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Mehr ...Kinderstuben für summende Nachbarinnen
NABU gibt Tipps für Wildbienen-Nisthilfen
04. April 2024 – Reges Treiben am Ausflugsloch: Nicht nur eine oder zwei, sondern gleich fünf Mauerbienen tummeln sich an einer Nisthilfe für Wildbienen. Besonders gemütlich sieht sie nicht aus: ein Hartholzklotz, wie ein Käse mit zwei Dutzend Bohrlöchern bestückt. Ein „Wildbienenhotel“ stellt man sich anders vor. Viele Baumärkte und Gartenfachgeschäfte bieten Nisthilfen für Hummeln, Mauer- oder Scherenbienen in diversen Ausführungen an, als Dose mit Bambusstückchen, Bauklotz oder Hochhaus mit vielen Etagen, zum Aufhängen oder -stellen. Leider sind darunter immer noch viele Ausführungen, die schlecht auf die Bedürfnisse von Wildbienen abgestimmt sind und deswegen leer bleiben. NABU-Wildbienenexperte Martin Klatt weiß, worauf es ankommt, damit die Tiere einziehen.
„Wenn sie richtig bestückt und aufgestellt sind, bieten Nisthilfen schöne Gelegenheiten zum Beobachten. Vor allem für Kinder ist das toll, um Wildbienen kennenzulernen“, weiß der Artenschutzreferent des NABU Baden-Württemberg. Viele Wildbienen sind „ortstreu“, das heißt sie nisten nahe dem Ort, an dem sie selbst geschlüpft sind. So kann man an einer gut positionierten Nisthilfe jedes Jahr eine neue summende Generation beobachten. Mit einem „Hotel“ hat so ein Nistort wenig zu tun, auch wenn dieser Ausdruck immer wieder verwendet wird. Statt Quartiere zur Übernachtung sind Nisthilfen vielmehr die Kinderstuben der Wildbienen. In den Hohlräumen liegen die mit Pollen und Nektar gefüllten Brutkammern, in denen sich die Entwicklung vom Bienenei bis zur Wildbiene der nächsten Generation vollzieht.
Am häufigsten besiedeln die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) solche Nisthilfen. Sie gehören zu den Arten, die bestehende Hohlräume beziehen, wie Fraßgänge von Käfern, Ritzen und Löcher an Hauswänden oder Felsspalten.
5 Tipps für den erfolgreichen Bezug
Ob selbst gebaut oder gekauft – diese Tipps helfen dabei, dass Ihre Nisthilfe von solchen hohlraumbewohnenden Wildbienen angenommen wird:
- Tipp 1 Der Standort sollte sonnig sein, die Einfluglöcher dürfen nicht beschattet werden. Deswegen auch auf das Dach der Nisthilfe achten, das als Schutz für den Nistklotz dient: Wirft es einen langen Schatten über potenzielle Höhlen?
- Tipp 2 Egal ob Bambusröhrchen oder Bohrlöcher – wichtig ist, dass die Höhlen an einer Seite verschlossen sind. Das kann durch die Rückwand eines Regals geschehen oder indem man mit Watte die Bambusröhrchen verschließt.
- Tipp 3 Von unterschiedlichen Lochdurchmessern profitieren verschiedene Arten. Gut sind Durchmesser zwischen drei und neun Millimetern sowie eine Tiefe von mindestens zehn Zentimetern. Kleine Lochdurchmesser sollten anteilsmäßig überwiegen. Außerdem brauchen die Löcher glatt geschliffene Kanten, damit sich die Wildbienen an den Eingängen nicht die Flügel verletzen.
- Tipp 4 Nicht jedes Holz taugt zur Nisthilfe: Harzreiche Weichhölzer, wie Fichte, verkleben die Flügel der Wildbienen und sind deshalb nicht geeignet. Stattdessen können Harthölzer wie Buche, Eiche oder Esche zum Einsatz kommen. Wichtig ist auch, dass die Löcher nicht ins Stirnholz bei den Jahresringen gebohrt werden, sondern seitlich ins Längsholz. Sonst besteht die Gefahr, dass das Holz reißt und die Bohrungen für die Bienen unbrauchbar werden.
- Tipp 5 Die Infrastruktur muss stimmen: Wenn die Wildbienen in der Nähe der Nisthilfe keine Blüten finden, macht das den Standort unattraktiv als Nistplatz. Dabei ist Blüte nicht gleich Blüte: Heimische Insekten und Wildpflanzen sind aneinander angepasst, während Zuchtformen oder Pflanzen aus weit entfernten Ursprungsgebieten für viele Wildbienen nutzlos sind. „Ganz wichtig ist ein ausreichendes Angebot an Pollen und Nektar für unsere Wildbienen. Dafür brauchen sie Blüten in ausreichender Menge und zum richtigen Zeitpunkt“, erklärt Klatt. „Mit Wildpflanzen im Garten oder auf dem Balkon können wir die Brummer wirksam unterstützen. Denn das eigentliche Problem, der Verlust des Lebensraums der Insekten durch Flächenversiegelung und intensive Landwirtschaft, wird durch Nisthilfen nicht gelindert.“
Natürliche Nistplätze
Die meisten Wildbienen nisten nicht in Hohlräumen, die schon bestehen, sondern bauen sich ihre Nester selbst. Mehr als zwei Drittel der Wildbienen nisten im Boden. Sie brauchen zum Beispiel sandige Stellen in der Nähe ihres Nahrungsangebots oder Lehm- und Lößwände, in die hinein sie ihre Nester graben. Erdhummeln nutzen mitunter alte Mäusegänge, um darin ihr Nest zu bauen. Andere Wildbienenarten haben sich auf die vertrockneten, markhaltigen Stängel von Pflanzen, wie Königskerze oder Brombeere, spezialisiert. Bleiben die dürren Stängel über den Winter stehen, können sie zum Beispiel der seltenen Dreizahn-Mauerbiene (Osmia tridentata) im nächsten Sommer als Nistplatz dienen. Auch Totholz kann zum Brutquartier werden. So nagt unter anderem die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea), Wildbiene des Jahres 2024, mit ihren Kauwerkzeugen Bruthöhlen in trockenes Holz.
Hintergrund:
- In Baden-Württemberg gibt es über 460 verschiedene Wildbienenarten. Deutschlandweit sind es insgesamt sogar über 600. Zu ihnen gehören auch die über 30 Hummelarten. Mehr als die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland steht auf der Roten Liste. Und nur ein Drittel gilt als ungefährdet.
- Wildbienen-Patenschaft – Mit dem NABU Wildbienen erleben und schützen: Wildbienen sind faszinierend, vielfältig und wichtig. Sie sind ein existenzieller Teil der biologischen Vielfalt und bei der Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen unverzichtbar. Wer Wildbienen helfen möchte, kann für blühende Pflanzen und Nistplätze auf dem Balkon und im Garten sorgen, auf Bio im Einkaufskorb achten und den NABU durch eine Patenschaft oder Geschenkpatenschaft unterstützen. Der NABU Baden-Württemberg setzt sich für den Schutz der Wildbienen im Land ein. Mit einer Vielzahl an Projekten sorgen wir dafür, dass Wildbienen mehr blütenreiche Lebensräume in Stadt und Dorf finden. Patinnen und Paten erhalten regelmäßig spannende Hintergrundberichte und werden zu einer exklusiven Exkursion eingeladen.
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