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Mehr ...Abflug Richtung Süden: Zugvögel brechen auf
NABU: Zilpzalp & Co. rasten in Gärten
Zugvögel, die wie sie keine Thermik zum Fliegen benötigen, sind vor allem nachts unterwegs. Tagsüber lassen sie es langsamer angehen und begeben sich auf Nahrungssuche.
„Der Vogelzug ist nicht immer auf den ersten Blick so spektakulär, wie wenn Kraniche, Störche oder Gänse majestätisch über den Himmel ziehen“, berichtet Dr. Daniel Schmidt-Rothmund, Leiter des Vogelschutzzentrums Mössingen. „Trotzdem fällt es auf, wenn zum Beispiel drei oder vier Zilpzalpe im Garten Station machen.“ Sie bewegen sich tagsüber normalerweise langsam von Gebüsch zu Gebüsch und von Garten zu Garten, wenn sie sich auf den Weg aus Baden-Württemberg oder den nordöstlich angrenzenden Regionen in Richtung Mittelmeerraum machen. Nachts können die kleinen graubräunlich-grünen Zilpzalpe längere Strecken von einigen Kilometern zurücklegen. „Erwartet man den namensgebenden Gesang, wird man enttäuscht“, erzählt Schmidt-Rothmund. „Auf dem Herbst-Zug hört man statt des bekannten ‚zilpzalp‘ ein ‚huid‘, einen Kontaktruf.“
Wer in der abendlichen Dunkelheit eine ruhige Ecke findet, kann derzeit mit etwas Glück auch die Flugrufe von durchziehenden Watvögeln wie Flussuferläufer, Waldwasserläufer oder Rotschenkel vernehmen. Sie ziehen vorwiegend nachts von ihren Brutgebieten am Nordrand Europas auf dem Weg nach Südwesteuropa oder Afrika über Baden-Württemberg hinweg. Besonders an Flussläufen hat man die Chance ihre melodischen Rufe zu hören.
„In manchen Regionen sorgen dieses Jahr die Mehlschwalben für Irritationen“, berichtet der NABU-Experte. Das war bereits im Frühjahr so, als sie mancherorts Anfang April noch nicht zu sehen waren und erst mit vierwöchiger Verspätung Anfang Mai eintrafen. Weil ihnen dadurch ein Monat „fehlt“, haben sie nur einmal gebrütet und sind jetzt schon wieder fort – anders als ihre Artgenossen, die zum üblichen Zeitpunkt kamen und deshalb auch wie üblich zweimal brüteten. Diese treten erst Mitte September die Reise Richtung Überwinterungsort an. Mauersegler, die man auf den ersten Blick leicht mit Schwalben verwechselt, sind dagegen schon weg. Sie sind die ersten unter den Zugvögeln und machen sich alljährlich ab Mitte Juli auf ihre rund 10.0000 Kilometer lange Reise ins südliche Afrika.
Zugvögel: Hintergrund
„Nicht die Kälte, sondern der Nahrungsmangel in der kalten Jahreszeit sorgt dafür, dass die Insektenfresser alljährlich ihre Brutreviere Richtung Süden verlassen“, sagt Schmidt-Rothmund. Rund 80 der 250 in Deutschland brütenden Vogelarten sind Langstreckenzieher. Dazu gehören zum Beispiel Gartenrotschwanz, Kuckuck, Rauchschwalbe oder Weißstorch. Sie machen sich alljährlich zur gleichen Zeit auf den Weg in ihre Winterquartiere in Afrika und legen dabei zum Teil weit über 4.000 Kilometer zurück. Rund 40 Vogelarten wie Feldlerche, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Singdrossel oder Star sind Kurzstreckenzieher. Sie machen sich später auf den Weg und richten sich dabei nach der Wetterlage. Ihre Ziele sind das winterwarme Westeuropa oder der Mittelmeerraum.
Auf ihrer Reise orientieren sich die Vögel an Sonnenstand und Sternenhimmel, aber auch an markanten geographischen Leitlinien wie Flüssen, Meeresküsten oder Gebirgen. Insbesondere bei schlechtem Wetter weist ihnen ein eingebauter Magnetkompass den Weg. Auf ihrer Reise legen die Zugvögel nicht nur große Distanzen zurück, sie haben auch zahlreiche natürliche Hindernisse wie weite Wüstengebiete zu überwinden.
„Ein Hindernis auf dem Weg, an das man häufig nicht denkt, sind übrigens Glasscheiben“, sagt Schmidt-Rothmund. Viele Vögel sterben infolge von Kollisionen, weil Glas nicht als Hindernis wahrgenommen wird. „Um am eigenen Fenster Abhilfe zu schaffen, kann es schon ausreichen, Jalousien, Rollos, Gardinen oder Streifenvorhänge anzubringen und zuzuziehen.“
Weitere typische Zugvögel:
Der Weißstorch
Fast 75 Prozent der deutschen Weißstörche wählen für ihren Zug in die Überwinterungsgebiete die östliche Route, die sie über den Bosporus in der Türkei in den Nahen Osten zunächst bis in den Sudan und dann weiter nach Tansania und sogar nach Südafrika führt. Oft legen sie dabei Strecken von mehr als 10.000 Kilometern zurück. In jedem Jahr folgen etwa 500.000 Störche dieser Strecke vom Bosporus über Zentralanatolien bis nach Iskenderun an der Mittelmeerküste
Die Störche Südwestdeutschlands nehmen gemeinsam mit ihren Artgenossen aus Frankreich, Spanien und der Schweiz die westliche Zugroute über Gibraltar und die Sahara, um in der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad den Winter zu verbringen. In den letzten Jahren haben sich aber mehr und mehr Störche den Weiterzug abgewöhnt. Sie bleiben in Südspanien, wo sie auch in den Wintermonaten auf Mülldeponien ausreichend Nahrung finden.
Das Rotkehlchen
Nordöstliche Populationen des Rotkehlchens ziehen im Herbst in den Mittelmeerraum und durchqueren dabei auch Deutschland. Manche davon überwintern hier auch, während unsere einheimischen Rotkehlchen größtenteils ebenfalls nach Süden ziehen.
Die Nachtigall
Ab Mitte August zieht die Nachtigall einzeln und nachts gen Süden. Ihr Überwinterungsgebiet erstreckt sich von Senegal und Guinea bis Somalia, Kenia und Nordtansania. Die Alpen, das Mittelmeer und die Sahara bilden für sie keine Hindernisse. Die Savannen südlich der Sahara erreicht sie ab Anfang September, danach verlangsamt sich der Zug ins Winterquartier. Mit etwas mehr Tempo fliegt die Nachtigall im März wieder zurück in die Brutgebiete. In Deutschland erscheinen die ersten Nachtigallen ab Anfang April.
Der Kranich
Zu den wohl auffälligsten Zugvögeln, die unser Land zwei Mal im Jahr überqueren, zählt der Kranich. Über 100.000 Kraniche wählen alljährlich eine südwestliche Zugroute, auf der sie Deutschland in schmaler Front überqueren, um die kalte Jahreszeit in Frankreich, in der spanischen Extremadura oder im Nordwesten Afrikas zu verbringen. Besonders die flachen Küstengewässer der Vorpommerschen Boddenlandschaft wirken dabei wie ein Magnet auf die Zugvögel. Hier finden sie geeignete Schlafplätze und vielfältige Nahrungsräume vor.
Auf dem Zug, der überwiegend nachts stattfindet, fliegen Kraniche in typischer Keilform oder in einer langen Reihe. Ihre weittragenden Rufe sind dabei gut zu hören.