Mehr als 265 Vogel- und über 70 Schmetterlingsarten kann man bei einem Spaziergang am Federsees entdecken.
Bitte unterstützen Sie uns bei der Pflege und Erhaltung dieses wertvollen Lebensraums.
Das wissenschaftliche NABU-Institut in Bühl
Praxisnahe Forschung für Natur und Umwelt


Forstwirte, Biologen, Geographen und Ingenieure unterstützen den NABU-Landesverband in allen Fachfragen. Dank ihrer anerkannten naturschutzfachlichen Grundlagenarbeit kann sich der NABU auf allen politischen Ebenen kompetent für die Belange von Mensch und Natur einsetzen - zum Beispiel für gesunde Lebensmittel und naturnahe Wälder.
Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl
Sandbachstraße 2
77815 Bühl
Tel. 072 23 / 94 86-0
E-Mail: Info@ilnbuehl.de
Internet: www.ilnbuehl.de
30 Jahre Einsatz für den Naturschutz
Chronik des ILN Bühl

Team ILN Bühl 2018 - Foto: Catherine Lux-Gabriel/ILN Bühl
April 1988 – Gründung
Das Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl wurde im April 1988 unter dem Namen „Institut für Ökologie und Artenschutz im DBV - Fachbereich Waldökologie“ gegründet. Das Institut sollte für den Deutschen Bund für Vogelschutz, später Naturschutzbund, ein Forum der Information und Diskussion sein. Das Ziel des ILN war es durch praxisbezogene feldökologische Forschung wissenschaftliche Grundlagen für die politische Durchsetzung von Naturschutzzielen zu liefern.
Die Startmannschaft im April 1988 bestand aus Volker Späth (Dipl. Forstwirt), Michael Hug (Biologe und Geograph) und Arno Schanowski (Dipl. Biologe). Die Lage im badischen Bühl war für die Waldökologen günstig, da fast das gesamte Waldspektrum Baden-Württembergs vor der Haustür lag.
Zur Gründung gab es noch eine geschlossene Forstverwaltung und leistungsfähige, von Nadelhölzern dominierte Wälder. 190 eigenständige Forstämter, vier Forstdirektionen, eine forstliche Versuchsanstalt und die forstliche Fakultät an der Universität Freiburg waren die „Sparringspartner“ des ILN Bühl. Selbst in Naturschutzgebieten war die ordnungsgemäße forstliche Bewirtschaftung in der Regel von der Verbotsliste ausgeklammert und die damals noch schwache Naturschutzverwaltung mühte sich in den Rheinauen Kahlschläge und Pappelpflanzungen einzudämmen.
März 1990 – Orkan Wiebke
In der Nacht zum 1. März 1990 zog der Orkan Wiebke über Baden-Württemberg und warf auf 20.000 ha vor allem Fichtenbestände um. Die Fichte hatte als Brotbaum der Forstwirtschaft dank umfangreicher Kompensationskalkungen gerade das Waldsterben überstanden. Der Sturm entfachte eine Diskussion über die Klimaerwärmung mit ihren Wetterextremen und führte zu einem Umdenken. Wald und die Forstwirtschaft wurden zu zentralen Themen. Auf insgesamt 67.000 ha wurden nach 1990 labile Fichtenbestände in Tanne, Buche und Eiche umgebaut.
1991 – Die Idee des Nationalparks Nordschwarzwald
Angeregt von der Vielzahl der Großschutzgebiete im Osten Deutschlands nach der Wiedervereinigung, sah das ILN Bühl die Chance auf Realisierung eines Nationalparks in Baden-Württemberg. Der Nordschwarzwald wurde als mögliche Fläche dafür bestimmt und das ILN Bühl erarbeitete einen Nationalparkvorschlag für Teile des Nordschwarzwalds. Im Oktober 1991 wurde der NABU-Nationalparkvorschlag dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium in Stuttgart vorgestellt, beide Ministerien beanspruchten die Federführung für dieses Projekt.
