschen sind zusammengekommen, als der Aktionstag mit der Begrüßung von Bürgermeisterin Carolin Holzmüller beginnt. Sie freut sich aufs gemeinsame Anpacken und erklärt den Hintergrund der Aktion. Efringen-Kirchen wird im NABU-Projekt „Natur nah dran“ gefördert und gestaltet insgesamt sieben Grünflächen naturnah um. Das Besondere an der Fläche im Gießenfeld: Die Bürgerinnen und Bürger können sich nicht nur am Bepflanzen beteiligen, sondern sie dürfen auch selbst mitentscheiden, was auf dem nördlichen Teil der großen Fläche passieren soll. „Ihre Stimme ist uns wichtig, um die Begegnungsfläche bestmöglich an Ihre Wünsche und Bedürfnisse anzupassen“, so Holzmüller.
An diesem sonnigen Samstag steht aber der südliche Teil im Fokus: Hoch motiviert beginnen die Teilnehmenden mit den Arbeiten. Unter Anleitung von Naturgartenplaner Sebastian Frey pflanzen sie 560 Wildstauden, heben ein Loch aus, um Holzstämme als Niststrukturen aufzustellen, rechen und bringen unglaubliche 3.300 Blumenzwiebeln in die Erde. So wird im Laufe des Vormittags aus einer ehemaligen Rasenfläche ein zukünftiger Lebensraum für Insekten, Reptilien und Vögel.
Frey erklärt, nach welchen Gestaltungsprinzipien er vorgeht: „Wir fangen mit den großen, Struktur gebenden Pflanzen an und verteilen sie auf der Fläche. Danach kommen die mittelhohen und ganz am Ende werden die Lücken aufgefüllt.“ Dabei komme es auch auf die eigenen Vorlieben an. Manche Planungen sehen nur ausgewählte Blütenfarben vor. Er arbeite aber anders: „Die Fläche wird ganz bunt. Weiß, gelb, rosa, blau – da ist alles mit drin.“ „So gehört sich das auch“, ergänzt ein Teilnehmer. „Denn einige Insekten besuchen ja nur Blüten einer bestimmten Farbe. Wenn wir möglichst vielen ein Nahrungsangebot machen wollen, muss es bunt sein.“
Die Begegnungsfläche wird ihrem Namen schon jetzt gerecht. Passantinnen und Passanten bleiben interessiert stehen, die Teilnehmenden kommen miteinander ins Gespräch, Kinder spielen am Rande der Arbeiten. „Die neue Fläche wird richtig toll. So einen Quartiersplatz braucht jedes Viertel und jeder Ortsteil“, zeigt sich eine Efringerin begeistert.
Die Aktion endet mit einem Vortrag von „Natur nah dran“-Projektleiter Martin Klatt. Er erklärt, welche Wildbienen künftig auf der neuen Begegnungsfläche ein Zuhause finden. „Ackerhummeln, Steinhummeln, dunkle und helle Erdhummeln und mit ein bisschen Glück sogar die Wiesenhummel. Sie alle finden nicht nur die nötige Nahrung, sondern auch die passenden Behausungen.“ Außerdem dankte er Katharina Linke, der Projektverantworlichen aus Efringen-Kirchen, für die tolle Organisation.
Nun braucht es Geduld, bis auf der Fläche etwas zu sehen ist: Die Blumenzwiebeln sorgen im Frühjahr für die ersten Blüten, wenn Insekten sonst noch wenige Nahrungsquellen finden. Danach folgen einjährige Arten, wie Kornblume und Klatschmohn. Einige Wildstauden, wie der lila blühende Natternkopf und der weiß blühende Muskatellersalbei, brauchen allerdings zwei Jahre, bis sie zur Blüte kommen.
Die Grünfläche im Gießenfeld gliedert sich in verschiedene Bereiche.
Südlich der zentralen Fußgängerbrücke:
Auf der Brücke wurden die Pflanzstreifen angelehnt an Dachbegrünungen gestaltet. Die dort verwendeten Pflanzen, wie zum Beispiel Mauerpfeffer und Hauswurz, sind genügsam, hitzeverträglich und bleiben eher klein.
Der Bereich nördlich der Brücke wird erst später entsprechend der Rückmeldung der Bürgerinnen und Bürger umgestaltet. Dort wird eine Sandfläche mit Spiel- und Sitzstruktur, Wildblumensaum und Staudenbeet entstehen.
Efringen-Kirchen gestaltet insgesamt sieben Standorte naturnah um. Die „Natur nah dran“-Flächen liegen in Efringen-Kirchen sowie den Ortsteilen Wintersweiler und Blansingen.
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