C-Falter - Foto: Helge May
Winter in der Welt der Schmetterlinge
So verbringen sie die kalte Jahreszeit
Nur sechs der 180 in Baden-Württemberg heimischen Tagfalter überwintern. Dies sind das Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter, C-Falter, Trauermantel und Großer Fuchs. Sie suchen im Spätherbst Verstecke in Holzschuppen, Scheunen, warmen Kellern, Naturhöhlungen und ähnlichen Bereichen auf.
„Wer so einen überwinternden Falter entdeckt, sollte ihn nicht stören, damit er nicht unnötig Energiereserven verliert. Denn der Stoffwechsel wird über den Winter auf ein Minimum herabgesetzt, sie ruhen starr“, so Feucht.
Wer als fertiger Falter überwintert, so wie das Tagpfauenauge und der Zitronenfalter, kann im Frühjahr bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen quasi einen fliegenden Start hinlegen. Allerdings stellt der Klimawandel die Arten vor Herausforderungen, denn warme Zwischenphasen im Februar gaukeln den zarten Fluginsekten einen Frühling vor, in dem es noch an Blütennahrung mangelt. Kommt dann erneut ein Kälteeinbruch, erfrieren sie häufig. Bei vielen Schmetterlingen und ihren Raupen beliebt sind übrigens Gartenkräuter wie Dill, Knoblauchsrauke oder Thymian, die auch uns schmecken.
Verpuppt durch den Winter
Etwa 20 Prozent der Falter überwintern im Puppenstadium. Gut geschützt in einer Chitinhülle warten viele farbenprächtige Frühlingsfalter, wie Schwalbenschwanz, Landkärtchen und Aurorafalter, auf das Frühjahr. Die Puppen heften sich an Pflanzen, überwintern in Kokons oder vergraben sich im Boden. Auch das Kleine Nachtpfauenauge überdauert so die kalte Zeit zwischen Sommer und Mitte April des Folgejahres, vor Fressfeinden geschützt, in einem selbst gesponnenen Kokon. Die Schwalbenschwanz-Puppe hängt buchstäblich am seidenen Faden an einem Pflanzenstängel: „Lassen Sie im Frühjahrsgarten möglichst lange alle Fünfe gerade sein. Damit der Falter den Winter unbeschadet übersteht, sollten Pflanzenstängel im Garten und auf Wiesen daher bis ins späte Frühjahr stehen bleiben. Wer sie schon früher abschneiden will, sollte sie zusammengebunden in einer Gartenecke stehend aufbewahren.“
Als Raupe durch die kalte Jahreszeit
Als Raupe überwintern von den Tagfaltern beispielsweise Schachbrett, Bläulinge, Schillerfalter und Kleine Eisvögel. Die überwinternde große braune Raupe des Brombeerspinners kann noch häufig auf Wiesen bei der Obsternte sich sonnend vorgefunden werden. Sie sucht sich für den Winter ein geschütztes Plätzchen unter am Boden liegenden Laub.
Im Ei durch den Winter
Es gibt aber auch Falter, die als Ei überwintern, unter anderem der Apollofalter und der Nierenfleck. Die weißen halbkugeligen kleinen Eier des Nierenflecks werden in Astgabeln des Schwarzdorns meist abgelegt.
Falter auf Wanderschaft
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Admiral - Foto: Jens Winter/NABU-naturgucker.de
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Windenschwärmer - Foto: Rainer Wissing/NABU-naturgucker.de
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Taubenschwänzchen - Foto: NABU/CEWE/Oliver Seitz
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Distelfalter - Foto: NABU/Erwin Hangmann
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Kleiner Heufalter - Foto: NABU/Heinz Strunk
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Totenkopfschwärmer - Foto: Oskar Jungklaus/NABU-naturgucker.de
Die sogenannten Wanderfalter überleben die kalten Winter hierzulande nicht. Dazu gehören Admiral, Taubenschwänzchen, Distelfalter und Heufalter, Totenkopf- und Windenschwärmer. Die Wanderfalter verlassen Mitteleuropa Richtung Südeuropa und legen dabei hunderte, teilweise bis zu 2000 Kilometer zurück. Beim Admiral bleiben seit einiger Zeit die südeuropäischen Falter südlich der Alpen und die mitteleuropäischen fliegen bis Skandinavien und kommen jetzt zurück. Auf ihrer Wanderung orientieren sich die Falter - ähnlich den Zugvögeln - an Landmarken, dem Sonnenstand und Erdmagnetfeld und können gezielt Verdriftungen durch Wind erkennen und ausgleichen.
Doch die Wanderfalter gehören zu den Profiteuren der Klimaerwärmung, denn immer häufiger schaffen es einige Schmetterlinge in Deutschland zu überwintern. 2009 wurde im Mai und Juni eine regelrechte Invasion von Distelfaltern an Schmetterlingsflieder beobachtet.
Besonderer Überlebenskünstler
Eine Besonderheit ist der Zitronenfalter, er lebt am längsten, also nicht nur einige Wochen wie viele Spinnerarten ohne Mundwerkzeuge, sondern fast ein ganzes Jahr. Dafür legt er im Sommer und Winter eine lange Ruhepause ein, bei der die lebenswichtigen Körperfunktionen minimiert werden. Der Falter überwintert als einzige mitteleuropäische Schmetterlingsart schutzlos im Freien im trockenen Laub auf dem Boden, häufig am Fuße von Bäumen. Er senkt mit den Frostschutzmitteln Glycerin, Sorbit und Eiweißen den Gefrierpunkt seiner Körperflüssigkeiten so sehr, dass sie Temperaturen von bis zu minus 20 Grad schadlos überstehen können. Selbst schneebedeckte Zitronenfalter hat man schon vorgefunden. Wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen ihn erwärmen, kann man ihn als einen der ersten Schmetterlinge schon bewundern. Wenn die Knospen des Faulbaums zu sprießen beginnen, erfolgt die Paarung der Falter mit tanzendem Balzflug.
Der Frühling kehrt ins Ländle zurück
Wenn im späten Frühling die Temperaturen steigen und uns die Sonne aus dem Winterblues kitzelt, werden auch die ersten heimischen Schmetterlingsarten wieder munter. Dann geht es hinaus auf Nahrungssuche. Dann müssen entsprechende Fenster und Luken in Kellern und unterm Dach einen Spalt weit geöffnet sein, damit die Falter abflattern können“, bittet Martin Feucht, Fachbeauftragter für Schmetterlinge des NABU Baden-Württemberg.
Viele Insekten sind sozusagen Winterlangschläfer und werden erst spät im Frühjahr aktiv: „Die allermeisten unserer Schmetterlinge im Südwesten fliegen erst ab April, Mai oder sogar noch später – je nachdem, ob sie als Ei, Larve, Puppe oder Imago, als fertiger Schmetterling, überwintert haben. „Zu den ersten Schmetterlingen im Frühjahr gehört der als Puppe überwinternde Aurorafalter. Dessen Weibchen heften bereits im zeitigen Frühjahr ihre grünweißen, länglichen Eier im Knospenbereich des Wiesenschaumkrauts an. Rund zwei Wochen später verfärben sie sich orange und bald drauf schlüpfen die kleinen Räupchen.“
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