Wald und Klima
Umgang mit Wald hat Auswirkung auf Klimawandel
Das Klima bestimmt den Waldtyp – in unseren Breiten sind es überwiegend sommergrüne Laubmischwälder, im Norden boreale Nadelwälder und in den Tropen immergrüne Regenwälder. Aber auch der Wald beeinflusst das Klima, er wirkt kühlend auf seine Umgebung, er verändert die Rückstrahlung des Sonnenlichts ins All und er spielt eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt der Landschaft. Bäume entziehen der Atmosphäre das Treibhausgas CO2, indem sie den Kohlenstoff in ihrem Holz einlagern. Wenn ein Baum stirbt, wird beim Abbau des Holzes der Kohlenstoff als CO2 wieder freigesetzt, ein geringer Teil wird im Boden langfristig gespeichert. Intakte Naturwälder wirken daher als CO2-Senke, d.h. sie nehmen mehr CO2 auf als sie abgeben.
Unser Umgang mit dem Wald kann positive oder auch negative Auswirkungen auf den Klimawandel haben:
Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald und seine Bewohner
Der Klimawandel wirkt sich unweigerlich auf den Wald aus: Für Mitteleuropa gilt allgemein die Prognose, dass es längere, heißere Sommer und kürzere, mildere Winter geben wird. Extremjahre wie 2003, 2018 oder 2019 werden künftig die neue Normalität sein. Niederschläge im Winter nehmen eher zu und im Sommer eher ab. Im Sommer werden deshalb häufiger Dürreperioden auftreten. Auch starke Stürme werden häufiger vorkommen als heute. Der Klimawandel führt bei einzelnen Arten zu einer Verschiebung der geeigneten Lebensräume. Es werden sich also nicht ganze Ökosysteme in klimatisch günstigere Gebiete verschieben - vielmehr ist wegen neuer Konkurrenzverhältnisse mit einer Veränderung der Artenzusammensetzung am ursprünglichen Standort zu rechnen.
Wie sollte die Forstwirtschaft auf den Klimawandel reagieren?
Weitgehend ignoriert wird, dass der Klimawandel nicht alleine schuld ist und waldbauliche Fehler die Schäden massiv begünstigen. Die Wälder leiden unter Artenarmut bis hin zu Monokulturen, durchschnittlich viel zu geringem Lebensalter der Bäume, maschineller Bodenverdichtung, Entwässerung und mehr.
„So zu tun, als hätten die beiden Dürrejahre (2028 und 2019) die Katastrophe allein verursacht, ist zu billig. Sie ist auch Folge einer seit Jahrzehnten auf Nadelholz fixierten Forstwirtschaft – in einem Land, das einst von Natur aus flächendeckend von Laubmischwäldern dominiert wurde“, betonen Waldexpert*innen in einem offenen Brief an Julia Klöckner. „Man gibt nicht gerne zu, dass man über 200 Jahre lang auf die falsche Nutzbaumart (Fichte) gesetzt und zudem künstliche, ökologisch hoch instabile und damit hoch risikoreiche Forst-Ökosysteme geschaffen hat. Ein ganzer Erwerbszweig hat sich vom Nadelholz abhängig gemacht.“
Naturnahe und kleinflächig strukturierte Mischwälder mit einer breiten Baumartenpalette gelten derzeit als die beste Risikovorsorge im Klimawandel, denn sie sind vergleichsweise stabil und haben eine hohe Anpassungsfähigkeit gegenüber Witterungsextremen und Umweltveränderungen. Wer einen konsequent naturnahen Waldbau betreibt, ist daher bereits auf einem guten Weg, denn durch naturnahen Waldbau werden die Waldökosysteme stabilisiert.
Dazu gehört auch das Belassen von Totholz in den Wäldern: Auch abgestorbene Bäume haben wichtige Funktionen, etwa als Lebensraum, Schattenspender, Wasser- und Nährstoffspeicher, und sollten zumindest teilweise im Wald verbleiben.
Um naturnahe Wälder kosteneffizient, flächendeckend und möglichst rasch aufzubauen, muss die Naturverjüngung der Haupt- und Nebenbaumarten auch ohne Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Chemikalien gewährleistet sein. Aus diesem Grund kommt der Anpassung der Schalenwildbestände eine besondere Bedeutung im naturnahen Waldbau zu.
Nutzung der Ressource Holz
Wird Holz in Häusern, Brücken oder Möbeln verbaut, wird das „eingebaute“ CO2 für Jahre oder Jahrzehnte und im Idealfall sogar für Jahrhunderte aus dem Kreislauf entfernt. Insgesamt wirken Bäume und Wälder also bremsend auf die Klimaerwärmung und Bauen mit Holz kann klimaschützend wirken. Auch ungenutzte Wälder reichern über Jahrzehnte und Jahrhunderte große Mengen an Kohlenstoff in ihrer Biomasse an und wirken damit bremsend auf den Klimawandel. Wird allerdings mehr Holz geerntet oder verbrannt, als wieder nachwächst, ist die CO2-Bilanz negativ. Großflächige Brandrodungen und rücksichtsloses Abholzen von Wäldern (z.B. für den Anbau von Futtermitteln oder für Bioethanol und Palmöl) verursachen mehr Treibhausgasemissionen als alle Autos und Flugzeuge der Welt zusammen. Damit wird klar, wie wichtig der Schutz der Wälder ist.
Gelingt es uns nicht, die Zerstörung der Wälder und den Klimawandel zu stoppen, könnten die riesigen tropischen Regenwälder bei zunehmender Trockenheit zusammenbrechen. Der dadurch freigesetzte Kohlenstoff würde das Klima weiter anheizen – ein Alptraum für die Menschen und das Aus für einen unermesslichen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten.
NABU-Forderungen im Zwölf-Punkte-Papier
Bereits im Herbst 2019 hat der NABU seine Position zu Wald und Forstwirtschaft im Klimawandel in einem 12-Punkte Papier vorgestellt:
Wald und Forstwirtschaft im Klimawandel
Publikationen:
Zur Klimaleistung ungenutzter Wälder
In der Diskussion um die Bedeutung der Holzwirtschaft für den Klimaschutz wird häufig behauptet, dass nur die forstliche Nutzung des Waldes einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Warum diese Annahme veraltet ist, erklärt dieses NABU-Hintergundpapier.
Weiterführende Links:
Notfallplan für den Wald in Baden-Württemberg (MLR): https://mlr.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mlr/intern/dateien/publikationen/Notfallplan_Wald.pdf
Forschung der FVA zu den Klimafolgen unserer Wälder: https://www.fva-bw.de/themen/klimafolgen
Informationen zu Wald und Forstwirtschaft in Baden-Württemberg der LUBW: https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/klimawandel-und-anpassung/wald-und-forstwirtschaft