Die Kohlmeise
(Parus major)
Vögel am Gesang erkennen
Tipps, Tricks und Merksprüche
Im Frühjahr singen die Vogelmännchen besonders intensiv. Egal ob Amsel, Drossel oder Star – alle Vogelarten sind dabei als Solisten unterwegs. Sie wollen aus dem multiplen Chor herausstechen, um mit ihrem lauten, auffallenden oder variantenreichen Gesang die Weibchen ihrer Art zu gewinnen. Wer überzeugend singt, hat am Ende Nachkommen. Dass alle durcheinander singen, stört nicht. Jede Art lauscht nur auf die eigenen Sänger. Gesungen wird auch im Dialekt, Gesänge variieren deutlich nach Region. Das wirkt sich auf die Populationen und deren genetische Vielfalt aus. Ein weitgereistes Vogel-Männchen ist mit seinem etwas anderen Gesang für die weibliche Vogelwelt mitunter hochattraktiv und sorgt so für den genetischen Austausch.
Vogelstimmen im Überblick
Die Kohlmeise
Alle Weibchen heißen Judith
Der Gesang der Kohlmeise ist recht einfach zu erkennen. Sie sind häufig in Gärten zu finden, in denen sie die angebotenen Nistkästen nutzen. Ihr Gesang ist sehr einfach und meistens zweisilbig. Die Meisen-Männchen rufen während der Balz die Meisen-Weibchen, die alle den gleichen Namen haben: Ju-dith. Ein Gedicht unseres NABU-Artenschutzreferenten Martin Klatt hilft, den Gesang zu bestimmen und einzuprägen:
Kohlmeisen heißen – echt der Hit
als Weibchen alle schlicht „Judith“
So singt denn auch der Meisenmann
„Judith“ – so laut er eben kann.
Zuweilen aber – gar nicht selten,
lässt Meise dieses Lied nicht gelten,
singt statt der Judith-Silben zwei
gern auch mal ein Lied mit drei ...
Tönen: „Zi-zi-beeh“ der Klang,
Frau Meise wird die Zeit nicht lang!
Text: Martin Klatt
Hingehört:
Der Buchfink
... und der Wunsch nach Weizenbier
Der Buchfink ist einer der häufigsten Vögel in Deutschland: Er flattert durch Wälder, Gärten und Parks.
Sein Lied beginnt mit einem harten Finkenschlag, dem Trillern, und endet mit dem sogenannten Überschlag. Es gibt unzählige Merksprüche für den Buchfinken, der bekannteste lautet B-b-b-b-bring mir ein Glas mit Weizenbier.
Den Buchfinken-Song sich einzuprägen,
ist ganz leicht auf allen Wegen.
Egal ob im Wald, Stadtpark oder Garten,
man muss beim Zuhören nicht lang warten.
Denn auf den harten Finken-Triller
folgt der Schluss meist etwas stiller.
Mit diesem Ende er vermag,
sein Lied zum echten Hit zu formen.
Der stimmliche Schlussüberschlag
sorgt für einen ganz enormen Ah-Effekt.
Bei all der Vielfalt frühmorgendlicher Stimmgewalt,
markiert der Buchfink sein Revier,
mit dem Wunsch nach Weizenbier.
Text: Martin Klatt
Hingehört:
Der Hausrotschwanz
Ein röchelnder Sänger
Hausrotschwänze sind typische Gartenvögel: Sie sind ausschließlich in der Nähe von uns Menschen im Siedlungsbereich anzutreffen, aber nicht im Wald. Sein Gesang kling merkwürdig röchelnd, der Merkspruch zum Hausrotschwanz lautet: Du f-f-fauler Strrrick, k-kommst jetzt erscht nach Haus! Auch für diesen Vogel hat unser Artenschutzreferent Martin Klatt ein Gedicht verfasst:
Von der Antenne, hoch vom Dach
singt der Rotschwanz aber – ach –
sein Lied klingt seltsam – nicht gesund,
klingt als wär der Rachen wund,
als wäre ein Salbei-Bonbon
die Rettung für den nächsten Ton.
Doch muss sich niemand um den Rachen
des Rotschwänzchens groß Sorgen machen.
Das Röcheln ist auf jeden Fall
beim Hausrotschwanz total normal!
