Eine Spur wilder – der Nationalpark ist da!
Feierlicher Tortenanschnitt bei offizieller Eröffnungsfeier Anfang Mai


03. Mai 2014 - Die Lebkuchenherzen von NABU und Freundeskreis mit dem Schriftzug „Nationalpark Schwarzwald“ sind zum Symbol der Nationalparkbefürworter geworden. Bei der offiziellen Eröffungsfeier des Nationalpark Schwarzwald am 3. Mai 2014 haben deshalb Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Minister Alexander Bonde, Bundesstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter, NABU-Landeschef Andre Baumann, Thomas Fritz (Vorsitzender des Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald), und Ursula Cantieni, Schauspielerin und Nationalparkunterstützerin, eine herzförmige Nationalparktorte angeschnitten.
„Damit der Nationalpark zum Erfolg wird, muss das Land dauerhaft genügend Ressourcen für den Nationalpark zur Verfügung stellen“, forderte NABU-Chef Baumann. Herausforderungen wie eine effektive Borkenkäferbekämpfung und ein sinnvolles Tourismuskonzept bräuchten genügend Fachkräfte, die eine professionelle Entwicklung dauerhaft begleiteten. „Wenn dies geschieht, bin ich zuversichtlich, dass unser Nationalpark tatsächlich der beste in Europa werden kann“, sagte er. „Wir wünschen uns auch, dass entstandene Gräben rasch zugeschüttet werden und Nationalparkkritiker und -befürworter aufeinander zugehen“.
28. November 2013 - Herzklopfen, Erleichterung, riesige Freude – mit diesen Emotionen haben Naturfreundinnen und -freunde die heutige Abstimmung über den Nationalpark Schwarzwald im baden-württembergischen Landtag erlebt. „Jetzt ist es amtlich: Der erste Nationalpark Baden-Württembergs kommt. Im Namen der Menschen, Tiere und Pflanzen im Nordschwarzwald sowie unserer zwei Millionen Mitglieder und Förderer sagen wir Danke. Der Landtag hat heute die historische Chance genutzt, einen weißen Fleck auf der Landkarte der Nationalparke Deutschlands zu tilgen“, sagten die Vertreter des Freundeskreises Nationalpark Schwarzwald (FNS), von NABU, BUND, Greenpeace und WWF am Donnerstag bei einer gemeinsamen Aktion vor dem Landtagsgebäude in Stuttgart.
Nach der Abstimmung entrollten die fünf Umweltverbände in einer gemeinsamen Aktion ein sechs Meter breites Banner mit den Worten „Mensch und Natur sagen DANKE“. Gemeinsam mit Minister Alexander Bonde und den Abgeordneten, die dem Gesetz zugestimmt hatten, sammelten sich die Aktiven um das Banner, um den Augenblick festzuhalten und die Entscheidung zu feiern.
Die Vertreter von FNS, NABU, BUND, Greenpeace und WWF bedankten sich bei allen Unterstützern der Nationalparkidee: „Wir wissen, dass der lange Weg zum Nationalpark nicht nur uns sehr viel Kraft gekostet hat. Deshalb danken wir neben unseren eigenen Leuten auch den Menschen in den Gemeinden, in der Verwaltung und im Parlament sowie allen Bürgerinnen und Bürgern, die für den Nationalpark eingetreten sind – auch wenn sie dafür allzu oft ausgepfiffen, geschnitten und beschimpft wurden.“
An CDU-Fraktionschef Peter Hauk richteten die Verbände den Appell, den Nationalpark nicht weiter zu torpedieren und die Aufbruchstimmung im Nordschwarzwald zu unterstützen. „Herr Hauk, hören Sie auf, den Nationalpark zu bekämpfen. Nutzen Sie die Chancen, die er bietet, und schaden Sie unserem Land und dem Nordschwarzwald nicht!“ Die Verbände riefen alle Menschen, Parteien und Organisationen im Land auf, den Nationalpark gemeinsam auszugestalten und zu einem Erfolgsprojekt für Mensch und Natur zu machen.
NABU kritisiert „Mauschelpark-Idee“ der CDU
Nationalparkfreunde schicken Offenen Brief und Kartenmaterial an CDU
18.11.2013 - Der NABU lehnt das heute vom CDU-Fraktionsvorsitzenden, Peter Hauk, skizzierte Konzept eines „Bürgernationalparks“ kategorisch ab. „Was die CDU heute geboten hat, ist auf der ganzen Linie enttäuschend. Die CDU versucht, einen ‚Mauschelnationalpark‘ durchzusetzen“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann, weil das „10-Punkte-Programm“ der CDU in einer „regionalen Projektgruppe“ erarbeitet wurde, der in Wirklichkeit neben CDU-Abgeordneten wohl lediglich einige wenige handverlesene Nationalparkgegner angehören.
„Ich bin ehrlich schockiert, dass Fraktionschef Peter Hauk jetzt mit Andreas Fischer, einem der radikalsten Nationalparkgegner, gemeinsame Sache macht“, sagt Baumann. Dessen Interessengemeinschaft „Unser Nordschwarzwald“ (IGUN) habe in den vergangenen Jahren noch weitaus massiver als die CDU-Fraktion Stimmung gegen jede Form von Nationalpark gemacht, habe Menschen anderer Meinung beschimpft und sachliche Diskussionen rundweg abgelehnt. „Dass sich die Herren Hauk und Fischer jetzt gemeinsam hinstellen und behaupten, man sei nicht eingebunden worden, macht mich fassungslos. Unsere Ohren dröhnen noch immer von dem lauten Knall, mit dem die IGUN die Türen wiederholt zugeschlagen hat“, sagt Baumann.
