Herdenschutz in Baden-Württemberg: Erfahrungen und Empfehlungen für die Praxis (PDF) (4.12 MB)
Herdenschutz in der Praxis
Gemeinsames Projekt von Landesschafzuchtverband und NABU
Ergebnisse des Projekts
Abschlussbroschüre mit Praxistipps
Hinweis: Die Herdenschutzbroschüre ist hier auch als Printversion erhältlich (kostenlos, zzgl. Versandkosten).
ZUSAMMENFASSUNG ERFOLGE DES PROJEKTS
Praxistest unter landestypischen Bedingungen
Ausgangspunkt des Projekts waren Erkenntnisse aus dem vorangegangenen Herdenschutz-Projekt beider Verbände (2015 bis 2017). In dieser Zeit testeten drei Schäfereibetriebe Herdenschutzhunde und sechs Betriebe Elektrozäune. Die Projektbeteiligten sammelten dabei wichtige Erfahrungen: Sie integrierten Schutzhunde in ihre Herde und entwickelten einen Prototyp für einen Elektrozaun.
Nachdem Grundlagen zwischen 2015 und 2017 geklärt wurden, passten die Projektbeteiligten verschiedene Schutzmaßnahmen von Mai 2018 bis Ende 2020 weiter an die besonderen Bedingungen in Baden-Württemberg an: Der Südwesten ist dicht besiedelt und oftmals von steilen Berghängen geprägt, Weideflächen sind häufig kleinteilig und stark verbuscht, die traditionelle Wanderschafhaltung ist weit verbreitet.
Das Projekt erprobte vor diesem Hintergrund Schutzmaßnahmen in der Praxis und beantwortete offene Fragen: Wie lässt sich die notwendige Spannung auf elektrischen Schutzzäunen hoch halten, vor allem an steilen Hängen? Sind technische Hilfsmittel wie GPS-Sender oder Abwehrhalsbänder geeignet? Wie hoch sind Aufwand und Kosten, um Herdenschutzhunde zu halten? Wie kann eine Beratungsstelle für Herdenschutz aussehen?
Mit den bisherigen Projektpartnern sammelten LSV und NABU weitere Erfahrungen mit Herdenschutzhunden und entwickelten entstandene Zaun-Prototypen weiter. Der Austausch mit Weidetierhalterinnen und -haltern sowie Expertinnen und Experten aus anderen Ländern lieferte ebenfalls hilfreiche Erkenntnisse. Vielversprechende Lösungen aus unterschiedlichen Regionen wurden so einem Praxistest unter den landestypischen Bedingungen im Südwesten unterzogen.
Weidetierhaltung zukunftssicher machen
Weidetierhalterinnen und -halter leisten mit ihren Tieren einen wichtigen Beitrag zur Pflege unserer Kulturlandschaft: Wacholderheiden, Kalkmagerrasen und bunte Blumenwiesen sind erst durch Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde entstanden und ohne sie kaum zu erhalten. Sie beweiden oft Flächen, die sonst niemand nutzen möchte. Bedrohte Tier- und Pflanzenarten können so in Gebieten wachsen, die ohne die vierbeinigen Landschaftspfleger mit Büschen und Bäumen zuwuchern würden. Weidetierhalterinnen und –halter sichern dadurch die Artenvielfalt im Südwesten und machen unsere Landschaft für die Bevölkerung attraktiv. Herdenschutzmaßnahmen sorgen dafür, dass dies auch künftig so bleibt.
Sie sind spätestens notwendig, seit der Wolf nach Deutschland und Westpolen zurückkehrt. Menschen hatten ihn hier seit dem 19. Jahrhundert beinahe ausgerottet – deshalb genießen Wölfe in Deutschland den höchstmöglichen Schutzstatus nach dem Bundesnaturschutzgesetz, auf europäischer Ebene ist diese Population nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. Der NABU setzt sich für Herdenschutzmaßnahmen ein, damit die Weidetierhaltung und der Wolf eine möglichst konfliktarme Zukunft in Baden-Württemberg haben.
Beweidung hat in unserem Land eine jahrhundertealte Tradition – diese wollen wir vom NABU gemeinsam mit dem LSV bewahren! Unser Herdenschutzprojekt erprobte Lösungen, die in Baden-Württemberg funktionieren. Das Ziel: ein konfliktarmes Nebeneinander von Wolf und Weidetieren.
Johannes Enssle, NABU-Landesvorsitzender
Finanzielle Förderung Herdenschutz, Ausgleich bei Rissen
Das Land Baden-Württemberg finanziert mit der „Förderkulisse Wolfsprävention“ im Schwarzwald Herdenschutzmaßnahmen mit Elektrozäunen, Flatterbändern und Hunden. Weitere Informationen zur Förderung und wie Weidetierhalterinnen und -halter ihre Herden vor dem Wolf schützen können, gibt es auf der Webseite des Umweltministeriums Baden-Württemberg.
Sollte ein Wolf nachweislich Nutztiere reißen, entschädigt der NABU die Tierhalterinnen und -halter gemeinsam mit fünf anderen Verbänden schnell und unbürokratisch aus dem „Ausgleichsfonds Wolf in Baden-Württemberg“.