Die öffentliche Diskussion um den Nationalpark wurde bald sehr emotional und die gesellschaftliche Dimension bei der Ausweisung nutzungsfreier Wälder in einem Nationalpark trat in den Vordergrund. Nach anfänglicher Begeisterung in der medialen Berichterstattung schlug diese schließlich in Ablehnung um. So setzte Baden-Württembergs damaliger Ministerpräsident dem ersten Nationalparkvorstoß ein Ende und verhinderte auch die Erarbeitung von Planungsgrundlagen, sodass die Idee erst 20 Jahre später weiterverfolgt wurde.
1992 – Naturnahe Waldwirtschaft
1992 publizierte das ILN ein erstes Standardwerk zum Naturschutz im Wald. Fast zeitgleich hatte die Landesforstverwaltung ihr Konzept „Naturnahe Waldwirtschaft“ vorgestellt. Die NABU-Position ging aber darüber hinaus. So forderte der NABU, dass aus Naturwäldern fortan Waldbau gelernt wird, dass Ökologiesachbearbeiter als Unterstützung für naturnahe Förster eingestellt werden, dass das damalige Landeswaldgesetz aus dem Jahre 1976 novelliert wird, dass die Waldpädagogik als Bildungsaufgabe verankert wird und die Neuauflage des Waldschutzgebietsprogramms mit einem Nationalpark und großflächigen Bannwäldern.
1993-1995 – Landeswaldgesetz
Die Landesforstverwaltung reagierte und stellte 1993 einen ersten Entwurf für ein neues Landeswaldgesetz vor. Daraufhin brachte der NABU 1995 einen Vorschlag für ein ökologisches Waldgesetz in die Diskussion ein. So gelang es, das Verbot von Kahlhieben strenger zu fassen und die Waldpädagogik als Bildungsaufgabe der Forstverwaltung in das Gesetz zu schreiben.
1996 – Novellierung des Landesjagdgesetzes
Mit der Novellierung des Landesjagdgesetzes brachte das ILN Bühl kritische Beiträge mit neuen Erkenntnissen der wildbiologischen Forschung in das Gesetzgebungsverfahren ein. Es war der erste Versuch, der traditionellen Meinungsführung des Landesjagdverbandes gegenüber zu treten und sich auf die Reform der Jagd zu konzentrieren.
1999 – Jagd als naturnahe Landnutzung
Im Oktober 1999 wurde die Broschüre „Die Jagd als naturnahe Landnutzung – Wege zu einer zeitgemäßen Jagdpraxis“ publiziert. Bereits 10 Jahre zuvor warnte das ILN Bühl vor der Schweinepest und forderte deshalb einen verstärkten Schwarzwildabschuss. Auch die Forderung nach bleifreier Munition ging auf das Engagement des ILN Bühl zurück. Das 60-seitige Kompendium war die Grundlage für das erste Positionspapier „Jagd als naturnahe Landnutzung“ des NABU-Bundesverbandes.
2002 – Änderung der Fütterungsbestimmungen
Ein Fokus lag auf der damaligen Wildfütterungspraxis. Der Jagdexperte des ILN Bühl, Michael Hug, war wochenlang in den Jagdrevieren und Naturschutzgebieten Baden-Württembergs unterwegs und kartierte Fütterungsmissbräuche. Die Fotodokumentation belegte mit Backwaren und Mais gefüllte Futtertröge, teils in geschützten Biotopen. 2002 wurden schließlich die Fütterungsbestimmungen geändert und das ILN Bühl setzte sich dafür ein, dass die Jagdbehörden die Einhaltung der Bestimmungen kontrollierten. Die Broschüre „Fütterung – Ablenkungsfütterung – Kirrung? – Erläuterungen zu den Fütterungsbestimmungen der Landesjagdgesetz-Durchführungsverordnung“ wurde zur Handreichung der Verwaltungsbehörden.