Verwundert zeigt sich der NABU auch über die Aussage des naturschutzpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion Patrick Rapp, wonach ein deutlich kleinerer, auf die Höhenlagen konzentrierter Nationalpark naturschutzfachlich ebenso wertvoll sei wie ein größerer Nationalpark. „Je größer zusammenhängende Prozessschutzflächen sind, umso größer ist dort die Artenvielfalt. Der von der Landesregierung vorgeschlagene Nationalpark bewegt sich bereits hart an der unteren Grenze. Diese Fläche nochmals zu verkleinern, wäre naturschutzfachlich unsinnig – ganz zu schweigen davon, dass echte Nationalparks schon rein rechtlich mindestens 10.000 Hektar umfassen müssen, solange es keine gravierenden Gründe für eine Ausnahme gibt. Und solche Gründe sind weit und breit nicht in Sicht. Das muss auch ein Peter Hauk wissen und akzeptieren“, sagt der NABU-Landeschef.
Weil die CDU eine zusammenhängende Fläche für den Nationalpark will, fragt sich der NABU, ob dann nur der südliche Teil um Baiersbronn Nationalpark werden soll. Damit würde der nördliche Teil um den hohen Ochsenkopf herausfallen, womit Baden-Baden und Bühl, die eigene Flächen einbringen möchten, raus wären.
Am heutigen Montag hat der NABU gemeinsam mit dem Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald einen Brief an die CDU-Landtagsabgeordneten geschickt, um ihre Argumentation nochmals zu verdeutlichen. Ergänzt wurde das Schreiben durch zwei Karten, die zum einen zeigen, wie wenige Flächen über 900 Meter liegen und welche Gebietskörperschaften in der Region sich wie zum Nationalpark positioniert haben.
Kartenmaterial
27.10.13 - Als „Projekt des Jahres der UN-Dekade für Biologische Vielfalt“ hat Bundesumweltminister Peter Altmaier am heutigen Sonntag den Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald und den NABU Baden-Württemberg gewürdigt. Aus terminlichen Gründen konnte Minister Altmaier kurzfristig den Preis nicht persönlich übergeben. Er stellte jedoch ein Treffen mit den Preisträgern in Berlin in Aussicht. „Danke für diese Anerkennung unseres Engagements für den ersten Nationalpark Baden-Württembergs. Das motiviert uns für den Endspurt im Rennen um den Nationalpark und gibt uns neue Kraft“, sagten Freundeskreis-Sprecher Thomas Fritz und NABU-Naturschutzreferentin Ingrid Eberhardt-Schad bei der Preisverleihung in Osnabrück. „Wir verstehen diese Auszeichnung als Auftrag, unsere Arbeit fortzuführen – im Namen der vielen Menschen, die für uns abgestimmt haben, im Namen der Experten der Jury und im Namen von Bundesumweltminister Altmaier.“
Besonders freuen sich Freundeskreis und NABU, dass CDU-Minister Altmaier neben dem allgemeinen Engagement insbesondere auch die Dialogoffenheit der Nationalparkbefürworter lobte. „Das bestärkt uns, dass wir mit unserer Strategie, auf die Kritiker zuzugehen und den Dialog zu suchen, richtig lagen. Auch wenn die Gegner unsere offenen Türen immer wieder zugeschlagen haben und sich dem Dialog verweigert haben“, sagen Fritz und Eberhardt-Schad. So habe die Organisation der Nationalparkgegner „Unser Nordschwarzwald“ die Einladung zu Gesprächen mit dem Hinweis ausgeschlagen, es gebe einen Vorstandsbeschluss, wonach sich die Gegner „nicht mit Nationalparkbefürwortern an einen Tisch setzen“.
Dass ausgerechnet ein CDU-Minister das Engagement für den Nationalpark auszeichnet, macht aus Sicht von Freundeskreis und NABU einmal mehr deutlich, dass der Nationalpark keine parteipolitische Farbe trägt. „Wurzeln und Stamm des Nationalparks sind schwarz, die Äste rot, die Blätter grün. Und auch einige gelbe Blättchen gibt es, weil selbst FDP-Anhänger in der Region für den Nationalpark eintreten. Das heißt: Der Nationalpark ist ein Projekt aller Baden-Württemberger – gleich welcher politischer Couleur“, sagen Fritz und Eberhardt-Schad. Zudem diene der Nationalpark auch dazu, das von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgegebene Ziel zu erreichen: In fünf Prozent der deutschen Wäldern Natur Natur sein zu lassen. Eine neue Studie des Bundesamtes für Naturschutz hat im Oktober ergeben, dass insbesondere der Südwesten von diesem Ziel meilenweit entfernt ist.
29. August 2013 - Zwei Drittel der Menschen in Baden-Württemberg begrüßen die Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald. Auch im Nordschwarzwald spricht sich eine klare Mehrheit dafür aus. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage unter 1.001 Baden-Württembergern, die das forsa-Institut in der zweiten Augusthälfte im Auftrag des NABU Baden-Württemberg erstellt hat. Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage 2012 ist die Zustimmung um einige Prozentpunkte angewachsen. Jetzt bewerten 69 Prozent der Befragten den Nationalpark als „gut“ oder „sehr gut“, 2012 waren es noch 65 Prozent. Nur neun Prozent sprechen sich mit „schlecht“ klar gegen den Nationalpark aus.
