Zur Bedeutung der naturnahen Beweidung für die Biodiversität Mitteleuropas
Montag, 8. Juli 2024 von 19 bis ca. 21:30 Uhr über Zoom
Im Vortrag werden die evolutionären, prähistorischen, historischen und aktuellen Evidenzen für die herausragende Rolle vor allem der großen Pflanzenfresser / Weidegänger bei der Entstehung der mitteleuropäischen Natur- und Kulturlandschaften herausgearbeitet. Begründet auf umfangreiche Archivarbeit wird auf die Art und Weise sowie landschaftlichen Wirkung der flächendeckenden Beweidung in der mittelalterlichen und vormodernen Land- und Forstwirtschaft detailliert eingegangen. Der Beginn des allgemeinen Artenschwunds Mitteleuropas kann mit der Aufgabe der vormodernen Hutweide und beginnenden Einführung der ganzjährigen Stallhaltung unserer großen Hauptnutztiere, der Rinder, vor rund 200 Jahren verortet werden.
Seit der Aufgabe der letzten Reste naturnaher Beweidung und Übergang zu industrieller Landwirtschaft in den 1950er bis 1970er Jahren ist die Biodiversität im „freien Fall“. Die vielfältigen Ökosystem-Wirkungen von Weidegängern bei naturnaher Beweidung als Landschaftsgestalter mit den wesentlichen Wirkfaktoren Fraß, Tritt, Dung, Diasporentransport und Aas werden dargestellt und im Hinblick auf Klima- und Naturschutz bewertet. Anhand aktueller Weideprojekte werden Möglichkeiten der Wiedereinführung der naturnahen Beweidung in Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft diskutiert.
Unser Referent, Dr. Alois Kapfer, ist Landschaftsökologe und Vorsitzender des Vereins „Naturnahe Weidelandschaften“ mit Sitz in Tuttlingen. Der 2017 gegründete, bundesweit tätige Fachverein setzt sich für die naturnahe Beweidung als Schlüsselfaktor für den Schutz der Biodiversität Mitteleuropas ein.