Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Der Kiebitz im Porträt
Wiesenvogel immer seltener zu sehen



Kiebitz - Foto: Frank Derer
Wer ein kie-wi oder chä-chuit, wit-wit-wit-wit sowie chiu-witt hört, kann sich sicher sein, dass ein Kiebitz in der Nähe ist. Der etwa taubengroße Vogel ist 28 bis 32 Zentimeter groß und wiegt zwischen 150 und 280 Gramm. Er gehört zur Familie der Regenpfeifer, auch bekannt unter Kiwitt, Riedschnepfe, Feldpfau, Geißvogel und Muttergottestaube. Der Vogel mit dem kontrastreichen Gefieder (metallisch glänzende Oberseiten, weiße Unterseite, schwarzes Brustband sowie abstehende „Federholle“ am Hinterkopf) hält sich vorwiegend in offenem, flachen und feuchten Grünland auf, also auf Wiesen, Weiden und Überschwemmungsflächen. Aber auch auf Äckern, auf denen Mais oder Sommergetreide wächst, ist der Vogel inzwischen zu finden.
Der Kiebitz gehört zu den Kurzstreckenziehern. In milderen Wintern sind auch Tiere in Deutschland zu sehen, ansonsten überwintern die Vögel in Frankreich, Großbritannien, Spanien und dem Mittelmeerraum. Kiebitze legen bereits im März ihr Revier fest. Der Legebeginn ist witterungsabhängig und schwankt zwischen Anfang März und Juni. Dazu bauen sie eine flache Nestmulde am Boden. Zwischen 26 und 29 Tagen dauert die Brut. Die Küken sind Nestflüchter und können mit 35 bis 40 Tagen fliegen. Während der Nachwuchs zuerst Insekten, Spinnen und andere Wirbellose auf dem Boden jagt, ernähren sich die Elterntiere vor allem von Würmern, Insekten, deren Larven und anderen Bodenorganismen.
Noch vor 50 Jahren war der Kiebitz fast überall auf Feldern und Wiesen in Deutschland anzutreffen. Heutzutage ist er jedoch weitgehend aus der Agrarlandschaft verschwunden und gilt als stark gefährdet. Allein in den vergangenen 20 Jahren ist der Bestand brütender Kiebitze in Baden-Württemberg um 80 bis 90 Prozent zurückgegangen. Während es um 1996 noch schätzungsweise 4000 bis 5000 Brutpaare gab, vor allem an Rhein, Neckar, Donau und in Oberschwaben, sank der Bestand bis 2016 auf 300 bis 400 Brutpaare. Bundesweit wird noch von 63.000 bis 100.000 Kiebitz-Brutpaaren ausgegangen, doch auch hier sind die Zahlen in den letzten Jahrzehnten dramatisch eingebrochen. Gründe dafür sind unter anderem Trockenlegungen, Umbrüche von Grünland und Feuchtwiesen, die intensivierte Landwirtschaft, frühere und häufigere Grasschnitte sowie Insektizide, die die Nahrung der Küken dezimieren.
Um den Rückgang der Bestände stoppen zu können, muss es eine naturverträglichere Landwirtschaft geben. Für seinen Schutz benötigt der Kiebitz beispielsweise wiedervernässte Wiesen, Weideflächen zur Nahrungsbeschaffung, einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie ein reich strukturiertes Kulturland mit ungenutzten Ackerrändern.