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Der Wiedehopf in Baden-Württemberg
Ein Punk kehrt zurück ins Ländle
Wenn im Frühling die markanten „upupup“-Rufe durch das Ländle hallen, dann hat der Wiedehopf wieder einmal eine Bruthöhle in Baden-Württemberg bezogen. Der Vogel des Jahres 2022 fällt besonders durch sein orangerotes Gefieder, die stolze Federhaube sowie den langen, dünnen und gebogenen Schnabel auf.
Verbreitung des Wiedehopfs
In Deutschland gilt der Punk unter den heimischen Vogelarten als gefährdet. Der wärmeliebende Vogel kommt nur in ausgewählten Regionen in Deutschland vor, wie beispielsweise am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg. Dieses Gebiet wurde nach der EU-Vogelschutzrichtlinie auf großer Fläche zum Vogelschutzgebiet erklärt. Darüber hinaus gibt es im Ländle Wiedehopf-Vorkommen im Markgräfler Land, in der Ortenau und im Tauberland.
Bis in die 1950er Jahre war der Wiedehopf in Baden-Württemberg weit verbreitet. Spätestens seit den 1970er-Jahren sank der Brutbestand auf landesweit unter 50 Paare und die Vögel wurden nur noch während der Zugzeit gesichtet. Die Gründe dafür waren vielfältig. Besonders Lebensraumverluste, eine geänderte Bewirtschaftung vormals extensiv genutzter Obstwiesen aber auch klimatische Faktoren spielten eine Rolle.
Die Population des Wiedehopfs weitet sich aktuell am Oberrhein in Richtung Norden aus und hat inzwischen den südlichen Landkreis Rastatt erreicht. Insgesamt ist der Bestand im Südwesten und in ganz Deutschland aber auf einen kleinen Rest geschrumpft und der Wiedehopf gilt weiterhin als gefährdet. In Baden-Württemberg leben nach der aktuellen Roten Liste der Vögel heute wieder schätzungsweise 110 bis 210 Brutpaare. Das Verbreitungsgebiet des wärmeliebenden Vogels verschiebt sich zugleich gen Nordeuropa, was ein klares Anzeichen des Klimawandels ist.
Als Zugvogel verbringt der Wiedehopf die kalten Monate im tropischen Afrika und in der Sahelzone. Bereits im Spätsommer bricht er zu seiner großen Reise auf und kehrt erst im März in seine Brutgebiete zurück. Während der Zugzeit lässt er sich auch gerne in unseren Gärten nieder.
Lebensraum des Wiedehopfs
Als Lebensraum benötigt der Wiedehopf halboffene bis offene Landschaften, wie etwa Streuobstwiesen, baumbestandene Viehweiden, Weinbergslagen und Schrebergärten. Hier findet er Brutmöglichkeiten in alten Baumlöchern und Nahrung in Form von großen Insekten wie Maulwurfsgrillen und ihren Larven. Er frisst aber auch gerne Käfer, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen, es darf auch mal eine Spinne oder kleine Eidechse sein.
NABU-Einsatz für den Wiedehopf:
- NABU Kaiserstuhl: Bereits seit 1986 engagiert sich der NABU Kaiserstuhl für den Wiedehopf in der Region. Der Punk unter den heimischen Vogelarten bevorzugt hier zum Brüten Nistkästen, die an Rebhütten befestigt sind. Speziell für diese Ansprüche wurde das Konzept der Mini-Rebhütten entwickelt - kleine Hütten, die eigens für den Wiedehopf gebaut werden. Unterstützt wird das Projekt von der HIT Umwelt und Naturschutzstiftung GmbH.
- NABU Neuffen-Beuren: Seit 2015 engagiert sich die Gruppe bei einer Initiative des Biosphärengebiets Schwäbische Alb mit dem Landkreis Esslingen und weiteren Vereinen zur Wiederansiedlung des Wiedehopfes. NABU-Aktive haben in der ganzen Region Nistkästen aufgehängt. Mit Erfolg: Im Sommer 2017 fielen bei einer Veranstaltung des NABU Neuffen-Beuren die charakteristischen „upupup“-Rufe auf. Wenig später war klar: Der Wiedehopf hat sich tatsächlich nach einem halben Jahrhundert wieder einen alten Apfelbaum mitten in den Streuobstwiesen der Biosphärenstadt Neuffen zum Brüten ausgesucht.
- NABU Offenburg: Nachdem 2007 die ersten zwei Bruten in Naturhöhlen festgestellt wurden, sind die ersten Nistkästen installiert worden. Diese hat der auffällige Vogel sofort angenommen. Seitdem wurden fast flächendeckend neue Wiedehopf-Nistkästen in der Vorbergzone des nördlichen Ortenaukreises in Feldhütten und an Bäumen angebracht. Seitdem erklingt das ungewöhnliche „upupup“ wieder vielfach. Als Anerkennung für die aktive und erfolgreiche Artenschutzarbeit wurde dem NABU Offenburg im Jahr 2019 der Landesnaturschutzpreis durch Umweltminister Franz Untersteller verliehen.
- NABU-Gruppe Freiburg: Der Tuniberg ist bei Wiedehopfen inzwischen bekannt. Etwa ein Drittel der rund 70 Nistangebote sind jedes Jahr belegt. Seit 2009 ist die Wiedehopfpopluation in der Region von gerade einmal rund 15 Individuen auf circa 180 Individuen angestiegen. Viele Winzer*innen in der Region schätzen den Wiedehopf als natürlichen Insektenfänger.
- NABU Fellbach: Mit dem Projekt „Willkommen Wiedehopf“ möchte der NABU Fellbach dem Wiedehopf wieder eine Heimat in und um Fellbach geben. Unterstützt wird die Gruppe dabei von der Firma Holzbau Oettinger, die Nistkästen für den Projektstart lieferte.
- Darüber hinaus engagieren sich viele weitere NABU-Gruppen für den Wiedehopf, vor allem durch das Ausbringen von Nisthilfen.
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