Giftschlangen im Ländle?
Erkundet man an warmen Tagen das Ländle zu Fuß, trifft man gelegentlich auf eine Schlange: Sechs Schlangenarten kommen bei uns vor. Mehr →
13. Juli 2021 – Die Kreuzotter ist auf dem Rückzug. Der NABU mahnt zum Weltschlangentag am 16. Juli, die Lebensräume der Giftschlange und ihrer ungiftigen Verwandten im Südwesten besser zu schützen. Baden-Württembergs seltene Giftschlange mit dem typischen Zickzackmuster auf grauem oder braunem Körper verliert seit Jahrzehnten geeignete Lebensräume: „Die tagaktive Kreuzotter mag ungestörte Plätze in lichten Wäldern, Heideflächen und ist an Moorrändern in den kühlen Höhenlagen des Landes zuhause. Doch bei Streifzügen durch ihre einstigen Reviere auf der Schwäbischen Alb, in Oberschwaben, im Allgäu oder im Schwarzwald sieht man die Kreuzotter immer seltener. Einst gefürchtet, wurde die Schlange im 19. Jahrhundert sogar per Kopfprämie gejagt und erlegt – allein um Baiersbronn im Schwarzwald wurden so pro Jahr rund 100 Schlangen abgeliefert. „Im Nordschwarzwald, wo sich die Schlange noch vergleichsweise gut halten konnte, sind die Bestände sicherlich in nur 100 Jahren um etwa 90 Prozent eingebrochen“, schätzt der NABU-Fachbeauftragte für Reptilien, Hubert Laufer. In anderen Gebieten des Landes sehe es dagegen noch düsterer aus. Vielerorts sind die Reviere erloschen oder zum Beispiel durch neue Baumaßnahmen, wie auf der Schwäbischen Alb, gefährdet.
Ungestörte Lebensräume gesucht!
Die störungssensible Kreuzotter bewohnt komplexe Biotope und braucht eine Vielzahl an Strukturen, mit Verstecken, feuchten Stellen und Zwergsträuchern. Weil einst unberührte Naturräume immer stärker genutzt werden, fehlt es an störungsfreien Gebieten mit Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätzen, frostsicheren Überwinterungsplätze und genügend Nahrung, so der Experte. „Dass wir die Kreuzotter verlieren, liegt vor allem an der Zerstörung ihres Lebensraums. Feuchtere Bereiche sind verschwunden, eine zu intensive Nutzung oder Pflege setzt ihr zu, dazu gehört ein bodentiefes Mulchen oder Mähen ebenso wie die intensive Beweidung, selbst in Naturschutzgebieten.
Der Klimawandel beschleunigt den Schwund der Kreuzotter, der es vor allem in den trockenen Lebensräumen wie auf der Schwäbischen Alb schnell zu warm und zu trocken wird. „Für den Artenschutz ist es daher essenziell, die verbliebenen Restbestände in den geeigneten Lebensräumen zu schützen und Vernetzungskorridore wieder herzustellen“, fordert Laufer.
Giftig oder nicht? Schau mir in die Augen
„Schlangen sind scheu. Sie können zwar nicht hören, suchen bei Bodenerschütterungen aber meist schnell das Weite. Wer auf eine Schlange trifft, sollte Ruhe bewahren und dem Tier die Flucht ermöglichen. Sollte eine giftige Schlange sich bedroht fühlen und ausnahmsweise beißen, muss man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen“, rät Laufer. Ein Blick in die Augen – sofern möglich – verrät, ob das Tier giftig ist. Während ungiftige Schlangen runde Pupillen haben, verfügen die giftigen über senkrechte Pupillenschlitze.
Was kann man für die Kreuzotter tun? Sichtungen melden!
„Wir können nur schützen, was wir kennen, dafür sollten Lebensräume und Bestände erfasst werden. Wenn Sie eine Kreuzotter sehen, freuen Sie sich und machen Sie daher ein Foto. Senden Sie uns dieses Bild mit dem Fundort der Schlange“, bittet NABU-Schlangenexperte Hubert Laufer. Die Adresse lautet Hubert.Laufer@NABU-BW.de. Wer selbst ein Waldgrundstück besitzt, kann Kreuzottern unterstützen, indem entlang der Wege aufgelichtet wird, um Sonnenplätze zu schaffen. Im Offenland sollte Altgras an Gehölzrändern stehen bleiben. Auch Zwergsträucher wie Heidelbeere und Erika bilden wichtige Strukturen. Ein weiterer Tipp: „Legen Sie Gewässer an, denn damit bieten Sie der Kreuzotter eine bessere Nahrungsgrundlage, die dort Grasfrösche jagen kann, und eine höhere Luftfeuchte. Auch Reisig- oder Steinhaufen als Verstecke sind wichtig.
Hintergrund:
Sechs heimische Schlangenarten im Land
Die Kreuzotter ist eine von sechs in Baden-Württemberg vorkommenden Schlangen. Dazu zählen Östliche Ringelnatter, Barren-Ringelnatter, Äskulapnatter und die ebenfalls giftige Aspisviper, die vom Aussterben bedroht ist und nur noch im südlichen Schwarzwald in zwei Tälern mit ausgedehnten Felsgebieten und Geröllhalden vorkommt. Die Kreuzotter wird häufig mit der ungiftigen, aber ähnlich gemusterten Schlingnatter verwechselt, der kleinsten Natter im Land.
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Mit einer NABU-Geschenkpatenschaft für Wildbienen oder Greifvögel und Eulen schenken Sie Ihren Lieben ein ganz besonderes Stück Natur.
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