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Mehr ...Kostbares Trinkwasser sparen und ersetzen
Tipps zur Nutzung in Haushalt, Landwirtschaft und Garten



Brunnen im Garten - Foto: Lena Lux Fotografie
19. Juli 2022 – Die Temperaturkurve zeigt steil nach oben. Es ist deutlich zu warm und zu trocken im langjährigen Vergleich. Auch landwirtschaftlich genutzte Böden, Gärten und Wälder liegen trocken. Leitungswasser ist in Baden-Württemberg bestes Trinkwasser, wird aber auch zum Rasensprengen, Befüllen von Pools, Blumengießen, Autowaschen, Wäschewaschen, Klospülen und für vieles mehr benutzt. In Summe kommt da einiges zusammen: Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Person und Tag ist zuletzt sogar gestiegen, von 123 Liter im Jahr 2016 auf 128 Liter im Jahr 2022, was einer kleinen Badewanne entspricht.
Der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle ruft zum Wassersparen auf, appelliert aber auch an Kommunen, Unternehmen und Politik, den Wasser-Ökosystemen wieder mehr Raum zu geben und den Abfluss von Wasser durch Drainagen zu stoppen. „In manchen Regionen des Landes haben die Grundwasserbrunnen, aus denen ein Großteil des Trinkwassers gewonnen wird, bedrohlich niedrige Stände erreicht. Das von der Landesregierung nun geplante Niedrigwasser-Informationszentrum ist ein wichtiger Schritt, um Daten zu bündeln. Aber es müssen zügig auch Maßnahmen ergriffen werden, damit wertvolles Süßwasser in der Fläche gehalten wird, statt es über Drainagen, Kanäle und Flüsse schnell Richtung Meer zu schicken.“
Trinkwasser-Neubildung leidet durch den Klimawandel
Durch den voranschreitenden Klimawandel ändern sich die klimatischen Verhältnisse auch bei uns im Südwesten Deutschlands: Die Sommer werden heißer und Niederschlagsmuster verschieben sich. Höhere Verdunstung, trockene Flussbette sowie ein Absinken der Bodenfeuchte sind die Folge. Dies hat Auswirkungen auf das Grundwasser und langfristig auch auf die Trinkwasserversorgung im Land, die zu zwei Dritteln aus Grundwasser bezogen wird. Trotz ausreichend Regen im Juni, kam beim Grundwasser wenig davon an. Der Regen fließt vollständig oberirdisch ab, verdunstet oder wird für das Vegetationswachstum genutzt. Die Grundwasserstände und Quellschüttungen waren schon Ende Juni auf unterdurchschnittlichem Niveau. Jetzt im Juli liegen an 70 Prozent der Gewässer im Land die Pegel unterhalb des niedrigsten Wasserstandes in einem durchschnittlichen Jahr, wie die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) mitteilt.
Privatpersonen, Kommunen und Unternehmen können helfen, dass sich Grundwasserbestände im Herbst und Winter wieder füllen können. Nicht nur das direkte Wassersparen ist, vor allem jetzt im Hochsommer, nützlich und wichtig. Auch wer Energie spart, senkt den Gesamtwasserverbrauch, denn viel Wasser aus Flüssen wird zum Kühlen von Wärmekraftwerken eingesetzt. Und in Zeiten von Klimakrise, Energiewende und Ukrainekrieg ist Energiefasten ohnehin das Gebot der Stunde.
Tipps zum Wassersparen
Im Haushalt:
- Nur kurz duschen: Eine Minute duschen verbraucht etwa 15 Liter Wasser. Wer also seltener und nur kurz duscht und beim Einseifen und Haarewaschen das Wasser abstellt, spart kostbares Nass. Auch am Waschbecken gilt: den Wasserhahn zwischendurch immer abstellen.
- Wassersparende Armaturen in Küche, Toilette und Bad können den Wasserverbrauch halbieren.
- Kleidung lüften statt waschen: Ist die Kleidung nicht durchgeschwitzt, muss sie nicht immer gleich in die Waschmaschine. Das spart Trinkwasser, denn jeder Waschgang verbraucht im Schnitt 50 Liter Wasser.
