Stangenbohne der Sorte „Möschebonne“ – Foto: Helge May
Was macht gutes Saatgut aus?
Der NABU rät zu samenfesten Sorten
„Uns erreichen immer wieder Nachfragen, worauf beim Kauf von Saatgut zu achten ist“, berichtet Anna Sesterhenn vom NABU Baden-Württemberg. Für naturverbundene Gärtnerinnen und Gärtner geht es dabei nicht nur um die Entscheidung, was sie im Sommer ernten wollen. Ihnen stellt sich auch die Frage, was gutes Saatgut ausmacht.
Grundsätzlich rät der NABU zu samenfesten Sorten. Im Unterschied zu den sogenannten Hybridsorten haben sie den Vorteil, dass sie sich natürlich vermehren lassen. Denn viele Kulturpflanzen sind inzwischen so gezüchtet, dass aus ihren Samen keine gleichwertigen Pflanzen mehr wachsen können. Diese Hybridsorten (zu erkennen am Zusatz „F1“ im Namen) wachsen zwar in der ersten Generation gut, aber da sie nicht samenfest sind, muss man im nächsten Jahr neues Saatgut kaufen.
Artenvielfalt erhalten und fördern
Konnten unsere Vorfahren früher im Laufe der Jahrhunderte regionaltypische Obst- und Gemüsesorten durch Auslese entwickeln, geht das mit Hybrid-Züchtungen nun nicht mehr. Dies erzeugt eine problematische Abhängigkeit von großen Saatgutkonzernen wie Syngenta oder Monsanto, die ihre globale Marktdominanz als Anbieter von Hybrid-Saatgut jährlich weiter ausbauen.
Die Monopolstellung von Unternehmen, die nur ein begrenztes Pflanzensortiment anbieten, geht zudem auf Kosten der biologischen Vielfalt von Kulturpflanzen. Viele alte und regionale Sorten wären ohne die Arbeit von Bioerzeugerinnen und -erzeugern und Saatgutvereinen, die sie kultivieren und nachzüchten, längst ausgestorben. Und das obwohl diese Sorten meist viel besser an die jeweiligen regionalen klimatischen Bedingungen und die Bodenbeschaffenheit angepasst sind.
Gartenexpertin Anna Sesterhenn führt noch einen weiteren Vorteil dieser Sorten an: „Es lohnt sich auch aus Geschmacksgründen, samenfestem Saatgut den Vorzug zu geben. Man sagt, dass es tendenziell langsamer wächst und sich so intensivere Aromen ausbilden können.“
Wo kann ich samenfestes Saatgut kaufen?
Zwar finden Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner im Baumarkt oder Gartencenter vielfach nur Hybridsorten. Wer ein bisschen sucht, wird aber trotzdem fündig. „Es gibt heutzutage ein reichhaltiges Angebot ökologisch erzeugter Sämereien und Pflanzen sowie seltener alter Sorten“, sagt Anna Sesterhenn. „Auch eine Recherche im Internet ist sinnvoll: Ob „Bingenheimer Saatgut“, „Rieger-Hofmann“, „Gärtnerei Strickler“ oder „Hof-Berggarten“ – fast alle großen und kleinen Anbieter sind mit einem Online-Shop vertreten, so dass man sich das Saatgut bequem nach Hause liefern lassen kann.“
Dem naturschutzgerechten Gärtnern steht also nichts mehr im Wege. Und behält man nach der Ernte von den samenfesten Sorten dann einen kleinen Teil zurück, hat man schon Saatgut fürs nächste Jahr beisammen. Für die Saatgutvermehrung benötigt man allerdings ein wenig Fachwissen und gärtnerisches Können. Zweijährige Gemüsearten wie die Möhren bilden zum Beispiel erst im zweiten Jahr Samen. Anna Sesterhenn rät deshalb mit vergleichsweise einfachen, einjährigen Arten wie etwa der Tomate zu beginnen.
Bezugsadressen für pflanzgut
Es gibt heutzutage ein reichhaltiges und zuverlässiges Angebot ökologisch oder regional erzeugter Sämereien und Pflanzen sowie seltener alter Sorten. Im Gartenmarkt um die Ecke wird man aber meist vergeblich danach suchen. Hier deshalb eine Auswahl von Produzenten und Versendern. Mehr →
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