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Mehr ...„Natur nah dran“ zieht Erfolgsbilanz
230.000 Quadratmeter Wildpflanzen für heimische Insekten und Vögel
29. Juli 2021 – Mehr Wildbienen, Schmetterlinge und Wildpflanzen mitten in der Stadt? Das klang nach einem schönen Versprechen, als die Stadt Kornwestheim vor zwei Jahren anfing, fünf Grünflächen im Rahmen des Kooperationsprojekts „Natur nah dran“ von NABU und Land mit heimischen Wildblumen und -stauden insekten- und vogelfreundlich umzugestalten. Inzwischen ist ein artenreiches Kleinbiotop direkt neben dem Kultur- und Kongresszentrum entstanden, an dem es bunt blüht und laut summt und brummt. Davon überzeugten sich Umweltministerin Thekla Walker MdL und Gäste aus den 60 weiteren „Natur nah dran“-Kommunen bei der Abschlussfeier der ersten Projektrunde am 29. Juli 2021 in Kornwestheim.
Jede vierte Kommune in Baden-Württemberg bewarb sich
Walker freute sich, dass ab Mitte September 2021 bis 2027 75 weitere Kommunen zum Zuge kommen, wenn das Projekt in die zweite Runde geht: „Hier blühen Purpur-Leinkraut, Steppen-Salbei, Rapunzel-Glockenblume und viele weitere Wildpflanzenarten. Die Fläche in Kornwestheim zeigt beispielhaft, dass die Städte und Gemeinden einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten können und wollen. Fast jede vierte Kommune im Land hat sich seit 2015 für eine naturnahe Umgestaltung von Grünflächen im Rahmen des Projekts beworben, das Interesse ist groß. Deshalb unterstützen wir bis 2027 jährlich 15 weitere Kommunen.“
Praxisnahe Schulungen sind Schlüssel zum Erfolg
NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel betonte, dass im Projekt „Natur nah dran“ die praxisnahen Schulungen der Schlüssel zum Erfolg sind: „Die teilnehmenden Kommunen haben über das Projekt hinaus auf eigene Initiative hin weitere 100.000 Quadratmeter nach den ‚Natur nah dran‘-Methoden umgestaltet. Sie waren also überzeugt, dass diese Methoden funktionieren – und haben das nötige Wissen erworben, um selbstständig weiterzumachen. Auch die Stadt Kornwestheim gestaltet im Oktober zwei weitere Flächen um.“ Bei den Projekt-Schulungen kamen die Mitarbeitenden der kommunalen Bauhöfe an mehreren Terminen zusammen, um gemeinsam und beispielhaft Flächen naturnah anzulegen und zu pflegen. Dabei gab es Tipps und Beratung von Naturgartenplanerinnen und -planern sowie dem NABU-Team. Dieses Wissen haben die Teilnehmenden dann direkt auf den Flächen ihrer jeweiligen Heimatkommune umgesetzt.
Vernetzung der Kommunen wird künftig gestärkt
Dr. Susanne Nusser vom Städtetag Baden-Württemberg begrüßte, dass der NABU die teilnehmenden Städte und Gemeinden künftig noch besser untereinander vernetzen möchte: „Aus Sicht von Städtetag und Gemeindetag ist eine gute Vernetzung der Projektkommunen untereinander ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Artenschutz vor Ort. Bei regelmäßigen Treffen können bereits erfahrene und neuere Städte und Gemeinden sich gegenseitig unterstützen. So gibt es immer mehr Fachkräfte für artenreiche Grünflächen, verstreut über das ganze Land. Das hilft uns, Herausforderungen wie dem Artensterben und dem Klimawandel auf kommunaler Ebene mit den richtigen Maßnahmen zu begegnen.“
Kornwestheims Bevölkerung beobachtet Entwicklung der Flächen
Kornwestheims Erster Bürgermeister Daniel Güthler berichtete, dass die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an die Entwicklung der Flächen mit großem Interesse verfolgten: „Zu Beginn waren einige skeptisch: Warum lässt die Stadt an so einer zentralen Stelle vertrocknete Wildstaudenstängel im Winter stehen und mäht im Sommer die Blumen, wenn sie gerade am schönsten blühen? Hier war es wichtig, dass wir erklären, warum sich nur so eine vielfältige Wildblumenwiese entwickeln kann. Und dass wir Begleitprojekte zum Beispiel mit Kindergartenkindern machten. Inzwischen sprechen die Ergebnisse für sich – und die Bevölkerung beobachtet mit Spannung, wie jedes Jahr neue Pflanzenarten zum Vorschein kommen.“
Kommunen bereiten sich auf Klimawandel vor
Wie können Städte und Gemeinden mit Wildpflanzen dem Klimawandel trotzen? Dazu tauschten sich die „Natur nah dran“-Kommunen am Vormittag der Abschlussfeier aus. Naturgartenplaner Dr. Reinhard Witt verdeutlichte dabei in einem Vortrag: Verkehrsinseln mit Wildstauden, Wildblumenwiesen im Park oder heimische Sträucher am Straßenrand blühen auch in Zukunft bunt. Denn Wildpflanzen haben über die Jahrhunderte gelernt, mit Hitze, Trockenheit und kurzzeitiger Staunässe zurechtzukommen. Deutlich pflegeintensiver werden mit den trockener und heißer werdenden Sommern hingegen die noch weit verbreiteten Blumenbeete mit exotischen Zuchtpflanzen sowie kurz gemähte Rasenflächen. „Es wird immer teurer, diese zu bewässern. Auch deshalb lohnt es sich für Kommunen, ihre Flächen umzuwandeln“, erklärte Witt.
„Natur nah dran“ auf einen Blick
Von 2016 bis 2021 wurden 61 „Natur nah dran“-Kommunen mit Rat und Tat dabei unterstützt, die biologische Vielfalt im Siedlungsbereich zu fördern. Sie haben bereits mehr als 230.000 Quadratmeter naturnah umgestaltet – die Hälfte davon zusätzlich zu den geförderten Flächen auf eigene Initiative hin. In der zweiten Projektrunde werden von 2022 bis 2027 jährlich 15 weitere Städte und Gemeinden gefördert. Die Städte und Gemeinden erhalten außerdem eine Zuwendung in Höhe von 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben (maximal 15.000 Euro) und fachliche Unterstützung bei der Planung. „Natur nah dran“ wird durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert sowie im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie.
- „Natur nah dran“ in Zahlen
- 61 Kommunen wurden schon gefördert (2016-2020), 75 weitere Kommunen kommen noch dazu (2022-2027).
- 230.000 Quadratmeter wurden naturnah umgestaltet – davon mehr als 100.000 Quadratmeter auf eigene Initiative der Kommunen.
- Rund 700 Teilnehmende der Kommunen kamen von 2016 bis 2020 zu einer Schulung.
Zum Projekt:
„Natur nah dran“ ist ein Kooperationsprojekt von NABU und Land zur Förderung der biologischen Vielfalt im Siedlungsraum, das Städte und Gemeinden mit Rat und Tat unterstützt. Die Kommunen legen artenreiche Wildblumenwiesen oder blühende Wildstaudensäume an. Mehr →
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