Schädlinge und Krankheiten
Wissen um den besten Schutz
Viele verschiedene Aspekte müssen bei der Streuobstwiesenpflege beachtet werden. Neben guten Kenntnissen über Standort, Sorte, Schnitt oder Düngung ist auch vielfältiges Wissen zu Schädlingen und Krankheiten gefragt. Deshalb sollte Pflanzenschutz in der Planungsphase einer Streuobstwiese bereits eine wichtige Rolle spielen.
Pflanzenschutz und Planung
Pflanzenschutz und Planung
Ein geeigneter Standort, ein ausreichender Pflanzabstand und die Wahl resistenter oder weniger empfindlicher Sorten ver¬mindern den später anfallenden Aufwand für die Pflege deutlich. Bei der Standortwahl sollte auch geprüft werden, ob Wirtspflanzen bestimmter Krankheitserreger in der Nähe stehen. Der Birnengitterrost beispielsweise entwickelt sich auf seiner Wirtspflanze, dem Wacholder (Juniperus), bevor er in einem späteren Stadium Birnbäume befällt.
Maßnahmen:
Sind die Bäume endlich gepflanzt, stehen weitere vorbeugende Maßnahmen an. Eine ausgewogene und am Bedarf der Bäume orientierte Düngung fördert die Vitalität der Obstbäume. Bei regelmäßig und fachmännisch durchgeführten Schnitten kann der Baum eine lockere, gut durchlüftete Krone ausbilden. Die Krone trocknet im Innern rasch ab. Pilzliche Erreger finden in dem trockenen Klima keinen Lebensraum. Die Stärkung der Baumgesundheit sollte bei allen Aktivitäten grundsätzlich im Vordergrund stehen.
Frostschäden minimieren:
Eine Vorsorgemaßnahme, die noch vor den Wintermonaten durchgeführt werden sollte, ist das Kalken bzw. Weißen der Stämme beginnend vom Wurzelhals bis zum Ansatz der unteren Astpartien. Der weiße Anstrich reflektiert das Sonnenlicht und vermindert somit die Gefahr, dass sich Frostplatten und -risse bilden.
Sie sind "beliebte" Eintrittspforten für Wundparasiten wie dem Erreger der Valsakrankheit. In windarmen Regionen reicht in der Regel auch ein beim Pflanzen auf der Südseite des Baumes eingesetzter Pfahl aus. Sein Schattenwurf verhindert, dass sich im Winter das Rindengewebe erwärmt und Frostplatten entstehen. Verhärtete Rindenpartien, sie entstehen beispielsweise durch aufgetragene Ölfarben, können sich mittels senkrecht ausgeführter Schröpfschnitte wieder dehnen. Zum Schutz vor Infektionen werden die Schnittwunden mit Baumwachs verschlossen.
Schutz vor Sonnenbrand:
In den Sommermonaten sollte darauf geachtet werden, dass die Baumrinde nicht durch Sonnenbrand geschädigt wird. Die Gefahr besteht vor allem dann, wenn ältere, dichte Baumkronen stark ausgelichtet oder verjüngt werden. Viele Astpartien, die bisher im Schatten lagen, sind nun dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt. In der Folge kann die Rinde großflächig absterben. Die so "freigelegten" Äste können bis zum Herbst mit Lehmbrei oder einem weißen Baumanstrich versehen werden. Auch Pappestreifen oder Stroh eignen sich gut zum Abdecken. Ein derartiger Rindenschutz wird auch dann notwendig, wenn alte Bäume umveredelt werden und dafür ein Grossteil der Baumkrone entfernt wird.
Nützlingsförderung
Kleine Helferlein
Die Regulierung von Schädlingspopulationen durch die Ansiedlung von Nützlingen, die Förderung natürlicher Gegenspieler oder das Aufhängen von Insektenfallen sind weitere Maßnahmen, die im ökologischen Pflanzenschutz praktiziert werden.
Natürliche und unbedenkliche Schädlingsvertilger sind beispielsweise Vogelarten wie Meisen, Gartenrotschwanz oder Halsbandschnäpper. Sie sind eifrige Insektenfresser und beziehen als Höhlen- bzw. Halbhöhlenbrüter auch gerne in künstlichen Nisthöhlen Quartier. Fledermäuse, Igel, aber auch Erdkröte, Grasfrosch und Blindschleiche haben einen unstillbaren Appetit auf Insekten.