„Eine deutliche Mehrheit im Nordschwarzwald und in ganz Baden-Württemberg möchte den Nationalpark Schwarzwald. Das ist keine Behauptung, sondern Tatsache“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann. „Dieses Meinungsbild ist ein klarer Arbeitsauftrag an die Abgeordneten im Landtag, die Ende des Jahres über das Nationalparkgesetz entscheiden werden: Unser Land und die Menschen darin sind reif für den ersten Nationalpark. Die Zeit der parteipolitischen Spielchen um den Nationalpark muss jetzt endlich vorbei sein.“
Die Nationalparkbefürworter sind unter den Anhängern aller drei großen Parteien in der deutlichen Überzahl. Unter den Anhängern der CDU und der SPD findet jeweils eine klare Mehrheit von 65 Prozent die Einrichtung des Nationalparks „gut“ oder „sehr gut“. Bei den Grünen-Anhängern sind es sogar 74 Prozent. „Ich hoffe sehr, dass das der CDU-Fraktion zu denken gibt, von denen ich immer wieder gehört habe, dass ‚die Menschen‘ den Nationalpark nicht wollen. Herr Hauk, dem ist nicht so!“, sagt Baumann. „Zudem zeigt auch diese Umfrage: Der Nationalpark ist ein zutiefst konservatives Vorhaben. Er stünde der CDU gut zu Gesicht.“ Der NABU werbe weiter dafür, den Nationalpark nicht als grün-rotes Projekt, sondern parteiübergreifend als „Baden-Württemberg-Projekt“ zu verstehen.
Klare Mehrheiten für den Nationalpark gibt es in allen Altersstufen: Bei den unter 45-Jährigen ist die Zustimmung mit rund 78 Prozent am größten, bei den über 60-Jährigen mit 58 Prozent immer noch deutlich. Auch die im Zuge der Erhebung befragten Bewohner der Landkreise Freudenstadt, Rastatt, Calw, Ortenaukreis und Baden-Baden sprechen sich mit 59 Prozent klar für den Nationalpark aus. Nur 16 Prozent bewerten hier die Nationalparkidee als „schlecht“. Da die Gesamtzahl der in der Region Befragten im Zuge dieser Umfrage nicht sehr groß war, sind diese Teilergebnisse mit einer gewissen Unschärfe behaftet. Dennoch zeigt sich ein klarer Trend zugunsten des Nationalparks. „Die neuen Zahlen zeigen noch einmal deutlich, dass die Bürgerbefragungen, die einzelne Gemeinden angestrengt haben, kein Gesamtbild zeichnen. Sie konnten nur ein Mosaikstein für die Gesamtbewertung sein“, betont der NABU-Landeschef.

Nationalpark bleibt naturschutzfachlich sinnvoll
NABU warnt vor Überinterpretation der Umfrage-Ergebnisse
13. Mai 2013 - Die Ergebnisse der repräsentativen Emnid-Umfrage sowie die Ergebnisse der Bürgerbefragungen sind ausgewertet. Die Bürgerbefragung umfasste die sieben Städte und Gemeinden Baiersbronn, Bad Herrenalb, Bad Wildbad, Enzklösterle, Forbach, Freudenstadt und Seewalds. Die Emnid-Umfrage untersuchte das Stimmungsbild in den Kreisen Freudenstadt, Calw, Rastatt, Ortenau und Baden-Baden. Die Bürgerbefragungen sind dabei mehrheitlich gegen den Nationalpark ausgefallen - bei einer Wahlbeteiligung zwischen 16 und 78 Prozent. Dagegen hat die Emnid-Umfrage ergeben, dass fast doppelt so viele der befragten Menschen den Nationalpark befürworten wie ablehnen.
"Dass sich Bürgerinnen und Bürger einzelner Gemeinde gegen den Nationalpark ausgesprochen haben, bedauere ich", sagt der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann. Andererseits hätten sich andere Kommunen, die in der aktuellen Umfrage nicht berücksichtigt wurden, bereits deutlich für einen Nationalpark ausgesprochen. Baumann warnt deshalb vor einer Überinterpretation der Ergebnisse: „Die unterschiedlichen Positionen einzelner Gemeinden für oder gegen den Nationalpark sind Mosaiksteine in der Entscheidung zum Nationalpark Schwarzwald – nicht mehr und auch nicht weniger."
Denn die Ergebnisse zeigen vor allem eines: Das Resultat einzelner Bürgerbefragungen lässt sich nicht auf die gesamte Region oder gar auf ganz Baden-Württemberg übertragen. "Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass der Nationalpark für die Natur, für die Wirtschaft und nicht zuletzt für die Menschen der Region riesige Chancen eröffnet, resümiert Baumann. „Beim Nationalpark ist zu 100 Prozent der Staatswald betroffen, es befindet sich kein Quadratmeter Kommunal- oder Privatwald in der Suchkulisse des Ministeriums. Und es ist ein Projekt von nationaler Bedeutung. Darum liegt die letzte Entscheidung natürlich beim Landtag - so wie es die Verfassung vorsieht“, sagt Baumann.
Der NABU wird seine Überzeugungsarbeit fortsetzen und dabei weiterhin auf Argumente und Sachverstand setzen. Die jüngsten Äußerungen der Nationalparkgegner, wonach nur Emotionen zählten, Fakten aber zweitrangig seien, sprächen für sich, so Baumann. Aus Sicht des NABU steht das Land nun vor der Aufgabe, wie beschlossen eine Abgrenzung des Nationalparks vorzuschlagen. Diese müsse sich vor allem an naturschutzfachlichen Kriterien orientieren. Die Ergebnisse der aktuellen Bürgerbefragungen sollten darin wie alle anderen Erkenntnisse über Tourismus, wirtschaftliche Entwicklung und forstwirtschaftliche Erfordernisse einfließen.
Argumentation der FDP fachlich nicht haltbar
Der NABU Baden-Württemberg erachtet die Argumentation der FDP-Fraktion, auf einen Nationalpark im Schwarzwald zu verzichten, als politisch und fachlich nicht zutreffend. „Es war zu erwarten, dass die FDP versucht, Kapital aus den Ergebnissen der Bürgerbefragungen zu schlagen. In der Sache hilft das Poltern der FDP nicht weiter", resümiert der Landesvorsitzender des NABU-Baden-Württemberg.