Text: Martin Klatt
Hingehört:
Der Gartenrotschwanz
Ein Frühaufsteher in der Vogelwelt
Der Gartenrotschwanz singt genau wie der Hausrotschwanz gerne in exponierter Lage - der höchste Ast eines Busches oder Baumes ist gerade gut genug. Meistens ist er auf Streuobstwiesen zuhause, aber er kommt auch in naturnahen Gärten mit alten Bäumen vor. Dort nutzt er gerne die angebotenen Nistkästen, sollte sich keine Baumhöhle finden. Sein schöner Gesang ist oft schon früh am Morgen zu hören. Als Frühaufsteher ist er einer der ersten zwitschernden Vögel. Typisch für ihn ist, dass er die erste Silbe seines Gesangs betont.
Hingehört:
Die Goldammer
... hat alle lieb
Dieser kleine Vogel ist nicht nur gut zu hören, sondern auch gut zu sehen. Oft positionieren sich die Goldammern für ihren Gesang am Wipfel eines Busches oder Baumes. Zusätzlich fallen sie durch ihren gut sichtbaren gelb gefiederten Kopf auf.
Der Merkspruch ist, wie das Lied der Goldammer, sehr einfach und einprägsam: Wie, wie, wie hab ich dich lieb! Am besten erklärt es unser NABU-Vogelexperte Martin Klatt:
Die Goldammer-Komposition nutzte einst Beethoven schon,
schuf seine fünfte Sinfonie
Gage kriegte der Vogel nie,
sang dennoch laut und unverdrossen,
brauchte nicht viele Tonleitersprossen.
Durchdrungen vom Fortpflanzungstrieb
hatte der Mann sein Weibchen lieb.
Und genauso singt er auch
aus Hecke, Busch und Strauch,
nach Wie-wie-wie hab ich dich lieb,
Beethoven die Sinfonie dann schrieb.
Ob das nun war ist, ob Legende,
ist nicht so ganz leicht zu ermitteln.
Zum Lernen doch kann man am Ende,
die Goldammer „Beethoven“ betiteln.
Text: Martin Klatt
Hingehört:
Die Amsel
Melancholische Blockflöten-Töne
Amseln sind auf den ersten Blick zu erkennen - und auch ihr Gesang lässt sich gut heraushören. Er besteht aus tiefen, warmen Flötentönen. Sie ergeben eine fast melancholische Melodie, die einzelnen Strophen sind relativ kurz. Häufig ist der Gesang im städtischen Bereich zu hören, gehören Amseln doch zu unseren typischen Nachbarn.
Hingehört:
Die Singdrossel
Staccato - kurz und knackig
Singdrosseln sind besonders oft abends zu hören. Sie singt, wo immer sie gerade ist, egal ob im Baum oder über den Boden hüpfend. Ihr Gesang ist sehr lange und hat unterschiedliche Melodien. Meist wird drei- bis fünfmal laut gesungen, die einzelnen Sequenzen sind dabei kurz und knackig. Typisch für Singdrosseln ist, dass sie ihre Motive mehrmals wiederholen.
Es scheint, sie wollte uns verkohlen -
die Singdrossel mit Fleckenbrust.
Denn das Dauerwiederholen
von Kurzmotiven fördert Frust
bei Fans klangvoll langer Liebeslieder
wie von Nachtigall und Amsel.
Stattdessen Staccato, immer wieder
beim Singdrossel-Gestammsel.
Drei bis fünf Mal laut gesungen,
die meisten Sequenzen kurz und knackig,
ist diese Balz trotzdem gelungen,
durch den Rhythmus frisch und zackig.
Und immer selbstbewusst ganz oben,
singt er, der Singdrossel-Mann.
Den Einfallsreichtum muss man loben,
jeder singt so gut er kann.
Jeder individuell,
hat seinen eigenen Hit kreiert,
jeder anders, doch sehr schnell,
hat der Zuhörer kapiert,
der Drossel-Song ist gut zu merken.
Dank dieser Wiederholungswut,
fügen Schnipsel sie zu Werken,
Singdrossel-Lieder klingen gut.
Text: Martin Klatt
Hingehört:
Die Nachtigall
Meister der Gesangskunst
Die Nachtigall-Männchen sind fantastische Sänger. Jeder von ihnen singt anders und sie lassen sich immer neue Klangfolgen einfallen - anders als die nur zwei-silbig singenden Vögel. Dabei sind besonders zwei Motive typisch für die Nachtigall: das laute harte Schlagen und der melancholische Seufzer, eine abfallende Tonfolge. Die beiden Motive treten in ihrem Gesang immer wieder auf. Am schönsten erklärt unser NABU-Vogelstimmenexperte Martin Klatt den Gesang der Nachtigall im Video.
