Biosphärenreservate und ihre Zonierung
Natur hat in Kernzonen Vorrang
Kernzone – Natur pur
In den Kernzonen hat die Natur Vorrang. Hier soll beobachtet werden wie Entwicklungen in der Natur ohne Einfluss des Menschen ablaufen. Es sollen wieder Urwälder entstehen. Idealerweise sollen die Flächen ganz von menschlicher Nutzung freigehalten werden. Auf ausgewiesenen Wegen dürfen die Kernzonen betreten werden. In Ausnahmefällen darf sogar weiterhin gejagt werden.
Die Kernzonen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb umfassen vor allem Hangbuchen- und Hangschuttwälder an den Steilhängen des Albtraufs, Eschen- und Ahorn reiche Schluchtwälder in den tief eingeschnittenen Tälern und Waldgebiete auf den Kuppen der "Kuppenalb".
Zu Beginn der Gebietsausweisung gab es gerade bei der Festlegung der Kernzonen zahlreiche Konflikte, die der NABU zusammen mit anderen Verbänden konstruktiv begleitet hat. Strittige Punkte waren die Aufgabe der Holznutzung, die Einschränkung der Jagd sowie das Betreten der Flächen und die damit verbundene Pflicht die Waldwege verkehrssicher zu machen.
Aus NABU-Sicht nach wie vor unbefriedigend ist die große Zahl kleiner und zersplittert liegender Kernzonen. In kleinflächigen Kernzonen ist eine ungestörte Entwicklung der Wälder mit ihren Arten- und Lebensgemeinschaften hin zu Urwäldern nur bedingt möglich. Daher fordert der NABU in seinem Positionspapier auch eine Arrondierung der Kernzonen mit dem Ziel, größere zusammenhängende Kernzonen zu erhalten.
Pflegezone – einmalige Kulturlandschaft
Die europäischen Kulturlandschaften sind durch jahrtausendelange menschliche Nutzung geprägt. In der Pflegezone werden artenreiche Lebensräume, die häufig das Ergebnis einer schonenden, an den Standort angepassten Landnutzung sind, für die Zukunft erhalten und weiterentwickelt. Ziel ist insbesondere die Erhaltung artenreicher und bedrohter Tier- und Pflanzengemeinschaften, deren Fortbestand von der Aufrechterhaltung einer pfleglichen Nutzung abhängt. Zum Beispiel hat die traditionelle Wanderschäferei Lebensräume wie die Wacholderheiden oder Kalkmagerrasen entstehen lassen. Weitere typische Lebensräume der Pflegezone sind Streuobstwiesen, ein- bis zweimal pro Jahr gemähte Blumenwiesen oder auch sogenannte Kalkscherbenäcker, die aufgrund ihres steinreichen Bodens und ihrer Trockenheit nie intensiv genutzt und daher reich an Ackerwildkräutern geblieben sind. Das Prinzip „Schützen durch Nützen“ wird der Pflegezone am besten gerecht. Neben einer naturverträglichen Landnutzung spielen diese Flächen vor allem für die menschliche Erholung und das Naturerlebnis eine wichtige Rolle.
Die größte zusammenhängende Pflegezone umfasst weite Teile des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen, aber auch große Bereiche im Landkreis Esslingen und Reutlingen werden als Pflegezone geführt. 80 Prozent der Flächen haben bereits heute einen Schutzstatus als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet oder sind als Natura 2000-Gebiet gemeldet.
Der größte Anteil der Pflegezone steht heute bereits unter Flächenschutz (Landschaftsschutz, Naturschutz, Natura 2000). Die bisher zulässigen Nutzungen, insbesondere auch die landwirtschaftlichen, werden auch weiterhin möglich und für den Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft unabdingbar sein. Denn ohne die notwendige Bewirtschaftung und Pflege sind wertvolle Lebensräume wie Streuobstwiesen, Wacholderheiden oder Mähwiesen in ihrem Fortbestand bedroht.
Entwicklungszone – Experimentierkasten für nachhaltiges Leben und Wirtschaften
In der Entwicklungszone schließlich steht der wirtschaftende Mensch im Vordergrund. Die Entwicklungszone wird ausdrücklich als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung verstanden. Hier gibt es keine rechtlichen Einschränkungen, alles läuft auf freiwilliger Basis. In dieser Zone soll u.a. durch Förderprogramme nachhaltiges Leben und Wirtschaften im Einklang mit dem Erhalt der biologischen Vielfalt gefördert werden. Eine wichtige Rolle spielen Projekte zur Vermarktung regionaler Produkte, Angebote im Bereich naturverträglicher Tourismus oder andere Modellprojekte, die versuchen, die Wertschöpfung in der Region auf naturverträgliche Weise zu steigern.
Zur Entwicklungszone des Biosphärengebiets Schwäbische Alb gehören alle Städte und Gemeinden mit ihren Siedlungsräumen und der dazugehörigen Infrastruktur sowie die übrigen land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen. Eine Besonderheit des Biosphärengebiets Schwäbische Alb sind die im Gebiet liegenden städtischen Räume mit den darin lebenden Menschen. So zählt die Region zu den bevölkerungsstärksten und am dichtest besiedelten Biosphärenreservaten weltweit.
Die Naturschutzverbände haben wesentlich zur Entstehung des Biosphärengebiets beigetragen. Sie haben über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass die Besonderheiten und die Vielfältigkeit des Gebiets sowie die Wanderwege erhalten und gefördert wurden. Mehr →
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Seit 1. Januar 2014 besitzt Baden-Württemberg endlich einen Nationalpark. Dafür hat der NABU in einer dreijährigen Kampagne intensiv geworben. Das Besondere an einem Nationalpark ist der Schutz natürlicher Prozesse, „Natur Natur sein lassen“ ist das Motto. Mehr →