Die Argumente der FDP-Fraktion seien fachlich leicht wiederlegbar. „Den Nationalpark im Nordschwarzwald als ‚künstliches Projekt‘ zu bezeichnen, zeugt von fachlicher Unwissenheit“, meint Baumann. Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion, hatte argumentiert, die Forderung nach einem Nationalpark in Baden-Württemberg sei mit einer Forderung nach einer Skipiste in Schleswig-Holstein zu vergleichen, die Voraussetzungen seien einfach nicht vorhanden. „Die Suchkulisse des Nationalparks besteht aus naturschutzfachlich hochwertigen Flächen, die zum Tafelsilber Deutschlands zählen“, führt Baumann aus.
Ebenso sei das Postulat der FDP, die streng geschützten Auerhühner fänden im künftigen Nationalpark keinen Lebensraum vor, nicht zutreffend. „Auerhühner kamen vor einer menschlichen Besiedlung im Schwarzwald vor und können in Urwäldern gut existieren“, sagt Baumann. „Im über 100 Jahre alten Bannwald 'Wilder See' leben Auerhühner – egal ob es den Nationalparkgegnern passt oder nicht.“ Der NABU lehnt es ab, eine Nationalparkkulisse nur mit der „Koalition der Willigen“ zu schließen. „Der Nationalpark kann nicht nur nach politischen Gesichtspunkten abgegrenzt werden, sondern er muss in erster Linie naturschutzfachlich sinnvoll sein.“
08. April 2013 - Das Nationalpark-Gutachten ist da! Der Inhalt in einem Satz: Der Nationalpark ist eine riesige Chance für die Natur, für den Tourismus und für die Region insgesamt. Zehn Aktive des NABU haben heute gemeinsam mit drei Vertretern des Freundeskreises Nationalpark Schwarzwald aus Baiersbronn vor dem Stuttgarter Landtag unter dem Motto „Unser Herz schlägt für den Nationalpark“ ein klares Zeichen gesetzt. Als Hirsch, Schaf, Maus, Fuchs und Blume kostümiert begrüßten die NABU-Aktiven Politiker und Pressevertreter und überreichten Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Nationalpark Schwarzwald“.
„Der Nationalpark ist für die Natur, für die Region und für die Wirtschaft im Nordschwarzwald eine riesige Chance – das zeigt das große Gutachten nun auch schwarz auf weiß. Die im Vorfeld ausführlich diskutierten Sorgen haben die Gutachter entweder ganz entkräftet oder stark relativiert. Damit ist klar: Der Nationalpark als echtes ‚Baden-Württemberg-Projekt‘ kann kommen! Jetzt geht es noch darum, wo der Nationalpark eingerichtet wird und welche Region wirklich zum Zuge kommt, um diese Großchance zu nutzen. Unser NABU-Herz schlägt schon lange für den Nationalpark. Nach der Lektüre des Gutachtens schlägt es jetzt noch höher“, sagt Dr. Andre Baumann, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg.
15. März 2013 - Der Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald und der NABU haben am gestrigen Donnerstagabend die Gewinnerinnen und Gewinner des Fotowettbewerbs „Mein Schwarzwald“ ausgezeichnet. Schauspielerin und Jury-Mitglied Ursula Cantieni überreichte in Freudenstadt-Kniebis im Rahmen einer kleinen Feierstunde die Preise. Mit dem Foto „Morgenstimmung an der Hornisgrinde“ belegte Christian Maisenbacher aus Neubulach den ersten Platz. Es folgten Erich Tomschi aus Mötzingen und Hans-Dieter Roth aus Bad-Rippoldsau-Schapbach auf den Plätzen 2 und 3. Knapp 1.000 Fotos waren bei NABU und Freundeskreis eingegangen. Sie hatten den Wettbewerb in ihrem Nationalpark-Magazin „WALDLAND“ ausgelobt.
Nicht nur die Menge, auch die hohe Qualität der Einsendungen hat es der Jury schwer gemacht, die besten Bilder herauszusuchen. „Nach zwei intensiven Sicht-Tagen hatte ich das Gefühl, von einer langen, traumhaften Wanderung zurückzukehren, quer durch die Jahreszeiten, Tageszeiten, auch Zeitalter und Märchenwelten – die Bilder begleiten mich weiter. Großes Kompliment an die Fotografen, die dem Schwarzwald so vielfältig und liebevoll auf der Spur sind. Von mir ein dickes Dankeschön für diese prickelnde, faszinierende Aufgabe, eine Favoritenliste zusammenstellen zu dürfen“, sagte Ursula Cantieni bei der Präsentation der Gewinnerbilder.
Natürlich ist die Auswahl der besten Bilder immer auch subjektiv“, erklärten die beiden anderen Jurymitglieder Oliver Rastetter, NABU-Landesvorstand und Bürgermeister von Lauf, sowie Heidrun Zeus, Sprecherin des Freundeskreises. „Für uns verkörpern die ausgewählten Bilder am besten, was den besonderen Reiz unseres Schwarzwaldes ausmacht – in all seiner Vielfalt und urwüchsigen Schönheit.“
Damit auch Fotografien gewürdigt werden konnten, die nicht den Schwarzwald als gesamte Landschaft zeigen, sondern faszinierende Einzelheiten herausstellen, hat die Jury kurzentschlossen auch Bilder in der neuen Kategorie „Detailfotografie“ prämiert. Fünf Motive wurden hierbei als gleichwertige Gewinner ausgesucht.
NABU und Freundeskreis hatten den Fotowettbewerb ausgelobt, um auch in der kontrovers geführten Diskussion um einen Nationalpark im Schwarzwald die Schönheit dieser Natur nicht aus den Augen zu verlieren. „Wer die 1.000 Fotos des Wettbewerbs anschaut, sieht, dass der Schwarzwald die Krone des Naturschutzes zu Recht tragen würde: Der Nordschwarzwald verdient das Prädikat Nationalpark“, sagten Rastetter und Zeus.
Unter www.NationalparkNordschwarzwald.de werden die Gewinnerbilder in einer Online-Galerie präsentiert.
