Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Farbenfroher Einwanderer aus dem Süden
Artenporträt Bienenfresser
Tatsächlich stammt der Bienenfresser aus den Tropen und Subtropen. In warmen Zeiten wagt er sich aber auch in unsere Breitengrade vor. Am Kaiserstuhl galt er 20 Jahre lang als ausgestorben. Heute ist er eine Touristenattraktion und entwickelt sich zu einem Aushängeschild der Region.
Kräftige Farben leuchten im Sonnenlicht
Gelbe Kehle, schwarz abgesetzt, der Rücken kastanienbraun bis orange, der Bauch leuchtet türkisfarben: Der Bienenfresser (Merops apiaster) gehört zu den farbenprächtigsten Vögeln Europas. Sein Schnabel ist spitz, lang und leicht gebogen. In seiner Heimat, beispielsweise im Mittelmeerraum, brütet der gesellige Bienenfresser in Kolonien. Schon im August machen sich die Vögel auf den Weg in die Winterquartiere südlich der Sahara.
Geschickter Luftjäger
Der Bienenfresser jagt Schmetterlinge, Käfer, Libellen, und - wie sein Name verrät - Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen. Von einer hohen Sitzwarte aus beobachtet er das Terrain, fixiert seine Beute und ergreift sie im Flug. Die erbeuteten Tiere trägt er zur Sitzwarte zurück und tötet sie dort, indem er sie kräftig gegen eine Unterlage schlägt. Giftige Insekten knetet der Bienenfresser sorgfältig durch, so dass das Gift austritt und abgewischt wird.
Kindersegen
Mit seinen Jagdfertigkeiten wirbt der Bienenfresser-Mann um das Weibchen. Er führt Totschlagbewegungen vor und bringt ihr seine Beute als Geschenk. Gemeinsam beginnt das Paar dann mit dem Bau der Kinderstube. In steilen Abhängen aus Löss, Lehm oder verfestigtem Sand graben sie eine schmale Röhre, die nach bis zu zwei Metern in einer Brutkammer endet. Fünf bis sieben Kilogramm Material schafft das Paar dabei aus der Höhle heraus. Haben die Gräber Pech und treffen auf ein festes Hindernis, beginnen Sie ihre Arbeit an anderer Stelle von neuem. Ein bis zwei Wochen graben sich die Vögel so durch das Erdreich. Am Ende dieser harten Arbeit sind ihre langen Schnäbel um einige Millimeter kürzer.
Ende Juni schlüpfen fünf bis sieben Junge. Zur Fütterung erscheinen sie bald am Höhleneingang. Dabei müssen sie Schlange stehen, da nur jeweils eines in der schmalen Röhre Platz hat. Ist ein Junges gesättigt, tritt es zurück und der nächste ist an der Reihe. Die unverdaulichen Chitin-Panzer der Insekten werden ausgespieen und bilden schließlich eine zentimeterdicke Schicht in der Brutkammer.
Vorstöße nach Norden
Aufgrund seines Nahrungsspektrums ist der Bienenfresser auf ein warmes Klima angewiesen. Im Lauf der Jahrhunderte hat er sein Areal immer wieder nach Norden ausgeweitet. Aber es ist eine wechselvolle Geschichte von Ausbreitung und Rückzug. Derzeit ist der Bienenfresser wieder auf dem Vormarsch, sogar in Dänemark wurden Brutpaare beobachtet. In Baden-Württemberg bietet ihm das Gebiet am sonnigen Kaiserstuhl mit seinen Lössböden die besten Bedingungen. Nach der Rebflurbereinigung galt er dort als ausgestorben, bis 1990 wieder Paare gesichtet wurden. Heute brüten knapp über 1.200 Paare am südlichen Oberrhein (Stand 2020).
Gefährdung
Die Anzahl der Bienenfresser in Deutschland liegt bei etwa 5.000 bis 5.500 Brutpaaren (Stand 2020). Neben dem Kaiserstuhlgebiet gibt es einen größeren Bestand im Saaletal (Sachsen-Anhalt: 2.200 Paare), in Nordbaden sind es 120 Paare, in Rheinland-Pfalz 400 und in Bayern 280, ansonsten nur Einzelvorkommen (Stand 2020). Der Bienenfresser steht auf der Rote Liste Deutschlands unter Kategorie R (geographische Restriktion). Baden-Württemberg hat für den Bienenfresser große Teile des Kaiserstuhls als EU-Vogelschutzgebiet gemeldet.
Fehlende Brutplätze und massive Störungen während der Brut bereiten dem Bienenfresser große Probleme. Naturnahe Lösswände und Abbruchkanten zu erhalten und Kiesgruben für den Naturschutz zu bewahren, helfen ihm, dauerhaft Fuß zu fassen. Landwirtschaftliche Flächen extensiv zu bewirtschaften fördert artenreiche Wiesen- und Weidegebiete mit großem Insektenreichtum, auf den der Bienenfresser angewiesen ist. Hier zeigen sich erste Erfolge am Oberrhein: Zwischen die Rebenstöcke wird Grünsaat ausgebracht und so die Insektenwelt gefördert. Das dadurch verbesserte Nahrungsangebot erlaubt es dem farbenfrohen Bienenfresser, sich hier erfolgreich fortzupflanzen.
Eine ganz andere Gefahr für die attraktiven Vögel geht direkt vom Menschen aus: Insbesondere im Mittelmeerraum wird der Bienenfresser noch immer gejagt.
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