Mit einer NABU-Geschenkpatenschaft für Wildbienen oder Greifvögel und Eulen schenken Sie Ihren Lieben ein ganz besonderes Stück Natur.
Mehr ...Igel im Garten unterwegs
Wer raschelt denn da im Laub?



Für Igel ist der Herbst die heiße Phase, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten: In dieser Jahreszeit fressen sie sich die nötigen Fettreserven für die kommenden Monate an. Denn während ihres bis zu einem halben Jahr andauernden Schlafes verlieren sie zwischen zwanzig und vierzig Prozent ihres Gewichts. Um möglichst fette Beute zu machen, bevor das Nahrungsangebot an Käfern, Schnecken und Spinnen knapp wird, sind die nachtaktiven Stacheltiere im Herbst auch am Tag auf Achse. „Das ist ein ungewohnter Anblick und man hat schnell den Eindruck, mit dem Tier sei etwas nicht in Ordnung“, berichtet NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt. „Aber nicht jeder Igel, der hilfsbedürftig scheint, ist es auch. Meist erkennt man rasch, ob Hilfe nötig ist.“
Wann ist ein Igel hilfsbedürftig?
Grundsätzlich: Bei Zweifeln, ob ein Eingreifen erforderlich ist, sollte immer eine Wildtierauffangstation oder Igelpflegestelle kontaktiert werden. Ein Wildtier sollte nur dann der Natur entnommen werden, wenn definitiv eine Hilfsbedürftigkeit vorliegt. Diese kann man nicht allein an einem Gewichtswert fest machen. Hilfsbedürftig sind Jungigel, die Anfang November mit weniger als 600 Gramm noch draußen aktiv sind. Bei älteren Igeln sind 600 Gramm zu wenig und ein Anzeichen einer ernsten Erkrankung. Auch nach dem Winterschlaf sind Gewichte bei Altigeln von 500 bis 600 Gramm eindeutig zu wenig.
Außerdem benötigen Igel Hilfe bei
- Verletzungen
- nach einem Sturz in Gruben, Lichtschächte, Treppenaufgänge etc.
- Krankheitsanzeichen wie zielloses Umherlaufen, husten, torkeln, liegenbleiben, fehlendem Zusammenrollen, Abmagerung, eingefallenen und schlitzförmigen Augen
- verwaiste Jungigel, die sich tagsüber außerhalb des Nestes befinden mit noch geschlossenen Augen und Ohren und die evtl. ausgekühlt sind
- Igel, die im Winter tagsüber oder nach Dauerfrost und Schnee umherlaufen
Beim Fund eines hilflosen Igels sollte ggf. nach weiteren betroffenen Geschwistern in der Umgebung gesucht werden. Und es unbedingt den genauen Fundort notieren. Ein tagaktiver Igel sollte immer genau begutachtet werden, da dies fast immer ein Zeichen für ein Krankheitsgeschehen ist. Sind Parasiten wie Flöhe, Zecken und vor allem Fliegeneier auf dem Igel zu finden, müssen diese umgehend entfernt werden. Dazu keinesfalls Parasiten- oder Spot-on-Mittel verwenden, sondern die Lästlinge manuell mit Hilfe einer Zeckenzange, Pinzette, Flohkamm oder einer unbenutzten Wimpernbürste entfernen.
Erstversorgung
Zur Erstversorgung sollten besonders Jungtiere zunächst warmgehalten werden, indem sie in ein Tuch oder eine Jacke gehüllt werden. Keinesfalls sofort Futter oder Trinken anbieten, sondern Kontakt mit einer Wildtierauffangstation aufnehmen. Verletzte Tiere müssen einem wildtiererfahrenen Tierarzt vorgestellt werden. Bitte unbedingt auf Eigenschutz achten, d.h. die Tiere am besten mit Handschuhen anfassen.
Unterbringung
Als Quartier für aufgefundene Igel eignet sich ein großer, mit Zeitungspapier, Handtuch oder Küchenrolle ausgelegter Karton oder eine Tiertransportbox, worin sich ein kleiner Karton als Rückzugsraum für den aufgefundenen Igel befindet. Karton bzw. Box zimmerwarm, ruhig und dunkel stellen, sowie von Haustieren und Kindern fernhalten. Jungtiere und ausgekühlte Tiere sollten in einem Handtuch langsam mit einer Wärmflasche (oder PET-Flasche mit warmem Wasser) erwärmt werden. Sie sollten eine Möglichkeit haben, sich von der Wärmequelle zurückzuziehen. Verwenden Sie zum Aufwäremen keinesfalls Rotlicht.