Folgende Preisträgerinnen und Preisträger wurden ausgezeichnet:
1. Preis: Übernachtung im Hotel Tanne - Christian Maisenbacher, Neubulach
2. Preis: Zeiss-Fernglas - Erich Tomschi, Mötzingen
3. Preis: Eintritt zu „Kultur am Meiler“ - Hans-Dieter Roth, Bad Rippoldsau-Schapbach
4. Preis: Fotoband Wilder See - Markus Hennig, Loßburg
4. Preis: Fotoband Wilder See - Günter Hohensträter, Horb
4. Preis: Fotoband Wilder See - Marianne Rösch, Lauf
4. Preis: Fotoband Wilder See - Lukas Schmidt, Ravensburg
4. Preis: Fotoband Wilder See - Reinhard Storch, Eutingen im Gäu
Preis für Detailfoto: Fotoband Wilder See - Manuela Baumgarten, Loßburg
Preis für Detailfoto: Fotoband Wilder See - Alfred Burger, Loßburg-Schömberg
Preis für Detailfoto: Fotoband Wilder See - Ling-Shao Chang, Karlsruhe
Preis für Detailfoto: Fotoband Wilder See - Herbert Kress, Eutingen
Preis für Detailfoto: Fotoband Wilder See - Rainer Schulz, Gaggenau
Ein von Ursula Cantieni gestifteter Sonderpreis geht an Ralf Paucke aus Vaihingen. Er erhält den Fotoband „Wir bleiben dann mal hier“, ein Buch von Ursula Cantieni über den Westweg.
10.Oktober 2012 -WALDLAND – so heißt das neue Magazin des NABU und des Freundeskreises Nationalpark Schwarzwald, das informiert und zugleich Lust macht auf den Schwarzwald und den Nationalpark. WALDLAND beleuchtet die Nationalparkidee von allen Seiten. Neben Naturschützern stellen auch Förster, Privatwaldbesitzer, Schäfer, Hoteliers, Kulturschaffende, Wanderer und Tourismusexperten ihren persönlichen Blickwinkel vor. Ministerpräsident Kretschmann hat ein Grußwort beigesteuert.
Die Diskussion um den Nationalpark Schwarzwald hat sich in den vergangenen Monaten zumindest in Teilen versachlicht. Das begrüßen wir sehr. Im persönlichen Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort stellen wir jedoch immer wieder fest, dass für eine sachliche Diskussion oftmals Informationen fehlen.
Ohne dem Gutachten des Landes vorweggreifen zu wollen, laden NABU und Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald die Menschen im Nordschwarzwald daher mit ihrem neuen Magazin WALDLAND ein, sich über die Ideen und Hintergründe eines Nationalparks zu informieren. Zugleich soll WALDLAND auch Lust machen auf den Schwarzwald – denn der Nationalpark entstünde selbstverständlich nicht im luftleeren Raum, sondern in einer Region, die für viele Menschen geliebte Heimat ist und schon heute fasziniert und viel zu bieten hat.
WALDLAND geht den Haushalten der Nationalparkregion Anfang Oktober 2012 per Postwurfsendung zu und wird in der Region ausliegen.
Wissenschaftler für den Nationalpark
Wissenschaftler für den Nationalpark
06. Juni 2012 - Wissenschaftler für den Nationalpark57 Wissenschaftler und Hochschullehrer aus ganz Deutschland haben sich für die Einrichtung eines Nationalparks im Nordschwarzwald ausgesprochen. In einem Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und den Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Alexander Bonde haben die Experten ihre Gründe dafür dargelegt.
„Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald“ gegründet
Nationalpark-Freunde wollen informieren, diskutieren und Begeisterung wecken
03.Dezember 2011 - „Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald“ – unter diesem Namen hat sich am Samstag ein Verein gegründet, in dem sich ab sofort Befürworter und Freunde des geplanten Nationalparks im Nordschwarzwald zusammenschließen. „Wir verstehen uns als breites gesellschaftliches Bündnis und wollen allen Befürwortern und Freunden des geplanten Nationalparks eine Stimme geben – unabhängig von Partei- und Verbandszugehörigkeit“, erklärt Thomas Fritz aus Forbach, einer der nun gewählten Sprecher des Freundeskreises. „Unser Ziel ist es, die Fronten zu überwinden, einen offenen Dialog zu führen und Informationen auszutauschen. Wir wollen versuchen, unsere Nachbarn und Co-Schwarzwälder mit unserer eigenen Begeisterung für die Nationalpark-Idee anzustecken.“
Auf der Darmstätter Hütte nahe des Ruhesteins an der Schwarzwaldhochstraße trafen sich am Samstagabend 65 Gleichgesinnte, um den Verein auch formal zu gründen, eine Satzung zu verabschieden und die Vereinsvertreter zu wählen. Den Vorstand bildet zum einen ein gleichberechtigtes Sprechgremium bestehend aus Thomas Fritz (Forbach), Dr. Christian Köppel (Gaggenau) und Jochen Rothfuß (Baiersbronn). Kassierer ist Karl-Ernst Rothfuß (Baiersbronn). Daneben wurden elf weitere Personen als Beisitzer gewählt: Manfred Beck (Bühlertal), Thomas Faißt (Baiersbronn), Martin Klatt (Bühl), Christine Klumpp-Pettenberg (Baiersbronn-Schönmünzach), Prof. Dr. Achim König (Freiburg), Harald Lehr (Baiersbronn), Holger Rothfuß (Baiersbronn), Martin Salcher (Klosterreichenbach), Friederike Schneider (Baiersbronn), Elfi Wäckers (Baiersbronn) und Heidrun Zeuß (Bühl). Um die Aktivitäten zu koordinieren, hat der Verein zudem eine Geschäftsstelle in Baiersbronn eingerichtet, die von Christina Schneider betreut wird.