2007-2009 – Der Luchspfad
Nach der Einwanderung einzelner Luchse und dem öffentlichen Interesse an dem Tier, kam im ILN Bühl 2007 die Idee für einen Luchspfad auf. Dieser wurde im Jahr 2009 als Gemeinschaftsprojekt der Stadt Baden-Baden und dem NABU im Stadtwald bei der Schwarzwaldhochstraße eröffnet. Auch heute ist der Luchspfad eine der Hauptattraktionen im Nationalpark Schwarzwald.
2009 – Wald und Forstwirtschaft im Fokus
Der Orkan Lothar und das ungewöhnliche Trockenjahr 2003 hatten neben der Fichte weitere Baumarten in Schwierigkeiten gebracht. Die lange Kette der Verwaltungsreformen und Umstrukturierungen hatten die Förster dezimiert und NABU-Aktive meldeten wieder großflächige Holzerntemaßnahmen vor Ort. Massive Eingriffe in die alten Buchen, Stillstand beim Waldschutzgebietsprogramm und Aufweichung der naturnahen Waldwirtschaft folgten. Daher wurde der Waldnaturschutz wieder zum Top-Thema gemacht.
2011 – Die Pläne für den Nationalpark Schwarzwald werden konkret
Der NABU stellte eine neue Studie vor, die den Nordschwarzwald als möglichen Nationalpark ausweist. Zeitgleich hatte die neue Landesregierung von Baden-Württemberg in ihrem Koalitionsvertrag die Einrichtung eines Nationalparks beschlossen. Es wurde von Seite des NABU besonderen Wert darauf gelegt, dass der Schwarzwald auch als Nationalpark zugänglich blieb. Eröffnet wurde der Nationalpark schließlich im Mai 2014.
2013-heute – Naturschutz am Oberrhein
In den vergangenen fünf Jahren hatte sich das ILN wieder stärker dem Naturschutz am Oberrhein gewidmet. Mit dem großen NABU-Projekt zur "Biologischen Vielfalt" realisierten die NABU-Landesverbände Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die Umsetzung eines Projektes zur Steigerung der Biodiversität im „Hotspot Oberrhein“. Es wurden Waldbestände auf Dünen und Sandstandorten gerodet und aufgelichtet, neue Sandrasen entwickelt und eine manuelle Pflege oder eine Beweidung installiert. Des Weiteren wurden neue Lebensräume für Amphibien und den Schlammpeitzger geschaffen sowie in der Saalbachniederung durch eine Tieferlegung von Flächen neue Feuchtgebiete für Vögel und Amphibien eingerichtet. An Rhein-Hochwasserdämmen zwischen Rastatt und Bingen wurden Vegetation, Wildbienen und Tagfalter aufgenommen, um neue Konzepte für die Dammpflege zu entwickeln, die im Jahr 2018 erstmals auf einer Pilotstrecke im Landkreis Rastatt umgesetzt werden.
Das ILN arbeitete aber nicht nur im Bereich der drei Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, sondern auch grenzüberschreitend. Am südlichen Oberrhein wurde zwischen Basel und Breisach zusammen mit dem französischen Pflegeverband CSA (Conservatoire des Sites Alsaciens) im Rahmen eines Interreg-Projekts ein gemeinsamer Pflegeplan für die Trockenaue erarbeitet. Zusammen mit einem französischen Planungsbüro wurde bis 2015 ein grenzüberschreitender Landschaftsplan für die Gemeinden Neuenburg am Rhein und Hartheim sowie die französischen Gemeinden zwischen Ottmarsheim und Fessenheim erstellt.
Ausblick
Derzeit gibt es am Oberrhein keine grenzübergreifende Strategie und kaum Austausch, obwohl die Naturschutz-Programme in den beiden Ländern in den allermeisten Fällen auf die gleichen Tierarten und die gleichen Lebensräume zielen. Um diese Situation zu verbessern, arbeitet das ILN zusammen mit dem NABU Südbaden und der LPO Alsace ( Ligue pour la Protection des Oiseaux - Alsace) an einer Strategie zur Koordination des grenzüberschreitenden Schutzes bedrohter Arten im Ramsargebiet Oberrhein/Rhin supérieur.