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Mehr ...Misteln schneiden zum Schutz der Streuobstwiesen
Wachsende Bestände schaden geschwächten Bäumen
Die Laubholzmistel ist eine zauberhafte Pflanze mit tückischen Folgen. Einmal da, breitet sich der Halbschmarotzer innerhalb weniger Jahre in einem Gebiet weiträumig aus. „Küssen unterm Mistelzweig und Druidenzauber klingen toll. Doch wer ihr nicht schnell zu Leibe rückt, hat lange Ärger damit“, warnt NABU-Fachmann Stefan Bosch. Er ist angesichts des starken Zuwachses der Pflanze auch im Südwesten alarmiert. „In manchen Gegenden des Landes ist kaum ein Streuobstbaum mistelfrei, vereinzelt werden sogar Birnbäume befallen, die bisher als resistent gegenüber der Mistel galten“, sagt Bosch. Als Hauptursache nennt er die ungenügende Baumpflege. „Die Ausdehnung der Baumschnittförderung um eine Million Euro pro Jahr auf künftig rund 3,4 Millionen Euro durch das Land begrüßt der NABU. Damit können aber immer noch weniger als zehn Prozent der Hochstämme im Land gepflegt werden“, weist Bosch auf den hohen Bedarf an Förderung für diese biologischen Schatzkammern des Landes hin.
Angezapft: Misteln als zusätzlicher Stressfaktor
Trockenheit und Hitze haben den Bäumen in den vergangenen zwei Jahren besonders stark zugesetzt. Die Klimaerwärmung begünstigt die Ausbreitung der Weißbeerigen Laubholz-Mistel (Viscum album): Vögel, die zur Verbreitung der Samen beitragen, bleiben länger an ihrem Standort. Die Wärme unterstützt die Keimung und rund ein Jahr nach dieser beginnt die Mistel, den Wirtsbaum „anzuzapfen“. Für die betroffenen Bäume ist die Mistel ein zusätzlicher Stressfaktor.
Der Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, Dr. Markus Rösler, rät Baumbesitzerinnen und -besitzern, nicht zimperlich mit dem Halbschmarotzer umgehen: „Wird die Laubholzmistel nicht entfernt, entzieht die kugelförmige, immergrüne Pflanze dem Wirtsbaum mit ihren Saugwurzeln lebenswichtiges Wasser und Nährstoffe. Kommen Trockenheit oder mangelnde Düngung dazu, können Misteln den bereits geschwächten Baum im Extremfall sogar vollends zum Absterben bringen.“
In der Adventszeit sind Misteln als attraktiver Adventsschmuck und zum Basteln begehrt. „Ob Druide oder nicht – unser Motto lautet: Ran an die Mistel. Die Pflanze ist bei uns nicht extra geschützt. Es spricht nichts dagegen, Misteln auf dem eigenen Grundstück jetzt oder noch den ganzen Winter über an frostfreien Tagen zu schneiden. Damit wird die Vitalität der Bäume geschützt und Streuobstwiesen bleiben als Lebensraum erhalten“, so Streuobstexperte Rösler.
Ist ein hochstämmiger Obstbaum nicht mehr zu retten, sollte er durch einen neu gepflanzten Hochstamm mit mindestens 180, besser noch 200 Zentimetern Stammhöhe ersetzt werden. Denn nur in diese zimmern Buntspecht, Grünspecht und Co. ihre Bruthöhlen. „Ist die Spechtfamilie ausgezogen, bietet die Baumhöhle auch selten gewordenen Höhlenbrütern wie Wendehals oder Halsbandschnäpper einen unentbehrlichen Platz, um im Frühjahr den Nachwuchs aufzuziehen“, sagt Ornithologe Bosch. Sie sind aber auch bei Siebenschläfern, Fledermäusen und Wespen begehrt.
Abgeschnitten: Bäume sanieren und regelmäßig kontrollieren
Beim Schnitt von Misteln gilt es, einige Dinge zu beachten. Hat sich die Mistel an einem Baum ausgebreitet, kann man systematisch alle zwei bis drei Jahre die nachwachsenden Misteln abschneiden, um die weitere Vermehrung zu stoppen. Denn erst nach vier Jahren tragen sie Beeren und damit Samen. Soll ein Baum saniert werden, müssen stark befallene Äste komplett entfernt oder mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz zurück abgesägt werden. Bei kleinem Befall können Pflanzen samt Wurzeln mit einer Kerbe tief ins Holz ausgeschnitten werden. Die Wurzeln der Misteln sind als grüne Stellen im Holz erkennbar.
Für die Ausbreitung sorgen Vögel wie die Misteldrossel. Über 20 Vogelarten sind nachgewiesen, die die Mistelsamen fressen und verbreiten, darunter Star, Mönchsgrasmücke, Wacholderdrossel und Seidenschwanz. Mit ihrem Kot scheiden sie den klebrigen Samen aus, der dann oft an schwer erreichbaren Stellen hoch oben im Baum am Ast klebt. Später tropfen die Samen aus Misteln in der Krone auch auf darunter liegende Äste. Besonders von der Mistelplage betroffen sind Apfelbäume, Eberesche, Pappel, Weide, Weißdorn oder Birke.
Hintergrund:
Die Weißbeerige Laubholz-Mistel (Viscum album) wird bis zu 70 Jahre alt. Sie blüht grüngelb zwischen Februar und April. Im Herbst trägt sie erbsengroße, glasig-weiße, fleischige Scheinbeeren, die bei vielen Vogelarten als Winternahrung begehrt sind.