Neben Gesprächsrunden und Info-Terminen vor Ort sowie schriftlichen Informationen tritt der Freundeskreis auch im Internet auf. Unter www.pro-nationalpark-schwarzwald.de ist der Verein erreichbar. „Wir wollen auf unserer Internetseite sowie auf Facebook die Stimmen der Unterstützer bündeln und sammeln daher auch digitale Unterschriften“, erklärt Dr. Christian Köppel. „Damit wollen wir zeigen: Ja, viele Menschen im Schwarzwald und darüber hinaus wünschen sich einen Nationalpark. Der Eindruck, dass der Schwarzwald den Nationalpark geschlossen ablehnt, ist falsch. Richtig ist: Es gibt Gegner, es gibt Befürworter und es gibt viele Unentschlossene. Wir laden alle drei Seiten ein, miteinander zu sprechen und Argumente auszutauschen. Info statt Panikmache – das schreiben wir uns auf die Fahnen.“
Da das Land derzeit ein grundlegendes Gutachten erstellen lässt, dessen Ergebnisse nicht vor Ende 2012 vorliegen werden, wirbt der Freundeskreis auch um mehr Gelassenheit in der Diskussion. „Es gibt keinen Zeitdruck. Die Entscheidung wird nicht vor 2013 fallen. Bis dahin haben wir alle Zeit, miteinander zu reden. Ich appelliere an alle Seiten, mit Toleranz und Offenheit in die Diskussion zu gehen und auch anderslautende Meinungen zuzulassen – eine Selbstverständlichkeit, die ich dennoch betonen möchte“, sagte Jochen Rothfuß.
Der Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald sucht ab sofort neben Unterstützern auf seinen Internetseiten auch Spender und Mitglieder, die den Verein stark machen. Mitglied kann jeder werden, der die Ziele des Vereins mitträgt. Eine Einzelmitgliedschaft kostet 12 Euro pro Jahr – also einen Euro pro Monat. Organisationen zahlen 25 Euro pro Jahr.
Mitgliedsanträge sind in den nächsten Tagen unter www.pro-nationalpark-schwarzwald.de zu finden.
24. November 2011 - Der NABU begrüßt den offenen Dialog der Landesregierung mit den Bürgern zum Nationalpark und bringt sich aktiv ein. „Wir wollen einen Nationalpark. Dabei ist es uns aber wichtig, diesen gemeinsam mit den Menschen des Nordschwarzwaldes auf den Weg zu bringen“, sagte NABU-Landesvorsitzender Dr. Andre Baumann in Bad Wildbad bei der Fachtagung „Ist ein Nationalpark im Nordschwarzwald möglich?“. Die Gegner eines Nationalparks forderte Baumann dazu auf, sich konstruktiv in die Diskussion einzubringen, anstatt in großem Maße Ängste zu schüren und emotionale Stimmungsmache zu betreiben.
„Ein Nationalpark ist ein Naturschutz- und Tourismusprojekt. Er ist aber auch ein kulturelles Projekt, das mit der Diskussion über das Für und Wider, das Wo und Wie des Nationalparks gestartet wurde“, erläuterte NABU-Naturschutzreferentin Ingrid Eberhardt-Schad. Für sie ist die zentrale Frage dieser Diskussion, ob die Menschen bereit sind, auf rund zwei Prozent der Waldfläche des Schwarzwaldes „Natur Natur sein zu lassen“. Das „Loslassen“ muss nicht sofort erfolgen, sondern kann sich fast über eine ganze Menschengeneration hinziehen. Denn in einem Entwicklungsnationalpark können bis zu 30 Jahre lang Waldflächen in der Kernzone genutzt und zu Urwäldern von morgen entwickelt werden. „Wenn die Natur auf knapp 8.000 Hektar selbst über sich bestimmt, werde ich längst in Rente sein“, sagte der 38-jährige Landesvorsitzende.
Über die Reaktionen einiger Gegner wundert er sich. „Es ist schon abenteuerlich, dass die ‚Waldbürger‘ versuchen, die ‚Stuttgart-21 Protestkultur‘ in den Schwarzwald zu tragen.“ Während die Bevölkerung bei dem Bahnprojekt erst nach Beschluss des milliardenschweren Bauprojekts häppchenweise über Kosten und Risiken informiert worden sei, stehe die Nationalparkdiskussion im Nordschwarzwald erst am Anfang. „Jeder kann sich einbringen, jeder kann Sorgen und Wünsche mitteilen – was will man mehr“, fragt der Landesvorsitzende und fordert: „Anstatt Parolen auf der Straße zu skandieren, sollten die Gegner ihre Sorgen formulieren und Fragen stellen. Das machen wir auch.“
Obwohl sich der NABU für einen Nationalpark ausspricht, hat der Verband ebenfalls viele Fragen, die mit dem Land, den Kommunen und den Menschen noch geklärt werden müssen. „Auch im NABU wird über Vor- und Nachteile eines Nationalparks, das Wo und Wie diskutiert“, berichtete Eberhardt-Schad. Zu den wichtigsten Fragen gehören die der Finanzierung und der laufenden Kosten. Ein Nationalpark ist nicht umsonst. Hierzu bedarf es zusätzlichen Geldes. Es darf nicht passieren, dass die Kosten zu Lasten des übrigen Naturschutzhaushaltes finanziert werden. Zusätzlich müssen die NATURA 2000-Schutzgebiete im gesamten Land erhalten und durch ein grünes Wegenetz verbunden werden. Nur so kann der Artenrückgang gestoppt werden, und nur so können Tiere und Pflanzen wandern und sich ausbreiten.
