Fit fürs Ehrenamt
NABU-Sommerakademie lockt 90 Aktive nach Bad Boll



Die Teilnehmenden der Sommerakademie 2022 - Foto: NABU/Markus Pagel
Fit fürs Ehrenamt, unter diesem Motto schult der NABU Baden-Württemberg jedes Jahr im Juli zwei Tage lang ehrenamtlich Aktive. Rund 90 Naturschützerinnen und Naturschützer folgten der Einladung zur NABU-Sommerakademie nach Bad Boll. Bei bestem Sommerwetter ging es in den fünf Workshops um Naturschutz in Theorie und Praxis. Im Fokus standen der Schutz von Wildbienen, die naturverträgliche Energiewende, geheimnisvolle Fledermäuse, Wissen über Wildkräuter und der naturfachliche Obstbaumschnitt. Veranstaltungsort war die Evangelische Akademie Bad Boll, die die Fortbildung gemeinsam mit dem NABU-Landesverband veranstaltet. Jörg Bohn, Studienleiter Wirtschaft, Globalisierung und Nachhaltigkeit der Evangelischen Akademie Bad Boll und NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle zeigten sich sehr erfreut, dass die gemeinsame Sommerakademie auf so großes Interesse stößt und 2022 neben bekannten Gesichtern viele neue ehrenamtlich Aktive gekommen sind. Gefördert wird die Sommerakademie von der Heidehof Stiftung.
Wildbienen kennen, schützen und unterstützen
Während die Honigbiene intensiv von Imkerinnen und Imkern gehegt wird, müssen sich die 585 in Deutschland bekannten Wildbienenarten selbst um Nahrung, Wohnung und einen Partner kümmern. Die Ansprüche der teils hochspezialisierten Insekten an ihren Lebensraum und die vorhandenen Blüten macht ihr (Über)leben zunehmend schwer. Im Kurs wurden die unterschiedlichen Methoden vorgestellt, wie Wildbienen Pollen sammeln – zum Beispiel schlucken und im Kropf sammeln, an den Hinterbeinen oder an einer Bauchbürste transportieren – und wo sie ihre Eier ablegen, etwa 80 Prozent im Boden, mitunter im Kindergarten-Sandkasten oder unter dem kargen Randstreifen eines Parkplatzes. Nach der Theorie ging es ins Feld: Der WALA-Naturgarten mit zahlreichen Staudenbeeten als summender Nektar- und Pollensammelplatz wurde besucht. Mit Hilfe der Wildbienenexperten Martin Klatt, Sabine Holmgeirsson und Albrecht Gorthner konnten zahlreiche Wildbienenarten bestimmt und die Nisthilfe bei WALA angeschaut werden.
Den lautlosen Jägern der Nacht auf der Spur
Fledermäuse sind faszinierend: Sie sind die einzigen fliegenden Säugetiere und können sich auch in völliger Dunkelheit orientieren. Viele Fledermausarten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Mit Erfahrungen und Anekdoten angereichert führten Ingrid Kaipf und Robert Pfeifle vom NABU Baden-Württemberg die Teilnehmenden durch die faszinierende Biologie der Fledermäuse. Sie klärten über häufige Probleme der Tiere auf, die etwa durch intensive Waldwirtschaft, Wohnungsbau und -sanierung sowie Windenergieanlagen entstehen. Dabei gab es viele Tipps und Umsetzungsmöglichkeiten für die praktische Naturschutzarbeit und die erfolgreiche Veranstaltung von Fledermausführungen, etwa zur Batnight Ende August. Bei einem Abendspaziergang beehrte die kleine Zwergfledermaus die Gruppe, wie mittels Bat-Detektoren zu hören war. Außerdem wurden die unterschiedlichen Quartierkästen und die Projekte „Lebensraum Kirchturm“ und „Mopsfledermaus“ vorgestellt.
Die Energiewende aktiv mitgestalten
Im Workshop „Naturverträgliche Energiewende – Wege zum Wandel“ bekamen die Naturschutzaktiven von Andrea Molkenthin-Kessler und Alexandra Ickes eine Einführung zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Lebensräume und Arten in Baden-Württemberg. Zudem standen Informationen zur großen Transformation, zu den Chancen und Risiken der Wind- und Solarenergie für die Natur und die neuesten Gesetzesänderungen im Fokus. Anregungen, was jede NABU-Gruppe sowie jede und jeder Einzelne tun kann, um die Energiewende zu unterstützen, wurden vorgestellt und lebhaft diskutiert. Eine Exkursion führte die Gruppe zu einer naturnah gestalteten Photovoltaikanlage in Berghülen. Hier wurde deutlich, wie Klima- und Naturschutz kombiniert werden können: Während unter den Photovoltaik-Modulen die Schafe grasten, zwitscherten oben Feldsperlinge, Hausrotschwanz und Goldammer.
Wildkräuter – schauen, riechen, schmecken, nutzen
Wildkräuter entwickeln sich ohne menschliches Zutun und ohne Pflegeaufwand und können in kürzester Zeit sich selbst überlassene Flächen zurückerobern. Im vierten Workshop wechselten sich gut verständliche Theorieblöcke mit zahlreichen praktischen und spielerischen Aktivitäten ab. Die Teilnehmenden erfuhren von Gertrud Heiserer und Tamara Ayoub Wissenswertes zu Pflanzenbestimmung, Bestimmungsliteratur und verschiedenen Wiesenpflanzen. Große Begeisterung entstand in den kreativen Phasen, wo die Kräuter für Küche, Kosmetik und Wohlbefinden verarbeitet wurden. Aus den gesammelten Pflanzen wurde Kräutersalz gemischt, wurden Brennnesselpfannkuchen und -chips gebacken sowie Pflanzendeo, Straßenkreide, Wiesenlimo und kleine Basteleien hergestellt. In den Pausen stand eine große Auswahl an Fachliteratur zum Schmökern bereit und die Teilnehmenden tauschten ihr Wissen rege aus.
Obstbaumschnitt professionell
Die Pflege von Obstbäumen im Sommer ist ein spannendes Thema. Welche Werkzeuge und Hilfsmittel verwendet werden, nach welchem Muster eine Baumkrone aufgebaut wird oder wann im Jahr der Schnitt fällig ist – darüber wurde im Workshop zunächst in der Theorie diskutiert und die Erkenntnisse dann ganz praktisch beim Schneiden der im Akademiegarten heimischen Obstbäume umgesetzt. Als Referenten hatte der NABU Markus Rotzal, Johanna Grieß und Jörg Illi gewonnen.
Terminhinweis zum Vormerken:
Die nächste NABU-Sommerakademie ist am 15./16. Juli 2023 in Bad Boll geplant.
Die Vorträge und Ergebnisse werden nach und nach ins NABU-Netz hochgeladen. NABU-Aktive können sich hier registrieren.
Wir danken unseren Partnern und Unterstützern:
Zur Evangelischen Akademie Bad Boll

Berichte der vergangenen NABU-Sommerakademien finden Sie im NABU-Netz.
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Katrin Scholderer, E-Mail Sommerakademie@NABU-BW.de, Telefon: 0711.966 72 11
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