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Mehr ...Wo sind die Vögel hin?
Besorgnis wegen ausbleibender Vögel
Bestandsrückgänge
Viele Vogelarten, insbesondere Feldvögel wie Goldammer, Feldlerche oder Neuntöter haben in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Bestandsrückgänge erfahren müssen und sind beispielsweise im Fall der Goldammer auch am Futterhaus spürbar. Typische Garten- und Futterhausarten wie Meisen, Finken oder Rotkehlchen weisen dagegen dauerhaft stabile Bestände auf und sind von Landschaftsveränderung und Lebensraumzerstörung weniger betroffen.
Bestandsschwankungen
Natur ist immer dynamisch! Alle Vogelbestände unterliegen teilweise erheblichen Schwankungen, die meistens mit dem Bruterfolg und dem Nahrungsangebot zusammenhängen. Gute Zeiten, schlechte Zeiten gibt es auch bei Vögeln und das ist ganz normal, solange die Bestände ohne anhaltenden Negativtrend um einen langjährigen Mittelwert pendeln.
Witterung
Erheblichen Einfluss nimmt die Witterung sowohl auf die Brutergebnisse als auch auf die Zahl überwinternder Vögel. In harten Wintern beobachtet man „Kältefluchten“, die unsere mitteleuropäischen Vögel nach Süden vertreiben und Arten aus dem hohen Norden zu uns fliehen lassen.
Auch am Futterhaus fallen Witterungseffekte besonders auf: Bei anhaltendem Frost und geschlossener Schneedecke nutzen deutlich mehr Vögel das Futterangebot. Bei milder Witterung wie im Schmuddelwinter 2011/12 haben viele Arten keinen Anlass sich in Menschennähe zu begeben und dort Futter zu suchen.
Menge und Qualität des Nahrungsangebotes
Gartenvögel nutzen in erster Linie natürliche Futterangebote. Das sind zur Brutzeit nahrhafte Insekten und deren Larven, im Spätsommer Beeren und Früchte und im Herbst sowie Winter Sämereien. Vögel sind auf diese Nahrungsquellen spezialisiert: Meisen, Buchfinken, Stieglitze und Hänflinge sind sehr mobil und streifen in Trupps umher, um flexibel und überall ergiebige Nahrungsquellen zu nutzen. Dieses Verhalten sichert Singvögeln das Überleben seit Jahrmillionen, lange bevor Menschen mit Vogelfütterungen begonnen haben! Deshalb ist es wichtig, dass in der Feldflur und im Garten Wildkräuterecken, Staudenrabatten, Gebüsche und Bäume als Nahrungsquellen zur Verfügung stehen, an denen viele Vogelarten ganzjährig ihren Futterbedarf decken können.
An Futterstellen ist häufig zu beobachten, wie die Vögel zunächst das Angebot nutzen und dann plötzlich nicht mehr da sind. Das hat unterschiedliche Ursachen: Je winterlicher das Wetter wird, umso mehr Futterplätze sind in Betrieb und die Vögel verteilen sich auf mehr Futterstellen – in England hat man schon pro Kohlmeise über 30 Futterhäuschen gezählt!. Oder der Nachbar hat attraktiveres Futter im Angebot wie etwa Erdnüsse statt Sonnenblumenkerne. Dann wandern Futterinteressenten dorthin ab. Oder je nach Temperatur und Qualität der Meisenknödel sind die Vögel mehr oder weniger daran interessiert.
Beutegreifer
Der Einfluss von Beutegreifern wie Elstern, Sperbern oder Mardern wird meistens überschätzt. Sicher gibt es spezialisierte Beutegreifer, die bei günstigen Gelegenheiten wie gut erreichbare Futterhäuschen immer wieder zugreifen und so lokal einige Vögel holen. Dennoch nehmen Beutegreifer kaum Einfluss auf den Bestand von Singvögeln. Das haben zahlreiche Studien in vielen Teilen Europas bewiesen. Anders liegt der Fall bei Hauskatzen. Als eingebürgerter Beutegreifer sind unsere Singvögel auch nach 2000 Jahren nicht auf den Beutegreifer Katze eingestellt und konnten nicht wie in Bezug auf Elstern oder Greifvögel den Bestand sichernde Gegenstrategien entwickeln. Besonders bei der oft hohen Dichte in Siedlungen können Katzen Einfluss auf Vogelbestände nehmen.
Natürliche Todesursachen
Es klingt hart und wir wollen es nicht wahr haben: Aber das erste Lebensjahr überleben 70 bis 80 Prozent der im Sommer geschlüpften Jungvögel nicht. Gerade im Winterhalbjahr mit unwirtlicher Witterung und Nahrungsengpässen ist bei vielen Singvogelarten mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Doch diese hohen Verluste sind „eingeplant“ und gefährden bei intakten Rahmenbedingungen den Fortbestand einer Vogelart nicht.
Weitere Todesursachen
Eine Reihe von Problemen in der zivilisierten Welt sind uns als Vogelschutzprobleme kaum bewusst. Zum Beispiel kommen zahlreiche Vögel im Straßenverkehr zu Tode und der tödliche Anprall gegen Glasfronten kostet jährlich Millionen Vögeln das Leben.
Krankheitserreger
An Futterstellen können mit dem Kot ausgeschiedene Krankheitserreger wie Salmonellen oder Trichomonaden unter Singvögeln weiter gegeben werden und Vogelsterben verursachen. Vor allem Grünfinken waren in den vergangenen Jahren in Deutschland vielerorts hiervon betroffen und die Grünfinkenbestände haben auffallend abgenommen. Hygiene am Futterplatz und an Vogeltränken ist besonders wichtig, um solche Verluste zu verhindern.
Mit einem neuen Erreger wurden die Amseln im Oberrheingebiet im Sommer 2011 erstmals in Deutschland konfrontiert. Ein afrikanisches Virus, das von Stechmücken auf Vögel übertragen wird, führte dort und zuvor an einigen anderen Plätzen Europas zu einem Massensterben von Singvögeln und vor allem Amseln. Allerdings ist es voreilig und derzeit keinesfalls bewiesen, dass alle beobachteten Singvogel-Rückgänge auf dieses Usutu-Virus zurückzuführen sind. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand waren in wirklich großer und in Bestandserhebungen auch messbarer Zahl nur Amseln betroffen.
Nach dem Ausbruch 2011 zeigte sich genau in der betroffenen Region gegenüber dem Vorjahr erwartungsgemäß ein deutlich reduzierter Winterbestand. Von Ausbrüchen an anderen Orten wissen wir, dass solche Viren-Ausbrüche in den Folgejahren sowohl die Winter- als auch die Brutzeitbestände der Amseln erheblich reduzieren können und diese sich mitunter erst langsam wieder erholen. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge. Amseln wird es in den betroffenen Regionen weiterhin geben und die Bestände werde sich weiter erholen.
Fazit
Viele unterschiedliche Faktoren beeinflussen die Anwesenheit und Zahl von Vögeln an Futterstellen und in Gärten, einige sind auf den Lauf der Natur, andere auf äußere Faktoren zurückzuführen. Schwankungen sind im Lauf der Jahre völlig normal und bei fehlendem Negativtrend nicht besorgniserregend. Dennoch zeigt uns das Beispiel der von Viren betroffenen Amseln, dass unerwartet gravierende Einflüsse auf Vogelbestände auftreten können. Nur durch aufmerksames Beobachten können wir solche Einflüsse und ihre Folgen erkennen.