Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Mehl-, Rauch-, Ufer- und Felsenschwalben: Im Ländle daheim
Vier Schwalbenarten leben im Ländle
Schwalben haben einen schlanken, stromlinienförmigen Körper und lange, schmale Flügel. Dadurch können sie sehr gut fliegen und Insekten sowie im Luftstrom treibende Spinnen im Flug erbeuten. Am liebsten fressen sie Fluginsekten, wie Mücken und Fliegen. Sie sind Langstreckenzieher und verbringen die kalte Jahreszeit in Afrika, südlich der Sahara. Im April kommen sie zum Brüten zu uns, bevor sie sich im Oktober sammeln, um ihre Reise in den Süden anzutreten. In Baden-Württemberg sind vier Schwalbenarten zu Hause: die Mehl-, Rauch- und Uferschwalbe, die schon lange bei uns brüten und seit einigen Jahren auch die Felsenschwalbe, die vom Klimawandel profitiert und unsere wärmeren Temperaturen schätzt.
Jahrhundertelang waren Schwalben in jedem Dorf, auf jedem Bauernhof und in jeder Stadt zu Hause. Die Bestände der Mehl-, Rauch- und Uferschwalbe gehen in den letzten Jahrzenten jedoch kontinuierlich zurück, u.a. wegen fehlender Nistplätze, Nahrungsquellen und fehlendem Nistmaterial und dem Klimawandel, der ihre Zugroute über die Wüste unsicherer und länger macht. Weitere Informationen zu den Gefahren der Schwalben finden Sie hier.
Mehlschwalbe – Delichon urbicum
Die Mehlschwalbe ist bei uns von April bis September zu beobachten. Zielsicher kommen sie jedes Jahr an das ein und dasselbe Nest zurück. Sie bauen ihre runden, beinahe geschlossenen Nester aus Lehm in der Regel außen an Hauswänden unter Dach- und Fassadenvorsprüngen oder bessern vorhandene Nester aus. Ein Lehmnest kann aus bis zu 1500 gesammelten Lehmkügelchen bestehen. Mehlschwalben brüten ein bis drei Mal im Jahr. Nach einer zweiwöchigen Brutdauer schlüpfen drei bis fünf Jungvögel, die nach weiteren drei bis vier Wochen flügge werden.
Mehlschwalben werden etwa 14 Zentimeter lang, wiegen rund 20 Gramm und werden im Durchschnitt zwei Jahre alt. Sie können bis zu 14 Jahre alt werden, jedoch ist das die große Ausnahme. Ihren Namen verdanken die Vögel ihrer reinweißen Unterseite. Während die Beine und Füße des Singvogels weiß befiedert sind, ist der Schwanz schwach gegabelt und das Gefieder glänzt metallisch blauschwarz.
Die Mehlschwalben bevorzugen zur Nahrungssuche offenes Gelände. Sie halten sich gerne in insektenreicher Gewässernähe auf. Für ihre Nester suchen sie Ortschaften mit höheren Gebäuden.
Rauchschwalbe – Hirundo rustica
Ihren Namen verdanken die Vögel ihrer früheren Vorliebe in Schornsteinen und Rauchfängen zu brüten. Sie kommt rund 2 Wochen vor der Mehlschwalbe an. Man kann sie von Ende März/Anfang April bis Oktober bei uns in Baden-Württemberg beobachten.
Rauchschwalben werden etwa 18 Zentimeter groß und wiegen wie die Mehlschwalbe etwa 20 Gramm. Ihr Gefieder ist ebenfalls schwarz-blau glänzend. Im Unterschied zur Mehlschwalbe ist allerdings nur ihr Bauch weiß. Gesicht und Kehle sind vorne braun-rot und sie ziert ein schwarzes Brustband. Beim Fliegen erkennt man die dunkle Kehle und den tief gegabelten Schwanz mit den langen Spießen, der sie von der Mehlschwalbe gut unterscheidet.
