Der Rotmilan ist das heimliche Wappentier Deutschlands - Foto: Marek Velechovsky
Der Drachen unter den Greifvögeln
Der Rotmilan
Unverwechselbar ist er, der tief gegabelte, rostrote Schwanz des Rotmilans. Der im Deutschen auch als Gabelweihe bezeichnete Vogel, heißt auf Englisch „Red Kite“ (Roter Drachen) und zieht meist am Himmel über Feldern seine Bahnen. Der rostbraun gefärbte Vogel mit dem hellgrauen Kopf und den weißen Flecken in den Handflügeln kann fast nicht verwechselt werden. Nur der Schwarzmilan mit seinem schwach gegabelten Schwanz und dem dunklen Federkleid sieht ihm ähnlich.
Der Rotmilan ist etwas größer als ein Mäusebussard und kommt überwiegend in Mittel-, West- und Südwesteuropa vor. Er benötigt offene Kulturlandschaften und lichte Wälder, wo er im Suchflug nach Kleinsäugern wie Mäusen, Hamstern und Maulwürfen Ausschau hält. Auch Aas verschmäht er nicht. Zudem hat der Vogel Mülldeponien als Nahrungsquelle entdeckt.
Im Alter von zwei bis drei Jahren werden Rotmilane geschlechtsreif. Die Zugvögel erreichen ihren Brutort Ende Februar oder Mitte März. Während der Balz sind spektakuläre Schleifensturzflüge zu beobachten. Der Horst wird meistens auf einem hohen Baum in der Randzone des Waldes angelegt oder ein alter Horst eines anderen Greifvogels wird ausgewählt. Charakteristisch für den Rotmilan ist, dass er bei der Auskleidung des Nestes auch menschliche Abfälle wie zum Beispiel Papier, Plastikfolien, Lumpen und andere Fundsachen verwendet. Die Weibchen legen zwei bis drei Eier und bebrüten diese auch hauptsächlich, von den Männchen werden sie währenddessen mit Nahrung versorgt.
Als Zugvögel überwintern die meisten der Rotmilane in Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel. Der Wegzug beginnt ab Mitte August und erreicht seinen Höhepunkt im September und Oktober. Einige Vögel bleiben jedoch auch über den Winter hinweg im Land, wenn es genug Nahrung für sie gibt, oft finden sie diese auf Müllkippen.
Der Vogel ist in Deutschland nicht sehr selten und zählt zu den regelmäßig brütenden Arten. Jedoch brüten 60 Prozent des Weltbestands in Deutschland, wobei Zweidrittel der Brutpaare in Ostdeutschland heimisch sind. Der Rotmilan ist eine Tierart nationaler Verantwortung für Deutschland und befindet sich deshalb auf im Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie. Für die in diesem Anhang aufgelisteten Vogelarten werden in ganz Europa spezielle Schutzgebiete ausgewählt, um ihre Erhaltung zu gewährleisten.
Gefährdet ist der Rotmilan vor allem durch den Verlust seines bevorzugten Lebensraums. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft verringert sich das Nahrungsangebot, zudem kommt es immer wieder zu illegalen Greifvogeltötungen.
Der Rotmilan in Baden-Württemberg:
Einer der Verbreitungsschwerpunkte des Rotmilans liegt in Baden-Württemberg. Hier leben etwa 1.000 Brutpaare, deshalb ist die Population in Baden-Württemberg für den Fortbestand des Rotmilans von großer Bedeutung. Das Land trägt somit eine besondere Verantwortung für diese Vogelart. Der Rotmilan braucht eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft. Vor allem auf der Schwäbischen Alb und der Baar ist der Vogel zu finden. Waldreiche Gebiete wie den Schwarzwald sagen dem Greifvogel weniger zu. Im Land werden zudem Vogelschutzgebiete für den Rotmilan ausgewiesen.