Gern gesehen in Obstgärten sind Räuber wie Marienkäfer und Florfliege sowie deren Larven. Sie machen sich, wie die Larven der Schwebfliegen, mit großem Appetit über Blattläuse her. Blattlausschlupfwespen legen ihre Eier auf den Blattläusen ab, denen sie als Nahrung dienen. Die Blutlauszehrwespe bevorzugt für die Eiablage ihrem Namen entsprechend Blutläuse. Raubmilben setzen der Obstbaumspinnmilbe zu und Raupenfliegen parasitieren verschiedene Raupen und Pflanzenwespen.
Greifvögel und andere Sitzwartenjäger lauern gerne auf den angebrachten Ansitzstangen auf unvorsichtige Wühlmäuse, die sich in den Streuobstwiesen besonders wohl fühlen. Unter angelegten Steinhaufen verschlafen Wiesel den Tag, während sie in der Nacht u. a. ungebetenen Gästen wie Wühlmausen nachstellen.
Weitere Begleitmaßnahmen
Was Sie noch tun können
Begleitende Maßnahmen wie die extensive Schnittnutzung des Unterwuchses, die Anlage von Hecken in den Randbereichen oder von Buntbrachen auf angrenzenden Äckern fördern außerdem die Lebensbedingungen vieler Nützlinge.
Bei der Pflege kann somit in der Regel auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden - mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt.
Früchte, Boden und Grundwasser bleiben bei dieser Form der Schädlingsregulierung unbelastet. Auflagen für den Bienen- und Wasserschutz entfallen. Resistenzbildungen, die beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln des konventionellen Obstbaus bei den Schadorganismen beobachtet werden können, wird ebenfalls vorgebeugt.
Behandlungsmittel im Öko-Obstanbau
Was hilft am besten?
Bei extremen Witterungsbedingungen kann es jedoch auch zu einem sehr starken Befall mit Pilzkrankheiten oder Schädlingen kommen. In diesem Fall sollten ökologisch verträgliche Mittel - wie im Öko-Obstanbau verwendet - chemisch-synthetischen Bioziden vorgezogen werden.
Die im Öko-Obstanbau eingesetzten Behandlungsmittel können Sie bei beim Beratungsdienst Ökologischer Obstbau e.V. (BÖO), der an der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein und Obstbau in Weinsberg angesiedelt ist, erfragen unter:
Beratungsdienst Ökologischer Obstbau e.V.
Traubenplatz 5
74189 Weinsberg
Tel: 07134-8935
Fax:07134 -22480
Internet: www.oekoobstbau.de
Die Aufgaben des BÖO sind vielfältig. Sie erstellen Faxmitteilungen zu aktuellen Pflanzenschutzmaßnahmen im ökologischen Obstbau, führen Exkursionen durch und vermitteln Forschungs- und Erfahrungsergebnisse. In Zusammenarbeit mit der Fördergemeinschaft ökologischer Obstbau e.V. (FÖKO) organisiert der Beratungsdienst weitere Veranstaltungen.
Optimaler Mitteleinsatz
Grundsätzlich sollte bei jeder Pflanzenschutzbehandlung - auch im ökologischen Obstbau -beachtet werden, dass sie mit Arbeit und Kosten für den Geräte- und Mitteleinsatz verbunden ist und das biologische Gleichgewicht in den Streuobstbeständen stören kann. Deshalb sollte vorab immer Aufwand und Nutzen des Mitteleinsatzes überdacht werden.
Welche Pflanzenschutzmittel oder regulierende Maßnahmen letztlich ergriffen werden, hängt sicherlich auch davon ab, wie das Obst später verwendet werden soll. Biologische Pflanzenschutzmittel wirken fast ausschließlich über den direkten Kontakt und besitzen nur eine geringe Wirkungsdauer. Dies setzt voraus, dass die Obstkulturen regelmäßig und sorgfältig überwacht werden, damit rechtzeitig eingegriffen werden kann.
Das Alter der Obstbäume ist ein wichtiger Aspekt, wenn es darum geht, die am besten geeignete Behandlung zu wählen. Jungbäume werden durch Schädlinge und Krankheiten vor allem in ihrer Entwicklung stark gehemmt oder geschädigt, schlimmstenfalls sterben sie ab. Bei Bäumen in der Ertragsphase zielen Pflanzenschutzmaßnahmen darauf ab, den Ernteertrag und die Qualität der Früchte wie beispielweise Wurmfreiheit zu sichern.