„Wir hoffen, dass das Nationalparkprojekt weiterhin parteiübergreifend unterstützt wird“, sagte Baumann. In den Regierungsprogrammen von CDU, Grünen und SPD wurde eine ergebnisoffene Diskussion des Nationalparks gefordert. Dem kann sich der NABU nur anschließen. Das Gutachten, indem alle Fragen und Ängste beantwortet werden sollen, ist ein erster Schritt. Parallel dazu ist es wichtig, sachlich über die Inhalte, die einen Nationalpark auszeichnen, aufzuklären.
Fachbeiträge zum Nationalpark Schwarzwald
Wissenschaftler schreiben zu Naturschutz, Recht und Waldbau
Der NABU Baden-Württemberg hat eine neue Broschüre vorgestellt, die sechs Beiträge renommierter Wissenschaftler zum geplanten Nationalpark im Nordschwarzwald enthält. Im Fokus steht dabei die Frage, welche Auswirkungen das Großschutzgebiet für die Natur und speziell für die biologische Vielfalt hätte. „Wir alle warten gespannt auf das große Gutachten des Landes zum Nationalpark. Da von verschiedenen Seiten jedoch immer wieder ‚Studien‘ und ‚Gutachten‘ ins Feld geführt werden, die vom wissenschaftlichen Standpunkt äußert fragwürdig sind, haben wir führende Wissenschaftler um ihre Expertise gebeten“, erklärte der Vorsitzende des NABU Baden-Württemberg, Dr. Andre Baumann bei der Vorstellung der Broschüre am heutigen Donnerstag in Stuttgart.
Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Harald Plachter, Prof. Dr. Hans-Dieter Knapp und dem Träger des alternativen Nobelpreises Prof. Dr. Michael Succow haben auch drei international anerkannte Koryphäen der Naturschutzforschung ihr Fachwissen eingebracht. Sie beschreiben, welchen Stellenwert Wildnis, Prozessschutz, natürliche Dynamik und die Ausbildung eines „Lebensraum-Mosaiks“ aus alten und jungen, lichten und dunklen Wäldern für die Erhaltung der Biodiversität in Deutschland und weltweit einnimmt – Begriffe, die untrennbar mit Nationalparken verbunden sind.
Zentral für den NABU als größter Naturschutzverband des Landes ist die Frage, ob der Nationalpark sich positiv auf die biologische Vielfalt auswirken würde. „So paradox das auch klingt: Von einigen Forstwirtschaftlern wird selbst das vehement bestritten“, sagte Baumann. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Marc Förschler entziehe mit ihrem Beitrag diesen Gerüchten endgültig die Grundlage. Der Befund ist eindeutig: Unbewirtschaftete Waldflächen in Europa und in Deutschland sind insgesamt artenreicher als Wirtschaftswälder (Seite 21). Zentral sei dabei auch, dass eine große Fläche aus der Nutzung genommen wird, wie es mit dem Nationalpark geplant ist. Mehrere kleine Flächen hätten nicht den gleichen Effekt: Als Faustregel gelte, dass eine Verzehnfachung der Reservatsfläche etwa eine Verdoppelung der Artenzahl zur Folge habe (Seite 15).
In einem Nationalpark finden viele Tier- Pilz- und Pflanzenarten einen Lebensraum, die im Wirtschaftswald kaum Überlebenschancen haben. Förschler erklärt das auch damit, dass 20 bis 50 Prozent der heimischen Arten auf alte und uralte Wälder angewiesen sind, in denen Bäume zerfallen dürfen (Seite 21). Auf großer Fläche ist das nur im Nationalpark möglich.
Zum Thema Borkenkäfer schreibt Prof. Dr. Reinhard Schopf, der als Leiter des Lehrstuhls für Tierökologie der Technischen Universität München zu Borkenkäfern insbesondere in den bayerischen Nationalparks forscht in Zusammenarbeit mit dem NABU-Waldreferenten Johannes Enssle. Sie schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Massenbefalls von großen zusammenhängenden Flächen wie im Bayerischen Wald für den Nordschwarzwald als eher unwahrscheinlich ein: „Wie auch die Borkenkäferdynamik im heutigen, rund 500 Hektar großen Bannwald Wilder See zeigt, handelt es sich zwar um fichtenreiche, aber auch mit anderen Baumarten (Tanne, Buche, Eberesche) gemischte, strukturreichere Bestände, welche die Ausbreitungsdynamik im Unterschied zum Nationalpark Bayerischer Wald bremsen.“ (Seite 37).
Zugleich betont Schopf, dass der Borkenkäfer „ein natürlicher Antreiber der Walderneuerung“ sei (Seite 40). Dass Fichten durch den Borkenkäfer zum Absterben gebracht werden, sei ein „natürlicher Vorgang im Zuge der Walderneuerung“ (Seite 38). Dadurch erschließe der Käfer „für andere Arten neue Lebensräume“ (Seite 40). Das Auerhuhn und viele weitere Arten profitierten davon, dass der Käfer dichte Waldbestände auflichte. Um die umliegenden Wirtschaftswälder zu schützen, fordert Schopf ein gewissenhaftes Management der bereits geplanten Pufferzonen, eine Beteiligung der Bewirtschafter des Anrainerwaldes sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um die Akzeptanz für die nötigen Maßnahmen zu steigern (Seite 38/39).
Mit den Fragen des Waldumbaus beschäftigt sich Dr. Volker Späth. Er geht dabei auch auf die Herausforderungen ein, die der Klimawandel für den Schwarzwald mit sich bringt: Die Klimaerwärmung belaste insbesondere die Fichte, während vor allem die Buche in den Höhelagen von den Temperaturerhöhungen profitieren werde (Seite 28). Ein erfolgreicher Umbau und eine Verjüngung des Waldes setzt aus Sicht des Forstexperten jedoch voraus, dass „die Verbissbelastung durch Rothirsch und Reh mit einem geeigneten Schalenwildmanagement reduziert wird, so dass sich Tanne und Buche natürlich (…) verjüngen können.“ (Seite 30). Abschließend stellt Prof. Dr. Andreas Staudacher in seinem Beitrag dar, welche rechtlichen Grundlagen für den Nationalpark relevant sind.
