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NABU stellt Jahresbericht 2013 vor
Nationalpark und erstmals über 80.000 Mitglieder


„Wir haben uns jahrelang für einen Nationalpark eingesetzt und gerade im letzten Jahr mit ganzer Kraft für seine Verwirklichung gearbeitet“, sagt Baumann. Doch auch wenn das Ziel Nationalpark nun erreicht sei, gebe es noch viele Baustellen, an denen Naturschützerinnen und Naturschützer zusammen mit der Landesregierung arbeiten müssten.
Der NABU lobt die Landesregierung nicht nur für die Einrichtung des Nationalparks, auch die Wirtschaftswälder von ForstBW würden inzwischen naturnäher bewirtschaftet. „Es hat gut zum 300-jährigen Jubiläum des Begriffs der Nachhaltigkeit gepasst, dass ForstBW zukünftig Buchen- und Tannenwälder nur noch naturnah und kleinflächig bewirtschaften wird. Auch die FSC-Zertifizierung des Staatswaldes hat 2014 wichtige Hürden genommen“, sagt Baumann.
Nun drohe jedoch durch die Entscheidung des Bundeskartellamts, das Einheitsforstamt Baden-Württemberg zu zerschlagen, ein enormer Rückschritt für den Wald in Baden-Württemberg. Die Kartellwächter wollen ab 2015 verbieten, dass der Landesbetrieb ForstBW das Nadelstammholz aus dem Staatswald sowie aus den Kommunal- und Privatwäldern aus einer Hand vermarktet. Sollte damit – wie zu befürchten ist - auch die Betreuung und Bewirtschaftung der Kommunal- und Privatwälder durch staatliche Förster entfallen, droht aus Sicht des NABU eine massive Abwärtsspirale beim Waldbau und im Waldnaturschutz. Der NABU befürchtet, dass die mittlerweile hohen Standards des Staatswaldes nicht mehr auf Kommunal- und Privatwälder übertragen würden und in der Folge dort vermehrt Forstwirtschaft nach Kassenlage betrieben wird. „Natürlich verstehen wir die Sorgen des Kartellamts hinsichtlich eines fairen Wettbewerbs in der Vermarktung des Holzes. Dass dabei jedoch der Waldnaturschutz auf der Strecke zu bleiben droht, ist absolut nicht akzeptabel“, sagt Baumann.
Baden-Württemberg ist Schäfereiland
Baden-Württemberg ist jedoch nicht nur geprägt durch Wald, sondern glänzt auch mit seinen Kulturlandschaften wie Wacholderheiden, die ihre Existenz der Beweidung durch Schafe verdanken. Um die Jahrtausende alte Tradition der Schäferei zu unterstützen, hat der NABU einen Kooperationsvertrag mit dem Landesschafzuchtverband geschlossen. „Als Mutterland der Schäferei fällt Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung bei der Erhaltung dieser Tradition zu“, sagt Baumann. Bei einem Stundenlohn von unter fünf Euro sei es jedoch kein Wunder, dass die Schäfer Nachwuchssorgen hätten. Deshalb fordert der NABU, dass die Landesregierung die geplante Weideprämie nicht nur für Rinder, sondern auch für Schafe und Ziegen anbietet. „Schäferinnen und Schäfer haben für ihre knochenharte und unverzichtbare Arbeit eine angemessene Förderung verdient.“
Baden-Württemberg ist auch das Land der Streuobstwiesen. Diese gehören zu den artenreichsten Ökosystemen Europas. Rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten finden hier ihren Lebensraum, so auch der Grünspecht, der Vogel des Jahres 2014. „Unser Ziel ist es, die wertvollen Streuobstbestände des Landes zu erhalten und zu entwickeln“, sagt Baumann. Streuobstwiesen sollten aus Sicht des NABU landesweit unter Schutz gestellt werden. Neben der Zerstörung von Streuobstwiesen durch neue Gewerbe- und Wohngebiete ist der schlechte Pflegezustand das Hauptproblem im Streuobstschutz. Der NABU fordert deshalb, dass im neuen Agrarumweltprogramm FAKT eine angemessene Baumschnittförderung eingeführt wird. „Nur wenn es sich für die Streuobstbewirtschafter wieder lohnt, auf die Leiter zu steigen und mit der Säge die knorrigen Apfel- und Birnbäume zu pflegen, können diese überleben.“
Mitgliederstärkster NABU Landesverband
Auch die Naturschutzjungend NAJU hat ein bewegtes Jahr 2013 hinter sich und arbeitete kräftig mit an der Verwirklichung des Nationalparks. Mit einem Malwettbewerb für Kinder bis 12 Jahren machte die Jugendorganisation des NABU auf das Thema aufmerksam und begeisterte Kinder und Eltern für ein Stückchen Urwald im Ländle. Neben Natur- und Umweltthemen stand das Thema „Ernährung“ bei der NAJU im Fokus. Innerhalb des Projekts „Besseresser“ organisierte die NAJU sieben einwöchige Kinderferienprogramme, um Kinder für gesunde, ökologische und sozialverträgliche Ernährung zu begeistern. Zusätzlich gab es 2013 noch an 19 Tagen Veranstaltungen rund um das Thema „gesundes Essen“. Inzwischen ein Klassiker sind die Zeltlager der NAJU, von denen letztes Jahr sieben Stück stattfanden.
Dass der NABU nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene begeistert, belegen die kontinuierlich wachsenden Mitgliederzahlen. „Besonders stolz sind wir, dass wir im Juni dieses Jahres die Hürde von 80.000 übersprungen haben“, berichtet Baumann. „Dieses Wachstum ist eine eindrucksvolle Bestätigung unserer Naturschutzarbeit und zugleich Ansporn, weiterhin konsequent die Stimme für die Natur zu erheben“. Der Landesverband ist damit bundesweit der erste NABU-Landesverband, der diese Schwelle überspringt, und bleibt der mitgliederstärkste Naturschutzverband im Südwesten. Zugleich verfügt er über deutlich mehr Mitglieder als jede politische Partei in Baden-Württemberg. Damit alle Mitglieder und Interessierte genau über die Finanzen des Verbandes informiert sind, ist der NABU Unterzeichner bei der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ geworden. Der Landesverband verpflichtet sich damit, Angaben zu beispielsweise Mittelverwendung und -herkunft oder Personalstruktur öffentlich zugänglich zu machen (www.NABU-BW.de/nabu/transparenz). Neben den inhaltlichen Erfolgen ist der NABU auch mit seinen Finanzen mehr als zufrieden. Die Einnahmen des Jahres 2013 beliefen sich auf gut vier Millionen Euro, damit erzielte der Landesverband einen Überschuss von gut 600.000 Euro.