- Wasserverbrauch bei der Autowäsche minimieren: Aufs Autowaschen möglichst verzichten oder in eine Waschanlage fahren, die Wasser effizient nutzt.
- Freibad statt Gartenpool: Wer das öffentliche Freibad nutzt, statt den heimischen Pool zu füllen, spart jede Menge Trinkwasser und ist solidarisch. Ein eigener Pool verbraucht bei beispielsweise 3,66 Metern Durchmesser 6.500 Liter Wasser.
- Wasser-Fußabdruck von Lebensmittel beachten: Wer viel Fleisch isst, hat einen hohen Wasserverbrauch, der auch vom Futterbedarf der Tiere herrührt. Fleisch aus reiner Freilandhaltung ist ökologisch von Vorteil, denn die Tiere ernähren sich auf der Weide, für sie muss kein extra Getreide angebaut werden. Regional erzeugte Lebensmittel sind meist besser in Bezug auf den Wasserbedarf. Kaffee, Rindfleisch und Soja schneiden beim Wasserbedarf besonders schlecht ab
Im Garten:
- Gezielt gießen und Regenwasser nutzen: Seltener gießen (morgens oder abends) und dann lieber richtig und direkt an den Pflanzen. Mit große Regensammelbehältern und Zisternen das Wasser von Dächern auffangen, statt Trinkwasser über den Gartenschlauch versprühen – das spart auch Geld. Trotzdem gerade bei Trockenheit gezielt saubere Wasserstellen für Tiere anbieten.
- Wasserreste nutzen: Kochwasser aus der Küche lässt sich auch gut im Garten einsetzen. Außerdem lohnt es sich, Wasser zum Waschen von Gemüse zu sammeln und fürs Gießen zu verwenden.
- Klimaangepasst gärtnern: Hacken und Mulchen hilft dem Boden, Wasser besser zu speichern. Auf heimische Pflanzen setzen, die Hitze und Trockenheit tolerieren. Wildblumenwiese einsäen statt kurzen Rasen pflanzen.
In der Landwirtschaft:
- Bodenaustrocknung verhindern: Liegt der Boden „nackt“, also ohne Pflanzenbewuchs da, trocknet er sehr schnell aus, vor allem, wenn noch zusätzlich Wind über den Ackerboden fegt. In Zukunft wird eine ganzjährige Bodenbedeckung existentiell notwendig werden. Damit kann auch die Wasseraufnahmekapazität der Böden erhöht und Humus aufgebaut werden. Hier muss sich die Landwirtschaft anpassen. Maßnahmen zur Erosionsminderung sollten großflächig ergriffen werden.
- Kulturen seltener bewässern: Eine Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen darf – wenn überhaupt – nur noch sparsam und direkt an der Pflanze erfolgen. Großflächige Beregnung von Mais am helllichten Sommertag ist nicht zukunftsfähig.
- Auf Pestizide verzichten: Weil sie Natur und Grundwasser belasten, sollte auf sie verzichtet werden, auch zum Schutz der Bodenlebewesen, die den Boden lockern und seine Wasseraufnahme erhöhen.
- Wasserrückhaltung in der Landschaft: Um Wasser wieder in der Landschaft zu belassen, müssen verzichtbare Drainagen entfernt, Gräben verschlossen, Moore wiedervernässt und Bach- und Flussläufe so gestaltet werden, dass sie ausufern und mäandrieren dürfen. Davon würden auch viele bedrohte Arten profitieren.
In Kommunen:
- Renaturieren von Bach- und Flussläufen: Natürliche Bach- und Flussläufe sowie Überschwemmungsflächen helfen dabei, dass Wasser versickern kann.
- Flächen entsiegeln: Versiegelte Flächen verhindern die Grundwasserneubildung und verstärken durch Starkregen bedingte Überschwemmungen.
- Netto-Null beim Flächenverbrauch umsetzen: Die Neuversieglung durch Wohn- und Gewerbegebiete sowie Verkehrsflächen schreitet weiter voran, dabei gilt es, das Netto-Null-Flächenziel des Koalitionsvertrags bis 2035 umzusetzen. Versiegelte Böden können ihre Funktionen als Lebensraum, Wasserspeicher und -filter, Klimaschützer und für den Anbau von Lebensmitteln so nicht mehr erfüllen
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