Um die Behandlungsmittel optimal einsetzen zu können, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- regelmäßige Kontrollen zu den wichtigsten Zeitpunkten durchführen wie vor und nach der Obstbaumblüte, beim Triebabschluss und bei der Ernte
- anhand von Schädlingsauszählungen oder Warndienstmitteilungen konkreten Bedarf für eine Behandlung festlegen
- Anzahl der Anwendungen und die Wahl des Behandlungsmittels abhängig vom Befallsdruck, dem Alter der Bäume und der Verwendung nach der Ernte auswählen
- Dosierungsempfehlungen des Herstellers bei Behandlungsmitteln und die Anleitung für die Ausbringung beachten, um eine optimale Wirkung zu erreichen.
Eine Übersicht über typische Schädlinge und Krankheiten
Die aufgelisteten Schädlinge und Krankheiten in den folgenden Kapiteln sind lediglich eine Auswahl wichtiger bzw. häufig im Obstbau vorkommender Schadorganismen. In der Regel sind Angaben zum Schadbild und den möglichen Maßnahmen zur Regulierung bzw. Bekämpfung aufgeführt.
Ferner gibt es nur lokal auftretende Schädlinge wie beispielsweise der Kleine Fruchtwickler (Grapholita lobarzewskii). Im Bodenseeraum scheint der Kleine Fruchtwickler in seiner allgemeinen Bedeutung für die Region nach Jahren wieder abzunehmen.
Bevor Sie zu irgendwelchen Maßnahmen greifen, sollten Sie ihre Diagnose durch einen Obstbauberater bestätigen lassen. Die Obstbauberater sind beim jeweiligen Landratsamt ange-siedelt.
Eine Adressliste mit den Landratsämtern für Baden-Württemberg finden Sie auf den Seiten des Infodienstes der Landwirtschaftsverwaltung.
Übersicht mit Detailinformationen: Aufgelistet sind häufige Obstbaumschädlinge bzw. Krankheiten, die generell bei Obstbäumen beobachtet werden können:
Mehr Infos
Weitere, detaillierte Informationen, vor allem auch zu Behandlungsmöglichkeiten von Schädlingen im Obstbau können Sie zum Beispiel beim Kompetenzzentrum Bavendorf, Bodensee nachlesen.
Wissenswertes zu Schädlingen und Krankheiten im ökologischen Obstanbau bzw. zum Thema Streuobstbau finden Sie auf den Seiten des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in Frick, Schweiz.
Auf dem Informationsportal oekolandbau.de können Sie Wissenswertes zu Schadorganismen im Obstbau nachlesen.
Die Staatliche Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan bietet einen Wissenspool mit Informationsblättern zu Schädlingen und Krankheiten u. a. im Obstbau an. Die Nutzung ist kostenlos. Jeder Nutzer muss sich jedoch zuvor anmelden.
Auf den Internetseiten der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft finden Sie Merkblätter mit Informationen zu Schädlingen und Krankheiten im Obstbau.
Eine umfassende Broschüre mit "Informationsblättern zu häufig auftretenden Pflanzenschutzproblemen im Haus- und Kleingarten" finden Sie auf den Seiten der Uni Hamburg. In dieser Broschüre werden ebenfalls eine Vielzahl an Schädlingen und Krankheiten, die im Obstbau auftreten können, beschrieben. Sie können die Broschüre als pdf-Dokument herunterladen.
Warndienste: Prognosemodelle für den Streuobstgärtner
Abhängig von den Witterungsverhältnissen und je nach Lage treten pilzliche Erreger wie Mehltau oder Schorfkrankheiten verstärkt auf. Deshalb gibt es für den Erwerbsobstbau Warndienste, die auf Grundlage entsprechender Prognosemodelle Empfehlungen für die Behandlung aussprechen.
Wetterdaten, Warndienstauswertungen und Prognoseprogramme bietet der Infodienst der Landwirtschaftsverwaltung nach Anmeldung an.
Weitere Auskünfte dazu können Sie auch beim zuständigen Landwirtschaftsamt einholen. Eine Adressliste der Landwirtschaftsämter in Baden-Württemberg finden Sie auf den Seiten des Infodienstes der Landwirtschaftsverwaltung:
Weitere Informationen zum biologischen Pflanzenschutz bietet die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) an.
Tipps gegen Schädlinge, ein Merkblatt zum Pflanzenschutz im Biokernobstbau sowie weitere Literatur zum Streuobstbau finden Sie beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick (Schweiz).