Wildpflanzen kehren mit Natur nah dran zurück in Siedlungen. Foto: NABU/Anette Marquardt
Erfahrungen aus Ettenheim
Jeder Quadratmeter zählt – besser heute als erst morgen!
Markus Ohnemus, Bauhofleiter der Stadt Ettenheim
NABU: Wie viele Flächen und Quadratmeter wurden nach der Teilnahme an „Natur nah dran“ zusätzlich umgestaltet?
Markus Ohnemus: Insgesamt wurden 29 Flächen mit 760qm umgestaltet.
Was hat sich seit der Umstellung von konventioneller auf naturnahe Grünflächenpflege für Sie als Kommune zum Positiven oder ggf. zum Negativen verändert?
Der geringere Pflegeaufwand für die umgestalteten Flächen kann in jedem Fall als positiv bewertet werden. Bewässert wird nur im ersten Pflanz- bzw. Ansaatjahr. Die Pflege erfolgt mit vier bis fünf Pflegegängen pro Jahr, eine Kostenermittlung ist nicht erfolgt.
Was haben Sie an der Teilnahme am Projekt „Natur nah dran“ besonders geschätzt?
Sehr hilfreich und informativ waren die durchgeführten Pflege-Workshops. Besonders der Austausch mit den teilnehmenden Kommunen, aber auch die Erfahrungsberichte der bereits in diesem Projekt tätigen Kommunen war sehr interessant. Vor allem der Austausch mit Herrn Dr. Witt war für uns sehr hilfreich. Auch durch den Einsatz von Herrn Klatt und Herr Dr. Witt bei der Ersterfassung vor Ort gelang ein guter Start in das neue Projekt, die weitere Umsetzung wurde uns dadurch erheblich erleichtert. Auch bei der Abnahme waren die Herren wieder vor Ort und konnten die erfolgreiche Umsetzung in Augenschein nehmen. Die Umsetzung der weiterhin umgestalteten Flächen erfolgte stets in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Witt.
Gab es Überraschungen im Zusammenhang mit „Natur nah dran“?
Einen Aha-Effekt gab es direkt vor der Haustür des Bauhofs, als dort die Schwarzblaue Holzbiene in großer Zahl beim Besuch der Blüten zu sehen war. Bei einer der Begehungen traf Herr Klatt die Aussage: Ettenheim – Stadt der Königskerzen. Die Blütenpracht hat auch die Bevölkerung und die Touristen begeistert.
Haben Sie die Bevölkerung vor Ort ins Projekt eingebunden, z.B. durch Aktionen mit Schulen/Kitas, mit Vereinen oder im Rahmen von Flächenbegehungen?
Die Bevölkerung wurde mehrfach durch Informationen in der Presse eingebunden. Aufgestellte Infotafeln an den umgestalteten Flächen informieren die Bürger über die Maßnahmen. Die Garten-AG des August-Ruf-Bildungszentrums beteiligte sich aktiv an der Umgestaltung einer Fläche. Auch im Städtischen Gymnasium wurde unter Mithilfe von Schülern eine Fläche umgestaltet. Hier gab es positive Rückmeldungen.
Wie bewerten Sie die Flächen nach den ersten Jahren? Haben sie sich so entwickelt wie erhofft? Wo liegen Herausforderungen?
Die Entwicklung der Flächen ist sehr gut. Die Herausforderung liegt bei den Flächen, die sich außerhalb der Bebauung befinden. Hier besteht erhöhter Eintrag von Flugsamen aus angrenzenden Wiesenflächen. Probleme zeigen sich auch an den Flächen entlang von Straßen, die nicht durch einen Bordstein abgetrennt sind. Auch hier zeigt sich durch angeschwemmte Samen ein hoher Anteil an starken, nicht gewünschten Unkräutern.
Wie haben Sie die Zeit zwischen der Umgestaltung und den ersten „Erfolgen“ erlebt? Fiel es Ihnen und Ihrer Bevölkerung schwer, Geduld zu bewahren und wie sind Sie damit umgegangen?
Das Wichtigste für den Erfolg im ersten Jahr ist eine regelmäßige Bewässerung der Flächen. Nur hierdurch kann eine schnelle Bedeckung der Flächen erreicht werden. Sonst könnte ganz schnell der Eindruck entstehen, dass die Stadt hier „Steinwüsten" anlegt. Des Weiteren ist es wichtig die Bevölkerung zu informieren, warum die Bepflanzung auch über die Wintermonate stehen bleibt. Nicht alle waren mit der Umgestaltung glücklich, so kam aus einem Ortsteil die Kritik, dass die Flächen nicht den gewünschten Blüteneffekt zeigen.
Was würden Sie anderen „Natur nah dran“-Kommunen ans Herz legen?
Jeder Quadratmeter zählt – besser heute als erst morgen! Das erste Jahr ist sehr wichtig, hier darf der Einsatz für Bewässerung und Pflege nicht verringert werden. Hierdurch wird der Grundstein für eine gelungene Umgestaltung gelegt und die Akzeptanz für weitere Umgestaltungen geschaffen.
Wie kommen die „Natur nah dran“-Flächen mit der sommerlichen Hitze zurecht?
Im Vergleich zu anderen Flächen sind die umgestalteten Flächen robuster, eine zusätzliche Bewässerung erfolgt nicht. Sind die Pflanzen vorzeitig abgestorben, so werden die Flächen abgemäht, nach dem nächsten Regen zeigen sich wieder neue Austriebe.
Was ist aus Ihrer Sicht wichtig, damit die Pflege der Flächen und Anlage neuer naturnaher Flächen dauerhaft gelingt?
In Ettenheim waren bereits mehrere Kommunen vor Ort, um sich die Flächen anzuschauen. Hier könnten die Kommunen in jedem Fall informiert werden, wer sich bereits an dieser Aktion beteiligt hat. Wer die Flächen sieht, der kann auch für neue Umgestaltungen begeistert werden.
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