Klingt ein Lied unirdisch schön,
muss man den Vogel gar nicht sehen,
so herrlich singt auf jeden Fall,
einzig und allein, die Nachtigall.
Jede Nachtigall singt anders,
doch sich merken - kann man das?
Ja, man kann, man muss nur wissen,
ist das Lied noch so beflissen,
vollgestopft mit vielen Klängen,
Schnurren, Klappern, Feen-Gesängen.
Zwei Motive sehr konstant,
machen das Lied doch echt markant.
Das Merkmotiv zum einen,
das ist das Nachtigallen-Weinen,
auch als Schluchzen titulier
doch melancholisch sich verliert,
der Nachtigallen-Mann nicht lang,
denn auf diesen Schwermutsklang,
folgt bestimmt mit lautem Hall,
der harte Schlag der Nachtigall.
Zwei Klänge also im Vertrauen,
muss man bei der Nachtigall sich sagen,
gilt es im Großhirn zu verstauen -
das Schluchzen und das Schlagen.
Text: Martin Klatt
Hingehört:
Der Star
Vielseitiger Stimmimitator
Sie hören ein Blässhuhn mitten im Wald? Das kann nur der Star gewesen sein. Dieser schillernde Vogel singt nicht nur sehr variationenreich, sondern kann die Gesänge anderer Vögel eins zu eins nachahmen. Aber auch vor der Technik macht der Meistersänger nicht Halt. So lässt er neben dem typischen Pfeifen, Schnarren und Schnalzen auch die Melodien von Handyklingeltönen in seinen Gesang einfließen. Seine Star-Qualitäten beim Gesang unterstreicht er gerne mit Flügelflattern und aufgestellten Kopfgefieder. Im Schwarm wird aus den Stimmkünsten des Stars ein faszinierender vielstimmiger Chorgesang.
Hingehört:
Die Blaumeise
... ist nicht zimperlich
Der mehrsilbige Balzgesang der Blaumeisen-Männchen klingelt richtig. Er passt zum Wesen der Blaumeisen: an der Futterstelle immer was zu meckern und ganz schön ruppig. Der Merkspruch lautet: Ich bin nicht zimperlich mit dir. - ähnlich wie die Blaumeisen allgemein nicht zimperlich sind, sondern eher die Draufgänger unter den Vögeln. Die lebhaften Meisen sind häufige Gäste in unseren Gärten, sobald dort ein paar ältere Bäume stehen.
Hingehört:
Die Tannenmeise
Luftpumpend im Nadelwald
Die Tannenmeise sieht der Kohlmeise ähnlich und singt auch sehr ähnlich. Ihr zweisilbiger Gesang ist alledings nicht so hart und metallisch, wie der der Kohlmeise, sondern weicher. So klingt sie fast wie eine Luftpumpe. Daher ist der Merkspruch auch ganz einfach: Wer sitzt da im Tann', luftpumpender Weise? Klarer Fall, die Tannenmeise! Der Gesang der Tannenmeise ist am häufigsten in der Nähe von Nadelbäumen zu hören, da sie dort ihre Nahrung findet. Ob Nadelbäume im Naturwald, Park oder Garten: Ohren spitzen lohnt sich.
Hingehört:
Die Mönchsgrasmücke
... auch bekannt als „Turbo-Amsel“
Das Mönchsgrasmücken-Männchen trägt eine schwarze Haube und sieht dem Mönchsgrasmücken-Weibchen mit der braunen Haube sehr ähnlich. Beide singen wie die Amsel mit klaren Flötentönen - nur schneller und höher, so als hätte man den Amselgesang auf einer Langspielplatte mit erhöhter Geschwindigkeit abgespielt. Die Mönchsgrasmücke ist einer der häufigsten Gartenvögel, den man allerdings ebenso im Park und in Wäldern antrifft. Dank ihres Gesangs ist die Mönchsgrasmücke unverkennbar.
Will man dieses Lied sich merken,
soll man an die Amsel denken,
die zu manchen Klassik-Werken,
ihr warmes Flöten schon tat schenken.
Nehmen wir nun das Amsel-Lied,
gepresst auf einer Langspielplatte
und spieltens, was man sonst vermied, im Single-Tempo,
ja dann hatte man das Lied,
zuvor noch Alt, ganz plötzlich als Sopran gehört.
Und der Amsel-Blockflöten-Klang hat uns als Piccolo betört.
Genau so klingt die Mönchsgrasmücke:
Zu schnell gespielte Merle Noir.
Die Vogelstimmen-Wissenslücke
ist nun gestopft - wie wunderbar.
Text: Martin Klatt
Hingehört:
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