Der Turmfalke ist der kleinste und häufigste Greifvogel Europas. Foto: M. Heng
Der Turmfalke
Name hängt mit charakteristischen Rufen zusammen
Kennzeichen: Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch. Ältere Männchen haben einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Der Schwanz ist ebenfalls hellblaugrau mit einer schwarzen Endbinde. Die Unterseite des Körpers ist gelblich mit Längsstreifen und kleinen dunklen Tropfenflecken. Beim Weibchen dagegen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung. Die Körperunterseite ist stärker gefleckt als beim Männchen.
Der Turmfalke ist rund 35 Zentimeter groß und gehört damit in Deutschland zu den kleinen Greifvögeln. Seine Spannweite beträgt 75 Zentimeter. Im Flug sind die Vögel an ihren langen spitzen Flügeln zu erkennen, außerdem an ihrem charakteristischen Rüttelflug: Bei der Nahrungssuche kann man sie oft beobachten, wie sie auf der Stelle rüttelnd kurz über dem Boden schweben und nach Futter Ausschau halten.
Nahrung: Turmfalken ernähren sich vorwiegend von Feldmäusen und anderen Wühlmäusen. Durch die Spezialisierung entsteht eine Abhängigkeit vom Beutevorkommen. Die Bestände der Feldmäuse schwanken von Jahr zu Jahr beträchtlich; in manchen Gebieten gehen sie aufgrund der landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden stark zurück. Vor allem in Zeiten, in denen Mäuse rar sind, erbeuten Turmfalken im schnellen Sturz oder Verfolgungsflug auch kleinere Vögel. Darüber hinaus stehen Eidechsen und Insekten, vor allem Käfer und Heuschrecken, und gelegentlich Regenwürmer auf der Speisekarte. Die Zusammensetzung ihrer Nahrung können Fachleute gut untersuchen, da Turmfalken als Greifvögel unverdauliche Reste der Beute im Magen zu Gewöllen zusammenpressen und dann ausspeien.
Brutplatz: In Städten nistet der Turmfalke gerne an Kirchtürmen, Masten und anderen hohen Gebäuden mit einer zugänglichen Öffnung oder Nische, die Platz zum Brüten bietet. Im Gebirge, an Felsabbrüchen oder Steinbrüchen dienen Spalten oder kleine Höhlen im Gestein als Brutplätze. Häufig nutzen Turmfalken auch alte Krähen- oder Elsternnester an Waldrändern, in Feldgehölzen oder auf einzeln stehenden Bäumen. Sie bauen selbst keine Nester und sind deshalb auf andere Nestbauer angewiesen. Auch Nistkästen an hohen Gebäuden oder Brückenpfeilern werden gerne angenommen.
Brutzeit und Brutdauer: Turmfalken sind bereits nach einem Jahr geschlechtsreif. Im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr besetzen sie das Brutrevier, das häufig auch als Winterrevier gedient hat. Ein Paar bleibt zumeist ein Leben lang zusammen. Wenn als Brutplatz nicht ein vorhandenes Nest genutzt wird, begnügt sich der Turmfalke mit einer kleinen Mulde, aus der die Eier nicht wegrollen können. Das Weibchen legt zwischen Mitte April und Mitte Mai vier bis sechs Eier und brütet 29 Tage lang. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden sie gut vier Wochen lang gefüttert. Nachdem sie das Nest verlassen haben, werden sie noch weitere vier Wochen von den Eltern begleitet und gefüttert. Danach verlassen sie ihren Geburtsort und suchen sich ein eigenes Revier.
Standvogel: Die Turmfalken bei uns in Mitteleuropa sind überwiegend Standvögel. Sie bleiben ganzjährig in einem Gebiet, das recht groß sein kann. Manche Vögel ziehen allerdings am Ende des Sommers in den wärmeren Süden, zum Teil bis nach Nordafrika. Turmfalken aus Nord- und Osteuropa tauchen dagegen im Winter gelegentlich in Deutschland auf. Insbesondere auf den offenen Höhenflächen der Mittelgebirge sind im Winter häufig Turmfalken zu sehen, während man sie dort im Sommerhalbjahr vergeblich sucht. Das Jagdrevier des Turmfalken umfasst rund 200 Hektar.