Der NABU versteht seine Broschüre nicht als Vorgriff auf das Gutachten des Landes zum geplanten Nationalpark, das am 8. April vorgestellt werden soll. Vielmehr möchte er der interessierten Öffentlichkeit eine weitere Informationsgrundlage in die Hand geben, um auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten über die Nationalpark-Idee zu diskutieren und umherschwirrenden Gerüchten und Falschaussagen qualifiziert entgegenzutreten.
Mehr unter www.NationalparkNordschwarzwald.de
Die Fachbroschüre kann beim NABU bestellt werden und ist hier als PDF abrufbar.
NABU strebt Nationalpark im Nordschwarzwald an
Neue NABU-Studie: Nur der Nordschwarzwald ist geeignet
23.Mai 2011 -Der Nordschwarzwald ist die einzige Region Baden-Württembergs, die alle Kriterien für die Einrichtung eines Nationalparks erfüllt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen wissenschaftlichen Studie des Naturschutzbundes NABU. Darin ließ der NABU anhand internationaler Kriterien alle Regionen des Landes auf ihre Nationalparktauglichkeit untersuchen. „Nur der Nordschwarzwald verdient es, die Krone der höchsten Schutzgebietskategorie zu tragen. Die Zeit ist reif für den ersten Nationalpark unseres Landes und jetzt ist auch klar, wo er entstehen kann: im Nordschwarzwald. Bürger, Kommunen, Unternehmer, Verbände und die Landesregierung sollten jetzt einen ergebnisoffenen Dialog starten und gemeinsam einen ersten Nationalpark mit all seinen Chancen und Risiken für die Region einrichten“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann.
Die neue Landesregierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, einen Nationalpark einrichten zu wollen. Das Bundesamt für Naturschutz hatte bereits 2010 um eine entsprechende Prüfung gebeten. Die Kriterien für die Einrichtung eines Nationalparks schreiben beispielsweise vor, dass das Gebiet mindestens 10.000 Hektar umfasst, auf denen natürliche Prozesse weitgehend ungestört ablaufen. Die Fläche sollte großenteils naturnah sein, darf nicht durch Verkehrswege zerschnitten werden, sie sollte sich größtenteils in öffentlicher Hand befinden und mit anderen Lebensräumen in der Umgebung verbunden sein.
„Nur der Nordschwarzwald erfüllt alle Kriterien. Dass der NABU genau dort einen Nationalpark anstrebt, ist daher keine politische, sondern eine naturschutzfachliche Entscheidung“, erklärte die stellvertretende Geschäftsführerin Ingrid Eberhardt-Schad. Die NABU-Studie macht noch keinen Vorschlag für die Abgrenzung des mindestens 10.000 Hektar großen Nationalparks, sondern benennt lediglich einen möglichen Suchraum von über 40.000 Hektar, in dem ein solches Schutzgebiet möglich wäre.
Der Nordschwarzwald stand bereits vor 20 Jahren als mögliche Nationalparkregion im Fokus. Damals scheiterte die Idee jedoch, vor allem weil die Region nicht von Anfang an in den Entstehungsprozess einbezogen wurde – ein Fehler, der sich nun nicht wiederholen dürfe, betonte Eberhardt-Schad: „Wir haben beim Biosphärengebiet Schwäbische Alb gesehen, dass eine ehrliche Einbeziehung der regionalen Akteure ein zentraler Erfolgsfaktor ist. Daher setzen wir auch jetzt beim Nationalpark voll auf einen offenen und fairen Dialog.“
Seit 2002 gibt es zudem das neue Instrument des „Entwicklungsnationalparks“. Damit wäre es möglich, die Region über 20 Jahre hinweg auf den neuen Status hin vorzubereiten und zu entwickeln. Tourismus, Forstwirtschaft und Holzindustrie können sich so organisch auf die neue Situation einstellen. Die vielen naturfernen Fichtenbestände könnten noch zu einem großen Teil geerntet und genutzt werden.
Für den bereits bestehenden Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wäre der Nationalpark eine gelungene Aufwertung, so der NABU. „Der neue Nationalpark ist der Diamant, der umgebende Naturpark die edle Goldfassung“, umschrieb die NABU-Naturschutzreferentin das mögliche Zusammenspiel der beiden Gebiete. Die Bedeutung des Naturparks bliebe damit voll erhalten, zumal dieser mit einer Fläche von 375.000 Hektar mehr als 35 Mal so groß ist, wie ein neuer Nationalpark in seinem Herzen.
Der NABU hat in vielen Vorgesprächen in der Region erfahren, dass ein Nationalpark im Nordschwarzwald viele Freunde und Unterstützer hat, dass es aber auch Vorbehalte gibt. Häufig spiele dabei die Angst vor Arbeitsplatzverlusten und Betretungsverboten eine zentrale Rolle. Der NABU nimmt diese Sorgen ernst. Doch zeigen Erfahrungen aus anderen Nationalparken, dass die Probleme lösbar sind. Der Nordschwarzwald wird sich durch das neue Prädikat profilieren, auch gegenüber anderen attraktiven Tourismusregionen wie dem Südschwarzwald und dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb“, sagte Eberhardt-Schad.
Der NABU betont, dass der Nordschwarzwald auch als Nationalpark zugänglich bleiben soll. „Sicherlich gibt es in den Kernzonen Einschränkungen. Aber es ist auch dem NABU besonders wichtig, dass der Schwarzwald mit allen Sinnen erlebbar bleibt. Wir wollen, dass die Menschen Wildnis vor der eigenen Haustüre erleben können und dazu nicht nach Kanada oder Südamerika reisen müssen“, sagte die NABU-Expertin. „Der Nationalpark soll und kann beiden dienen: Mensch und Natur.“