Futter
Die Fütterung zwischen den Gartenbesuchern und den Tieren in der Pflege unterscheidet sich kaum. Allenfalls die Fütterung von Futterinsekten und die Variation beim Futter wird aus i. d. R. nur von Pflegestellen und Auffangstationen durchgeführt. Ansonsten gilt bei Igelfütterung: Es sollte qualitativ hochwertiges Feucht- und/oder Trockenfutter für Katze oder Hund mit hohem Fleischanteil genommen werden. Auch gegartes, ungewürztes Rinderhackfleisch oder gestocktes Rührei können gefüttert werden. Verfüttern Sie niemals rohes Fleisch an Igel.
Auf Soßen und Gelees kann verzichtet werden. Definitiv ungeeignet für Igel sind Milch, Nüsse, Obst und Küchenabfälle. Auch die im Handel erhältlichen Igelfuttersorten kann man getrost im Regal lassen, denn alle Sorten sind aufgrund ihrer Zusammensetzung für Igel nicht empfehlenswert. Auf jeden Fall sollte man immer frisches Wasser anbieten.
Um Mitfresser wie Katzen, Ratten, Marder etc. abzuhalten, empfiehlt es sich, das Futter in einem Igelfutterhaus mit Rattenklappe oder Labyrintheingang anzubieten. Tonuntersetzer haben sich bewährt, weil sie sehr gut zu reinigen und zu desinfizieren sind. Die Futter- und Wasserschalen sollten täglich gereinigt und Futterreste täglich entfernt werden. Die Fütterung erfolgt am besten abends.
Zufütterung im Garten
Spätestens bei einstelligen Nachttemperaturen macht eine Zufütterung für Jungigel im Garten keinen Sinn mehr. Igelkinder haben einen sehr geringen Eigenfettanteil. Sie benötigen viel Energie, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten, da sie einen größeren Wärmeverlust als erwachsene Tiere haben. Trotz Zufütterns schaffen sie dann einfach keine Gewichtszunahme mehr. Zudem können Jungigel bei zu niedrigen Temperaturen die Futteraufnahme komplett einstellen und gehen in den Schlaf, ungeachtet dessen, ob ihr Gewicht ausreichend ist, was für sie dann im Winter fatale Folgen haben kann. Jungigel, die dann noch kein ausreichendes Gewicht haben sollten deshalb in eine Pflegestelle gebracht werden. Bei erwachsenen Igeln sollte man weiter zufüttern bis die Tiere sich zum Winterschlaf zurückgezogen haben und die Futterstelle nicht mehr aufsuchen.
Igelfreundlicher Garten
Die Hilfe für einzelne Tiere ist das eine, eine lebenswerte Umwelt für die wildlebende Population das andere. Sie können dem Igelbestand helfen, indem Sie ihren Garten naturnah gestalten mit Hecken, Büschen, Bäumen, Wiese und Teich. Hier finden Igel Lebensraum, Quartiere und Nahrung wie Käfer, Ohrwürmer, Raupen und andere Kleintiere. Igel lieben außerdem Laub- und Reisighaufen sowie Holzbeigen als Unterschlupf. Man kann auch Igelkuppeln oder Igelhäuschen als zusätzliche Quartiere anbieten. Man sollte unbedingt auf den Einsatz von Gartengiften und Mährobotern verzichten und darauf achten, dass Gartenzäune für die Tiere passierbar sind. Steile Teich- oder Poolufer sowie Lichtschächte und Treppenaufgänge werden oft zur Todesfalle für Igel, Kröten, Salamander und andere Tiere. Diese Fallen gegen Hineinfallen sichern oder Aufstiegshilfen anbringen, damit sich die Tiere selbst retten können.
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Hintergrund: Der Igel
Igel gehören zu den ältesten Säugetieren: Ihre Vorfahren gab es schon, bevor die Dinosaurier ausstarben. In Europa ist der Braunbrust-Igel (Erinaceus europaeus) sehr bekannt. Er zählt mit Maulwürfen und Spitzmäusen zur Ordnung der Insektenfresser. Die ausgewachsenen dämmerungs- und nachtaktiven Tiere haben eine Körperlänge zwischen 24 und 28 Zentimetern und wiegen bis zu 1500 Gramm. Bereits bei ihrer Geburt besitzen die Igel rund 100 Stacheln, im ausgewachsenen Zustand sind es zwischen 6000 und 8000.
Igel halten sich am liebsten an Waldrändern, in Hecken, unter Gestrüpp und Unterholz auf. Die Tiere fressen unter anderem Laufkäfer, Regenwürmer, Spinnen und sonstige Insekten. Igel können ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen. Im Schnitt werden die Tiere allerdings nur zwischen zwei und vier Jahre alt.
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