Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Der Weißstorch
Meister Adebar klappert im Südwesten
Sie sind einfach unverwechselbar: Mit ihrem weißen Gefieder und den schwarzen Schwungfedern sind Weißstörche im ruhigen Segelflug am Himmel gut zu erkennen. Von anderen Großvögeln wie Reihern sind sie gut an ihren lang gestreckten Hälsen zu unterscheiden. Ihre leuchtend roten Schnäbel und Beine tun ihr übriges. Ihre Brutplätze suchen sie sich in offenen Kulturlandschaften mit Feuchtgrünland, Fließgewässern, Weiden und Wiesen. Als Kulturfolger sind Weißstörche oft in der Nähe von Menschen zu finden. So bauen sie ihre großen Nester auf Schornsteinen, Dächern, Masten oder Kirchtürmen. Am Nest klappert das Storchenpaar häufig laut mit den Schnäbeln – das hat dem Weißstorch den Beinamen Klapperstorch eingebracht. Die Brutzeit beginnt etwa Mitte März und endet Anfang August, das Gelege mit drei bis fünf Eiern wird von beiden Partnern bebrütet. Nach etwa zwei Monaten verlassen die Jungvögel das Nest. Sie sind dann noch einige Wochen durch ihre schwärzliche Schnabelspitze von den Altvögeln zu unterscheiden.
Langstrecke oder Kurzstrecke?
Im Winter zieht es den Langstreckenzieher für gewöhnlich nach Afrika in seine Überwinterungsgebiete. Dafür legen die baden-württembergischen Störche eine lange Strecke zurück. Kommen sie aus Marokko oder gar Mali wieder in ihr Brutgebiet zurück, fliegen sie bis zu 4.500 Kilometer. Immer mehr Störche überwintern allerdings weiter nördlich, in Spanien, wo sie auf offenen Müllkippen und in Reisfeldern reichlich Nahrung finden. Von dort fliegen sie im Frühjahr an Küste und Alpenrand entlang wieder gen nördliche Heimat. Einige Störche nehmen die Reise gar nicht mehr auf sich und verbringen den Winter in Baden-Württemberg. Auch sie finden genügend Nahrung, beispielsweise auf Komposten. Es ist davon auszugehen, dass durch die milderen Winter aufgrund des Klimawandels immer öfter Störche im Land überwintern werden. Bleiben Weißstörche freiwillig in den kalten Monaten in Baden-Württemberg, besteht kein Grund, sie zusätzlich zu füttern.
Bestand der Weißstörche in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg hat der Bestand an Weißstörchen zuletzt zugenommen. Von bloß 15 verbliebenen Brutpaaren im Jahr 1975 hat sich die Zahl 2023 auf 2.250 brütende Storchenpaare erhöht. Dies ist auch den Schutzbemühungen von Menschen zu verdanken. Um Weißstörche weiterhin zu fördern, sollten ein paar Dinge beachtet werden. So sollten Weißstörche nicht durch Futter angelockt werden. Es reicht aus, brutwilligen Störchen eine Nestunterlage oder Nestplattform auf geeigneten Gebäuden zur Verfügung zu stellen, in deren Umgebung ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Vögel zu finden ist.
Sind Weißstörche gefährdet?
Auch wenn Weißstörche aktuell nicht als gefährdet gelten, machen ihnen der Verlust von Lebensraum oder andere Hindernisse das Leben schwer. So sind sie auf eine strukturreiche Landschaft angewiesen, in die keine Pestizide oder Düngemittel eingetragen werden. Das wird durch die intensiv genutzte Landschaft immer seltener und den Störchen gehen wichtige Nahrungsquellen wie beispielsweise Feuchtwiesen mit den darin lebenden Mäusen, Heuschrecken oder Regenwürmern verloren. Auch Plastikmüll wie Gummiringe oder Schnüre, die entfernt an Regenwürmer oder Blindschleichen erinnern, stellen ein Problem dar: Wenn Störche sie für Nahrung halten und fressen, setzt ein Sättigungsgefühl ein und die Vögel verhungern bei vollem Magen. Eine weitere Gefährdung geht von Strommasten und Leitungen aus, die nicht gegen Vogelschlag gesichert sind. Hier kann es im Brutgebiet und auf dem Zug zu Verlusten bei den Störchen kommen. Obwohl in Baden-Württemberg und deutschlandweit schon viele gefährliche Masten gesichert sind, ist das in anderen Ländern auf dem Zugweg oft nicht der Fall.
Mögliche Konflikte mit dem Weißstorch und Hilfsangebote
Brüten Störche in der Nähe von Menschen, kommt es immer wieder zu Fragen und Konflikten. So kann es durchaus vorkommen, dass sich die Störche einen ungünstigen Brutplatz aussuchen, oder es kommt bei bestehenden, mit den Jahren immer schwerer gewordenen Nestern zu Statik-Problemen am Gebäude. Auch kommen Beschwerden über Verunreinigungen in der Umgebung des Storchenhorstes vor, da Nistmaterial oder Nahrungsreste herunterfallen.
Für diese und weitere akute Fragestellungen stehen nicht nur NABU-Aktive mit Rat und Tat bereit, das Land Baden-Württemberg hat auch Ansprechpartner*innen bereitgestellt. Bei Bedarf leiten sie die Fragen an die lokal zuständigen Storchenbetreuer*innen oder andere Zuständige weiter.
Dabei wird nach regionalen Zuständigkeiten unterschieden:
Judith Opitz
Damit der Weißstorch auch weiterhin so zahlreich in Baden-Württemberg vertreten ist, setzt sich der NABU auf Landesebene und vor Ort aktiv für die Gestaltung seiner Lebensräume und für ein gutes Zusammenleben mit ihm ein. Nur so kann es gelingen, dass der Storch uns als Brutvogel erhalten bleibt und er weiterhin am Himmel oder am Nest für uns Menschen so gut zu beobachten ist.
mehr Informationen:
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