Ihre Lehmnester bauen sie gern im Inneren von Gebäuden, wie in Ställen, Schuppen oder Garagen. Die Vögel brüten ein bis drei Mal pro Jahr. Nach einer zweiwöchigen Brutzeit schlüpfen drei bis sechs Jungtiere, von denen die ersten bereits nach drei Wochen flügge werden. Sie bevorzugt ländliche Gegenden und brütet in zugluftgeschützten und dunklen Ställen.
Noch mehr Platz für Schwalben
Wenn nicht genügend Platz geboten wird, können Sie mit Schwalbenwinkeln für geeignete Plätze sorgen und die Wohnungsnot verringern. Hier geht's zum Flyer.
Hier finden Sie die Anleitung zu den Schwalbenwinkel und deren Anbringung.
So können Sie ebenfalls helfen: Machen Sie mit bei der Aktion Schwalbenfreundliches Haus
Uferschwalbe – Riparia riparia
Die Uferschwalbe ist von April bis September zu beobachten. Die etwa zwölf Zentimeter große und 13 Gramm schwere Uferschwalbe ist die kleinste Schwalbenart in Baden-Württemberg und in Europa. Bei der Uferschwalbe ist die Unterseite weiß und die Oberseite und Flügelunterseite matt braun gefärbt. Ein braunes Brustband ziert die kleine Schwalbenart.
Die Vögel brüten gern in sandigen Steilufern großer Flüsse, an Steilwänden von Küsten oder auch Kies-, Sand- und Tongruben. Dort graben sie ihre bis zu 70 cm langen Brutröhren. Uferschwalben brüten ein bis zwei Mal im Jahr. Nach zwei Wochen schlüpfen bis zu sechs Junge, die nach 16 bis 23 Tagen flügge werden.
Ausbau und Begradigung von Flüssen führen dazu, dass die Vögel nur noch schwer Platz für ihre Brutröhren finden. Denn es fehlt den Gewässern dann an der natürlichen Dynamik die dazu führt, dass nach Hochwäassern immer wieder neue Steilufer freigespült werden, in denen die Uferschwalben ihre Röhren graben können. Zudem werden ihre Sekundärlebensräume, wie die Kies-, Sand- und Tongruben, immer knapper, da Auflagen Abbaurestriktionen oder Begrünungen vorgeben. Sie brauchen aber für ihren An- und Abflug vegetationsfreie Bereiche, wie sie nach Abbrüchen entstehen. Die Uferschwalben können nur durch aufwendige Hilfsmaßnahmen unterstützt werden.
Felsenschwalbe – Ptyonoprogne rupestris
Die Felsenschwalbe ist ein noch seltener Brutvogel Baden-Württembergs. Sie kommt als Brutvogel erst seit 2007 hier vor und brütet seitdem regelmäßig bei uns. 2007 noch mit einem Brutpaar, waren es 2015 13 Brutpaare. Seitdem brütet sie mit 6-14 Brutpaaren regelmäßig in Baden-Württemberg (Stand: 2019). Ursprünglich kommt die Felsenschwalbe aus Südeuropa, Teilen Nordafrikas und Vorderasiens. Doch die nördliche Verbreitungsgrenze rückt immer weiter in den Norden. Bei uns gelten die Felsenschwalben als Kurzstreckenzieher und überwintern im Mittelmeerraum und in Nordafrika bis zur Sahara.
Sie ist eine Bewohnerin von Felsenlandschaften und bei uns von März bis Oktober zu beobachten. Vorwiegend brütet sie gerne an Felswänden in Spalten und Höhlen, nimmt in menschlichen Bereichen aber auch Türme, Gebäude oder Brücken zum Brüten an.
Die Felsenschwalbe ist etwas 14 cm groß. Sie besitzt ein bräunliches Obergefieder und eine einheitliche, grauweiße Unterseite. Die abgehobenen, dunklen Achseln sind beim Flug gut zu sehen.
Weitere Informationen zur Felsenschwalbe finden sie hier.
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